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Die Saat Der Makellosen

Die Saat Der Makellosen

Titel: Die Saat Der Makellosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Wahrscheinlich war Marga einfach verrückt gewesen. Der religiöse Wahn passte jedenfalls dazu.
    Wäre sie nicht in diesem beinahe gleichgültigen Zustand gefangen, hätte Romy wahrscheinlich nach dem goldenen Kreuz gegriffen, um es von ihrem Hals zu reißen. Sie wollte kein Erinnerungsstück mehr an ihre Kindheit haben. Es war besser, das alles hinter sich zu lassen und sich nur noch um Bekkys Wohl zu kümmern.
Mit größter Willensanstrengung griff sie erneut nach dem schweren Folianten und zog ihn zu sich her, um ihn zurück zum Stammbaum zu blättern und zur Geburtsurkunde. Sie musste sich die Details merken, um Bekky alles ganz genau erklären zu können. So was konnte sie gut, immerhin war sie ein ehemaliger Cop, dem man eine große Laufbahn als Ermittler vorausgesagt hatte.
    Sie las die Namen… Lilith… Malakai… Theron … Besondere Namen aus der Mythologie. Natürlich passte dann Chryses in den Kanon. Wäre sie anders getauft worden, wenn ihr Vater hätte mitbestimmen dürfen?
Auf jeden Fall hätte sie mit dem Namen Harper wesentlich weniger Probleme gehabt als mit ihrem. Malakai und Marga … Es waren keine weiteren Nachkommen gefolgt. Wann war er gestorben? Wie schwer hatte ihn der Verlust getroffen? Er hatte ihre Mutter geliebt und vielleicht zu sehr respektiert. Das konnte sie ihm kaum vorwerfen.
Die Geburtsdaten neben den Namen erstaunten sie jedoch ziemlich. Wenn sie dem Glauben schenken sollte, und es gab keinen Grund, es nicht zu tun, dann war der Mann neben ihr über 300 Jahre alt. Seine Mutter, Lilith, sogar an die 1000 genau wie Malakai. Die Immaculates hatten also so etwas wie den Jungbrunnen für sich gepachtet. Das musste einem erzkatholischen Mädchen natürlich dämonisch vorkommen. Sie erinnerte sich noch dunkel an die Abende, als sie ohne Nachtgebet nicht schlafen gehen durfte.
    Romy empfand im Moment nur Resignation und fühlte sich klein und nichtig. Sie zuckte nicht einmal zusammen, als Rys hinter sie trat und für sie weiter blätterte, als sie regungslos auf die Namen und Zahlen starrte.
Eine Schwarz-Weiß-Fotografie fiel ihr ins Auge, deren Anblick ihr einen schmerzhaften Stich versetzte. Der Mann war dunkelhaarig, verwegen gut aussehend und hatte ihre Augen. Sie vermutete wenigstens, dass sie grün waren. Sie brauchte den Namen unter der Fotografie nicht zu lesen, um zu wissen, dass es sich dabei um Malakai Harpia handelte.
    Sie wagte jedoch nicht, sie zu berühren. Noch mehr Wahrheit konnte sie heute nicht vertragen.
    „Ich brauche keine weiteren Beweise…“, flüsterte Romy und verschränkte die Hände in ihrem Schoß, als fürchtete sie, er könnte sie zwingen, das Foto anzufassen.
„Sie haben gewonnen, Mr. Harper!“, sagte sie mit einem erzwungenen Lachen, das ihr beinahe in der Kehle stecken blieb.
    „Ich werde Bekky einweihen… Sie soll erfahren, dass sie in der Stadt Familie hat! Es wird ihr sicher helfen… Sie hat große Probleme damit, ihre Fähigkeiten zu kontrollieren. Dabei konnte ich ihr leider nicht helfen, vielleicht können Sie das…“
Über Romys Gesicht huschte ein dunkler Schatten, nur um gleich wieder von völliger Gleichgültigkeit überzogen zu werden. Sie sah nun doch zu Rys auf und musterte ihn eine Weile wortlos.
    „Ihr Bruder… Er hat am Samstag zu mir gesagt… Etwas mit Verwandlung, dass ich kein Mensch bin… So etwas hat… Ihr Onkel damals auch zu meiner Mutter gesagt. Sie würde krank werden, wenn sie nicht verwandelt wird. Er wollte den letzten Schritt mit ihr gehen? Was bedeutet das? Werde ich so enden wie sie? Dem Wahnsinn anheimfallen, wenn ich ihn nicht gehe?“
    Romy kniff die Augen zusammen, als ihr ein kleiner Zusammenhang klar wurde und lachte dann spöttisch auf: „DAS ist es! Man kann das nicht allein! Jemand muss das für einen tun, nicht wahr? Natürlich… Wie dumm von mir! Damit habe ich wohl ein kleines Problem, oder?“
Und wie! Sie hatte nicht das geringste Interesse am anderen Geschlecht und sie hegte den dringenden Verdacht, dass man sich dazu ziemlich nahe kommen musste. Das konnten sie vergessen!
Dann war sie eben krank, das passierte auch normalen Menschen, solange Bekky nichts passierte, war ihr das auch egal. Sie war jünger und hatte genug Zeit, sich in ihrer neuen Welt umzusehen. Zeit, die ihr garantiert nicht blieb, wenn sie an die Worte von Theron Harper dachte.
    „Es ging mir nicht um den Sieg, Miss Kiss!“, murmelte Rys dumpf und seine Miene verfinsterte sich, während er die muskulösen Arme vor der

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