Die Saat Der Makellosen
Unbeugsam und nahezu unzerstörbar. Die alten Narben ihrer Verletzungen heilten. Innerlich wie äußerlich. Ihre sich erneuernde Haut spannte und straffte sich. Nathan konnte die Bewegungen auf sich spüren, wie das Kriechen einer Schlange, die in weichen Zügen über seine Haut glitt. Cats Atem ging immer noch schwer aufgrund der großen Anstrengung, die sie ausgestanden hatte, entspannte sich aber allmählich, als er ihr beruhigend über den Rücken strich, der zuerst noch voller kleiner Erhebungen aufgrund der Narben war und sich dann nach ein paar Streicheleinheiten makellos anfühlte.
Selbst ihre zerwühlte Haarpracht ordnete sich und bekam in der Phase der Widergeburt neuen Glanz. Die Bissmale an ihrem Hals schlossen sich. Das Blut, das nicht von ihm getrunken und ihre Kehle hinabgelaufen war, zog sich wie durch einen Zauber in ihren Körper zurück und es blieb nichts zurück außer ein neuer, makellos perfekt geformter Leib, den er erschaffen hatte.
Doch der Stolz, den Nathan eigentlich verspüren sollte, hielt sich in Grenzen. Er hatte ihr neues Leben geschenkt, aber das bedeutete nicht, dass er irgendwelche Rechte an ihr besaß. Eine große Aufgabe wartete auf sie, die sie genauso gut meistern würde wie alles Bisherige in ihrem Leben. Selbst wenn Cat das jetzt noch für unmöglich hielt. Sie würde gut zurecht kommen und er musste sie dafür einfach nur los und die ersten Schritte in ihr neues Leben allein gehen lassen.
Je ruhiger sie beide wurden, desto mehr verflüchtigte sich der Geruch der Paarung, den sie beide bis zum Überfluss abgesondert hatten. Cats größtes Bedürfnis nach Blut war genauso gestillt, wie vorerst sein Verlangen nach ihr. Sie einfach nur im Arm zu halten und ihrem Atem zu lauschen, die Wärme dessen auf seiner Brust und seinem Oberarm zu spüren, fühlte sich dagegen perfekt an. Es gab ihm das Gefühl, dass sie zu ihm gehörte. Wenigstens für eine kleine Weile, in der er einfach nur Nathan für sie sein konnte und nicht der Warrior aus dem Hause Draco.
Cat fühlte, wie ihre Haut prickelte und zog, doch sie konnte nicht darüber nachdenken, was das bedeutete. Ihre Sinne waren plötzlich viel empfindlicher geworden und sie nutzte sie, um Nathans Nähe tief in sich aufzunehmen. Seinen Atem, seinen Herzschlag, seine Berührungen, die Wärme seines Körpers… Allerdings schaffte sie es nicht, sich zu rühren, weil sich ihre Glieder schwer anfühlten und sie kaum die Augen offen halten konnte, obwohl sie bestimmt noch keinen Schlaf finden würde.
Er war die ganze Zeit bei ihr gewesen und ohne ihn hätte sie es niemals geschafft. Was sie hier erlebte, übertraf alle Erzählungen, die sie im Laufe ihrer Reisen aufgeschnappt hatte. Dieses Gefühl, dass etwas in ihr schlummerte, was ihr vielleicht Angst machen könnte, wurde wieder stärker.
Wenn Nathan sie nicht im Arm gehalten hätte, dann wäre sie sicher in Tränen ausgebrochen, doch er gab ihr Sicherheit und Zuversicht, mit ihm an ihrer Seite alles meistern zu können, was die Umwandlung ihr abverlangen würde. Und alles, was noch kommen würde...
In ihrem Herzen wuchs stetig eine kleine Flamme, die nur für ihn brannte. Sie hatte nie an dieses Ammenmärchen geglaubt, das ihr eine junge Immaculate einmal erzählt hatte. Eben dieses Mädchen, das sie vor ein paar Jahren aus den Klauen der Aryaner befreit hatte… Dass es besondere Breeds gab, die dafür bestimmt waren die Seelenverwandte eines Immaculates zu werden. Cat hatte ihr nicht widersprochen, weil sie es unhöflich gefunden hätte, sich auf diese Weise für die erwiesene Gastfreundschaft zu bedanken. Die Immaculate hatte schon genug erlebt, sie sollte ruhig an Märchen glauben, wenn sie sich dadurch besser fühlte.
Aber nun … hier in Nathans Armen glaubte Cat beinahe selbst daran. Er war in ihr mit seinem Blut und sie wollte, dass es so blieb. Für einen anderen würde da kein Platz sein. Niemals.
„Wie geht es dir jetzt, Catalina? Sind die Schmerzen erträglich?“, fragte er nach einer weiteren Weile des Schweigens, als sie ganz ruhig und bequem auf ihm lag, sich aber noch nicht dem Schlaf hingegeben hatte, der sie beide bald übermannen würde. Er sprach leise und sehr sanft mit ihr. Das Gehör, das sich neu in ihr entwickelt hatte, würde noch eine ganze Weile so empfindlich wie das eines Babys sein, so wie der Rest ihres Körpers.
In ein paar Stunden, wenn die anfängliche Schwäche und die Weichheit ihre Glieder verlassen hatten, würde sie fit genug sein, um sich
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