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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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übernehmen der Staat und die Vereinten Nationen. Aber die Patienten müssen die Untersuchungen (Labor, Röntgen etc.) selbst bezahlen. Ein CT kostet etwa 50 Euro, das ist extrem teuer, viele müssen 50 Tage dafür arbeiten.
    Hier im Hospital bekommen die Patienten die Behandlung kostenlos. Norbert und Birgit haben am Anfang ihr eigenes Geld in das Projekt gesteckt. Das veraltete Krankenhaus war in einem für uns unvorstellbaren Zustand.
    Sie haben mir Fotos gezeigt: Der Saal für die Kinder hatte 30 Betten, es war sehr laut, es wurde geschrien, gelacht, geweint. Die Mütter, falls die Kinder überhaupt welche hatten, saßen dabei und schliefen nachts unter den Betten auf dem Zementboden. Dass es weder ernst zu nehmende Medikamente noch medizinische Geräte gab, liegt auf der Hand. Die beiden fanden schließlich einen Sponsor: »Don’t forget Africa«. Das Krankenhaus wurde komplett modernisiert, und die Organisation finanziert auch jetzt den Unterhalt. Die Patienten sind nun nur noch zu sechst in einem Raum, Kinder mit gefährlichen Infektionskrankheiten werden von den anderen abgeschirmt, für dieMütter ist auch ein Bett vorhanden, es gibt medizinische Geräte, wenn auch noch nicht in ausreichendem Maße. Zurzeit arbeitet ein Schweizer Arzt hier, außerdem eine englische Hebamme, dann gibt es vier einheimische Krankenschwestern und mich, einen Studenten aus Deutschland.

    Hier sind Fotos von meiner bescheidenen Hütte, nur 200 Meter vom Hospital entfernt. Es gibt einen Fernseher, Strom für mein Notebook und meinen iPod, ach ja, und Wasser. Strom und Wasser nicht immer, aber es gibt Generatoren und Wasserspeicher.
    Jeden Morgen, kurz nach Sonnenaufgang, mache ich mich auf den Weg. Ein schmaler Pfad führt zwischen Büschen und Feldern zur Klinik. Es ist ziemlich frisch morgens und abends auch, tagsüber wird es dann sehr warm …

    »Henrik?«
    Er sieht auf. Mary, eine der einheimischen Krankenschwestern, hat den Kopf zur Tür hereingesteckt.
    »Kommst du?«
    »Zwei Sekunden!«, ruft er und hackt noch schnell die restlichen Sätze ins Netz.

    So, ich muss jetzt los.
    Euer Henrik

    Als er das Notebook zuklappt, fühlt er sich stärker, gewappnet für den Kampf gegen Krankheit und Elend, dem er jetzt sein Leben gewidmet hat. Herr, hilf mir, dass ich in deinem Sinne handeln und den Menschen mit Liebe begegnen kann. Amen.
    Hier in Afrika ist er Gott viel näher als zu Hause. Sein Leben hat eine neue Dimension bekommen.
2  
Méautis
    Die Straßenschilder tauchen aus der Tiefe der morgendlichen Dämmerung auf, rasen übergroß auf ihn zu – und sind weg. Regen wirbelt wie Schneegestöber um ihn herum. Méautis, hat Lorraine Kempf gesagt. Ethan merkt, wie ihm schwindlig wird, seine Augen brennen, er muss sie immer wieder zukneifen, den letzten Rest Tränenflüssigkeit herauspressen, damit der weiße Nebel verschwindet. Er schiebt eine neue CD in den Player, um wach zu bleiben. Händel, er lehnt den Kopf zurück und streckt die Arme durch. Seine Sehnen und Muskeln fühlen sich an wie trockene Hanfseile, die jeden Moment reißen können. Seit seiner Abreise aus London hat er nicht geschlafen, die wenigen Stunden im Whiskyrausch zählen nicht. Noch ist die A13 nach Rouen frei, das wird sich spätestens in einer Stunde ändern, wenn der Morgen graut und die ersten Berufspendler und die Lkws unterwegs sind.
    Im Rückspiegel erkennt er jetzt eine flirrende rötliche Linie, die Sonne geht auf. Wenn er so weiterfahren kann, ist er in zwei Stunden in Méautis.
    Erst als die CD endet, fällt ihm auf, wie sehr ihn die Musik genervt hat. Dabei beruhigt sie ihn sonst. Er reißt die CD aus dem Schlitz und greift zur Schachtel Zigaretten, zündet sich eine mit dem Zigarettenanzünder an. Es stört sich ja niemand mehr am Rauch oder dass das Auto nach Zigaretten riecht. Eine seltsam deprimierende Freiheit, die er da genießt. Auf der Umgehungsstraße bei Caen nimmt er die Abfahrt auf die N13 Richtung Bayeux und hält an einer Tankstelle an, um zu tanken und um einen Kaffee zu trinken und ein Croissant zu essen. Glaubt er wirklich, Nicolas kann ihm helfen? Und was meint er eigentlich mit Hilfe? Die Versicherung, dass Sylvie diesen Frost nur mal so getroffen hat? Aus beruflichen Gründen? Warum geht man dann in ein solches Restaurant? Siehätten sich doch auch in der Krankenhaus- oder Uni-Kantine unterhalten können? Noch während er das denkt, muss er sich eingestehen, dass es Blödsinn ist.
    Er geht an zwei Lkw-Fahrern mit fettigen

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