Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
Vom Netzwerk:
Vordersitzen des Dienstwagens sehen schweigend aus dem angelaufenen Fenster auf die Fassade des Crown Plaza. Es riecht nach feuchten Polstern und Haarshampoo. Zum letzten Mal war sie vor acht Jahren in Genf. Bei einer Fortbildung, sie erinnert sich. Damals arbeitete Roland noch bei der Société Générale , und die Kinder waren tagsüber in der Kinderkrippe.
    Ihr Handy vibriert. Camille Vernet, na also. Lejeune räuspert sich, seit dem Aufstehen hat sie ein unangenehmes Kratzen im Hals, und die Aircondition im Flugzeug hat ein Übriges getan. Eine Erkältung ist wirklich das Letzte, was sie jetzt noch braucht.
    »Ja?«
    »Er ist jetzt allein. Diese Versammlung findet in zwei Stunden statt.«
    »Ja.«
    »Bitte, ich kann mich auf Sie verlassen, ja?«
    »Natürlich.«
    »Und Sie werden ihm auf keinen Fall sagen, dass ich …«
    »Nein.«
    »Danke.«
    Lejeune steckt ihr Handy weg. Camille Vernet war am gestrigen Abend widerspruchslos ins Commissariat gekommen. Sie habe vorgeschützt, ihren Vater besuchen zu müssen, bemerkte sie noch, bevor sie sich fast erleichtert auf den Stuhlvor Lejeunes Schreibtisch fallen ließ. Die Sache mit dem Killer in Harris’ Wohnung und dann die Schießerei in Spanien haben sie in Todesangst versetzt.
    Aber ich bin Journalistin, verstehen Sie?
    Und ich bin Polizistin, hätte Lejeune am liebsten geantwortet.
    Ethan Harris ruht nicht eher, bis er die Verantwortlichen und die Hintermänner für den Mord an seiner Frau zur Rechenschaft gezogen hat, sagte Camille Vernet. Das nützt doch auch Ihnen, Inspecteur, nicht wahr? Warum beobachten Sie ihn nicht einfach? Und schützen uns?
    Mir liegt nichts am Leben von Mister Harris, Madame Vernet. Ich will die Mörderin. Ich will meinen Fall lösen. Aber das hat sie natürlich nicht gesagt.
    Die Dinge fügen sich. Sie hat nicht zu hoffen gewagt, dass der Angestellte an der Rezeption tatsächlich die Finnin, nein, die Russin, auf dem Foto erkannt hat, das der Schweizer Kollege ihm vor einer halben Stunde routinemäßig zeigte.
    Sie wird reiche Beute machen.
    »Gehen Sie rein«, sagt sie zu den beiden Kollegen. »Und keine Aktion, bevor ich es sage.«
19
    Camille steckt ihr Handy zurück in die Umhängetasche. Nicht noch einmal dasselbe wie in Spanien. Lejeune wird auf sie beide aufpassen, das hat sie versprochen.
    Auch Lejeune will die Drahtzieher der Morde, und sie weiß, dass Ethan sie ihr liefern wird. Das hat Lejeune gestern Abend durchblicken lassen.
    Inzwischen ist sie zurückgegangen und steht nun am Buffet, wo sich Océane Rousseau gerade eine Portion Algensalat auf ihren Teller legt. Das Widerstreiten ihrer Gefühle strengtCamille an, doch zugleich genießt sie die brodelnde Lebendigkeit in ihrem Körper. Eine Journalistin ist skrupellos, wenn es um die Wahrheit geht. Hat sie das nicht zu ihrem Credo gemacht?
    Océane scheint nicht verwundert zu sein, als sie Camille neben sich entdeckt. »Sie haben meine Empfehlung also befolgt …«
    »Welche Empfehlung?«
    »Sich das Buffet nicht entgehen zu lassen.«
    Schon wieder hat Océane es geschafft, sie zu irritieren.
    »Wissen die Iraker und Afghanen, dass sie, wenn sie diesen DR-Mais essen, keine Kinder mehr bekommen?«, fragt Camille betont beiläufig.
    »Camille, auch Sie sind leider den Verschwörungsanhängern ins Netz gegangen. Sie haben mit Véronique Regnard gesprochen, nicht wahr?«
    »Woher wissen Sie das?«
    Océane antwortet mit einem nachsichtigen Lächeln. »Véronique Regnard hat uns mit Verleumdungen überschüttet. Und alles war erfunden. Sie ist krank. Paranoid. Sie war ihr Leben lang in psychiatrischer Behandlung. Sie haben sie doch im Gefängnis gesehen, nicht wahr?« Ihre Augen, wie schwarz und glühend sie sind, denkt Camille.
    »Véronique Regnard ist tot«, sagt sie lauernd.
    »Ach, tatsächlich. Wie tragisch. Sie war doch kaum … vierzig? Essstörungen, Paranoia, die Krankheiten unserer Zeit.« Die Vizedirektorin seufzt. »Dabei war die Nahrung noch niemals so sauber wie heute. Wissen Sie, Camille, wie viele Menschen früher an Mutterkornvergiftung gestorben sind? Aber lassen wir das. Haben Sie sich einmal überlegt, wie Ihre Zukunft aussehen soll, Camille?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun«, Océane legt die Zange in die Schüssel mit Algensalat zurück, »ich habe Sie bei unserem letzten Treffen etwas gefragt.« Schon wieder lächelt Océane auf diesehintergründige, überlegene Art, die signalisiert, dass sie alles – und jeden – durchschaut. Was will Océane

Weitere Kostenlose Bücher