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Die Saat Der Makellosen

Die Saat Der Makellosen

Titel: Die Saat Der Makellosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Doch das war es nicht, woran er in diesem Augenblick dachte.
Sie war die Raupe, er war der Kokon und danach würde sie ein neues, gesundes Leben haben. Die Welt erobern, wie er es ausgedrückt hatte. Rein bildlich gesprochen natürlich. Er musste vorsichtig sein. Sonst würde sie nur überstürzt die Flucht ergreifen und sich nie wieder von irgendwem helfen lassen.
„Es ist einfach nur Biologie, Romy. Ihr Körper schreit danach, sich zu entwickeln. Schon jetzt haben Sie überragende Fähigkeiten. Damit meine ich nicht nur Ihre Vorahnungen und Rückblicke, sondern auch die, die Ihnen noch vollkommen unbewusst zu sein scheinen. Vorhin unten in der Halle vor dem Essen waren Sie sehr aufgebracht, weil Sie nicht zu Theron gelassen wurden. Sie haben in Gedanken einen Wutschrei raus gelassen, statt unserer Empfangsdame an die Kehle zu gehen. Das war sehr löblich von Ihnen, nur leider hat jeder im Haus anwesende Immaculate...nein, lassen Sie mich das anders formulieren...jeder Vampir in Ihrem unmittelbaren Umkreis, der über mentale Fähigkeiten verfügt oder diese Art von Reizen empfangen und umsetzen kann, diesen einen Schrei gehört. Es brachte mich dazu, meine Arbeit zu unterbrechen und zu Ihnen zu kommen. Nicht, weil ich mit Ihnen streiten wollte.“
    Rys schenkte ihr ein verschmitztes Grinsen, dachte erneut an die Ohrfeige und sie beide wussten sehr wohl, dass er genau aus dem Grund, nämlich dem, ihr die Leviten zu lesen, gekommen war und jetzt versuchte, die Sache schön zu reden, um sie zu beruhigen. Wenn es ihm auch nur halbwegs gelang, würde sie ihm die kleine Flunkerei schon verzeihen. Er meinte es ja ernst und hatte nicht vor, sich über sie lustig zu machen oder ihre Unwissenheit gegen sie zu verwenden. Im Gegenteil, sie musste sich dessen bewusst werden, was sie konnte und welche Gefahren das mit sich brachte.
    „Ich wollte sicher gehen, dass Ihnen nichts passiert. Wäre es Nacht gewesen, dann hätten Sie damit eine ganze Horde unserer Feinde anlocken können. Aryaner, Ghouls. Die Typen, die in der Gasse hinter dem Club beinahe über Sie hergefallen sind. Solange Sie unter unserem Schutz und dem der Enforcer stehen, sind Sie sicher. Die Überwachung dient nicht dazu, Sie auszuspionieren und Ihre privaten Vorlieben herauszubekommen, sondern einfach dazu, uns auf dem Laufenden zu halten, was mit Ihnen passiert. Nur so können wir derzeit Ihr Überleben garantieren. All das mag Ihnen wie ein Überfall vorkommen. Ein unverzeihliches Eindringen in Ihre Privatsphäre und die Verletzung all Ihrer Rechte, aber ich garantiere Ihnen, dass es im Vergleich zu allem anderen, was Ihnen, dadurch dass Ihr Körper noch nicht voll entwickelt und Ihre zweifellos sehr starken Kräfte nicht richtig umsetzt, passieren kann, harmlos und nichtig ist. Sie sind eine Breed, Romy, aber Ihnen ist die Bedeutung dieses Wortes nicht ganz klar geworden.“
     
    Er hatte ihren Schrei gehört?! Romy wäre am liebsten im Boden versunken. Wie war das überhaupt möglich? Sie hatte einfach nur innerlich ein wenig Dampf ablassen wollen. Und dabei bestimmt die ganze Vampirpopulation im Haus auf sich aufmerksam gemacht… Super. Da konnte sie auch mit einem Schild auf der Stirn spazieren gehen: Kommt und holt mich!
Sie fand daran überhaupt nichts Erheiterndes. Es war zum Kotzen, sich biologischen Regeln unterwerfen zu müssen, von denen sie keine Ahnung hatte. Breed, schon wieder dieses Wort, das sich langsam zum roten Tuch für sie entwickelte. Hatte sie nicht gelesen, dass sie zweite Generation war? War deshalb ihre Natur den biologischen Gesetzen stärker unterworfen?
Verflucht sei ihre Mutter, die ihr und Bekky dieses Erbe hinterlassen und damit ihre Freiheit für immer eingeschränkt hatte. Marga hatte doch wissen müssen, worauf sie sich einließ, zumindest nach ihrer Geburt. Dieser Mann, den sie noch nicht als Vater bezeichnen konnten und vielleicht auch niemals würde, hatte sie doch bestimmt eingeweiht. Warum hatte sie sich ihm immer wieder hingegeben, wenn sie seine Welt so abstoßend fand?
    Rys gab ihre Hand frei und lehnte sich auf seinem Platz zurück. So langsam kamen sie nach der langsamen Vorbereitung auf den Punkt.
„Frauen sind in unserer Rasse das Wichtigste, um den Fortbestand zu garantieren. Das ist bei den Menschen nicht anders. Das wissen Sie. Die Sache mit dem Klapperstorch ist genauso ein Märchen wie die vom Teufel und seinem Gegenspieler Gott. Das Einzige, was uns unterscheidet, ist die Art wie wir mit ihnen umgehen.

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