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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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eine Frechheit von ihr anhören. Sie ist schrecklich. Sie mag sich selbst nicht. Aber dann ist sie am besten. Ohne Mitleid, ohne Gefühl. Also los, Lejeune, so schnell kriegen sie dich nicht unter.
    »Wir machen weiter«, sagt sie. »Wir spüren ihn schon wieder auf.«
    Jedenfalls ist dieser Harris wieder in Paris gelandet. Er wird die Mörderin seiner Frau suchen. Sie muss nur warten, wie eine Spinne in ihrem Netz. Wenn sie diese Russin kriegen, kriegen sie auch ihn.
    Sie drückt ihr Kreuz durch und steht auf, lässt einen Espresso durchlaufen und trinkt ihn gleich schwarz, dort am Kühlschrank, im Stehen. Abwarten gefällt ihr nicht, es läuft ihrer Natur zuwider. Sie will handeln, etwas tun. Ihr Herz pocht schneller, als würde sie rennen. Aber sie steht nur da, mit der Tasse in der Hand, und wartet, dass sich ihr Herz wieder beruhigt oder dass irgendetwas passiert.
    Kaum zwei Minuten später ist es so weit: Odette ruft an. Spanair hat den Namen der Mitreisenden durchgegeben: Camille Vernet. Odette gibt ihr auch gleich weitere Details.
    Und dann erinnert sie sich an die Journalistin in der Talkshow von ParisCult.
    »Haben Sie auch ihre Telefonnummer?«
13
    »Ich weiß nicht, was da drauf ist.« Lorraine Kempf sitzt im pistaziengrünen Mantel in Camilles Bürosessel in der Redaktion von Tout Menti! und starrt auf die Mini-DVD in Ethans Hand.
    Dass er noch vom Flughafen Málaga aus seinen Anrufbeantworter zu Hause abgefragt hat, war aus einer unerklärlichen Eingebung heraus. Und tatsächlich hatte jemand angerufen. Lorraine Kempf hatte fünf Mal versucht, ihn zu erreichen. »Ich muss Sie dringend sprechen, ich habe eine Nachricht von Nicolas.«
    Er hat sie zurückgerufen und in die Redaktion bestellt.
    Ihm war jegliches Gefühl abhandengekommen.
    Sie hatten ihre Maschine nicht mehr erreicht, hatten die Nacht auf dem Flughafen verbracht und waren mit der Sechs-Uhr-Morgenmaschine über Madrid nach Paris geflogen. Er war in einen seltsamen Zustand zwischen Wachen und Schlafen geraten. Mathilde schrie, und Sylvie stürzte in einen bodenlosen Abgrund, und er konnte sie nicht halten.
    Als er kurz nach der Landung in seine Jackentasche gegriffen hatte und auf den goldenen Anhänger gestoßen war, war plötzlich wieder Adrenalin durch seine Adern geschossen, hatte seine Wut angefacht und ihn angetrieben, den Kampf aufzunehmen. Sie waren direkt vom Flughafen in die Redaktion gefahren, noch in ihren schmutzigen, zerrissenen Mänteln. Was ist mit Christian und den anderen Mitarbeitern?, hatte er Camille im Taxi gefragt.
    »Sie stören uns nicht. Wahrscheinlich ist heute noch nicht mal Christian da. Er hat Termine wegen seiner Fußballstory in Manchester.«
    Niemand war da. Nur Lorraine, die vor der Tür wartete. Irgendwie war sie durch die Haustür gelangt.Die Kassette war per Express aus Bali gekommen, und Lorraine erinnerte sich, dass einer von Nicolas’ Bekannten dort geheiratet hatte.
    Nicolas hat ihr einen Brief dazugelegt.

    Liebe Lorraine, bitte heb das Video auf. Ich weiß nicht, wem ich es sonst geben soll. Ich habe die Dateien auf dem Memorystick vorsichtshalber an folgende Mail-Adresse geschickt:
    Username: [email protected]
    Password: bluesky90
Dann ist es deine Sache, was du damit tust.

    Ethan liest die Nachricht zum zweiten Mal. Er will seine Vermutung, nein, seine Überzeugung nicht aussprechen, nicht hier, nicht vor Lorraine. Auch Nicolas ist tot. Da ist er sich sicher.
    Camille hat inzwischen eine ältere, abgegriffene Canon mit Kassettenfach aus einem Metallschrank genommen. In einem extra Täschchen stecken ein passendes Kabel für den Anschluss an einen Monitor, ein Akku und ein Netzgerät. Ethan schließt die Videokamera an Camilles Powerbook an. Es funktioniert.
    Er versucht, alle Gefühle zu verdrängen, und nach wenigen Klicks hat er das Video geladen.
    »Ist er das?« Ethan meint den jungen Mann, der mit einem gelben T-Shirt und einem bunt bedruckten Tuch um die Hüften im Schneidersitz auf einem Bett sitzt. Im Hintergrund glaubt Ethan eine Wand aus Bambusstäben zu erkennen. Am rechten Bildrand ragt vorne eine rote Hibiskusblüte ins Bild.
    Lorraine Kempf nickt nur.
    Der Mann räuspert sich, strafft seinen Rücken und beginnt zu sprechen.
    »Ich bin Nicolas Gombert … Ich war Assistent vonProfessor Jérôme Frost, Biogenetiker, Leiter der Abteilung Pflanzengenetik IV an der Université Pierre et Marie Curie in Paris, wissenschaftlicher Mitarbeiter der EFSA mit Sitz in Parma. Am Abend des

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