Die Saat Der Makellosen
gemacht und würde nun die Gegenleistung in Form seiner Kreditkarte und seiner Begleitung zu der Festlichkeit am kommenden Samstag erhalten. Ganz so, wie er es gesagt hatte.
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Nico verließ die Eingangshalle des Eagle Buildings seltsam benommen, in der sie sich wieder gefunden hatte, nachdem sich das Orakel mit freundlichen Worten von ihr verabschiedet hatte. Sie wollte nicht gleich nach Hause fahren, sie brauchte dringend frische Luft. Die Geschehnisse waren ziemlich überwältigend für sie und sie stand noch komplett unter dem Eindruck der Begegnungen mit den beiden unglaublich beeindruckenden Frauen, die bereit schienen, über ihren Makel hinweg zu sehen und sie zu beschützen.
Sie würde frohen Herzens jemandem wie Catalina dienen. Sie war unkonventionell und genau wie sie nicht unter dem Schutz der Immaculates aufgewachsen. Sie konnte der neuen Devena mit ihrem Wissen über die Bräuche und Sitten der Rasse helfen. Dadurch würde sie sich nützlich fühlen.
Nico fischte eine Sonnenbrille mit runden Gläsern aus ihrer Tasche und zog sie auf, als sie auf den Vorplatz trat, wo einen die Sonne regelrecht blendete.
Dabei glitt ihr Blick unsicher an dem Kleidchen herunter, das sie vorhin angezogen hatte. Die meisten Sachen, die sie trug, schneiderte sie selbst. In ihrem Schlafzimmer stand eine altmodische Nähmaschine, die man noch mit einem Fußpedal antreiben musste. Nico fand die Arbeit sehr entspannend, wenn sie nach einem aufwühlenden Tag aus der Klinik nach Hause kam. Zudem hatte sie einen etwas ungewöhnlichen Geschmack, was Kleidung betraf. Wenn überhaupt, dann ging sie in Second Hand-Läden, um sich neue Teile zu besorgen.
Das Kleid von heute hatte sie auch selbst gemacht. Sie hatte pflaumenfarbenes Garn mühevoll in einem komplizierten Muster gehäkelt und mit einem cremefarbenen Unterkleid vernäht, damit das Kleid nicht allzu offenherzig wurde. Es besaß einen runden Halsausschnitt und kurze Ärmel. Der Rock endete knapp über den Knien und dazu trug sie römisch anmutende Sandaletten, deren Wildlederbänder sie um ihre Unterschenkel gewickelt hatte.
Ihre gesamte Garderobe war in einem wilden Mix aus Folklore und kräftigen Farben gehalten, aber Nico stellte in Gedanken fest, dass sie kein einziges Kleid besaß, das sie zu der Feierlichkeit tragen könnte, die dem Ritual am Samstag folgen würde.
Sie spazierte den Central Park South entlang und runzelte die Stirn, weil sie nicht über genug Geld verfügte, um sich ein wirklich teures Kleid und dazu passende Accessoires leisten zu können. Außerdem konnte sie sich nicht vorstellen, sich in einer solchen Robe wohl zu fühlen.
Sie war am Sonntag im Krankenhaus gewesen, um Taneesha zu besuchen. Der Onkel hatte nicht genug Geld, um sich die Krankenhausrechnung leisten zu können, so dass Nico der Schwester am Empfang einfach ihre Kreditkarte in die Hand gedrückt hatte. Dort war ihr Geld viel besser angelegt. Sie würde schon etwas finden, mit dem sie Catalina nicht blamieren würde. Sie hatte ja niemanden, für den sie sich schön machen musste. Vielleicht musste sie auch gar nicht auf das Fest, wenn sie ihre Pflicht getan hatte? Das wäre ihr am allerliebsten gewesen.
Bei dem Gedanken an das kleine Baby, musste sie gleich an den Chief denken, dem sie all die positiven Entwicklungen in ihrem Leben verdankte. Sie suchte nach ihrem Handy und wählte seine Nummer, die sie nicht eingespeichert hatte, dafür aber leider schon auswendig kannte. Sie wollte nicht in die Situation kommen, sich ständig an ihn zu wenden, weil sie einfach nur seine Stimme hören wollte.
Sie war erleichtert, als die Mailbox ansprang und suchte nach den richtigen Worten.
„Hallo, Chief Archer… Hier spricht Nico… Ich wollte mich nur noch einmal für Ihre Hilfe bedanken! Ihr Freund, Mr. Avery war heute Nachmittag bei mir und wird in den nächsten Tagen die Alarmanlage installieren… Und… Ich hatte noch weiteren Besuch… Das Orakel der Harpias war bei mir… Das verdanke ich nur Ihnen, es war sehr freundlich, der Dame meinen Fall vorzutragen! Ich werde bestimmt bald einem neuen Haus unterstellt werden… Ich durfte die zukünftige Devena, Catalina, kennen lernen. Ich komme gerade aus dem Eagle Building… Und bin noch ziemlich…“
Nico schnappte ungläubig nach Luft, als sie plötzlich die Stimme des Chiefs hörte, der gerade das Gespräch angenommen hatte.
„Oh… Es tut mir leid, Chief Archer! Bitte… Ich wollte Sie nicht stören! Nur eine Nachricht
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