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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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wenigen Schritten ist er am Ausgang, reißt die Haustür auf und sieht in den dunstigen Morgen. Doch da sind nur der weiße Kieshof, der Traktor, der rote Wagen und sein eigenes Auto. Er hat die Türklinke noch in der Hand, als er realisiert, dass rechts von der Tür eine Treppe in den ersten Stock hinaufführt. Seine Tritte knarren auf den Stufen, unmöglich, dass hier jemand lautlos hinaufgegangen ist. Ein Schlafraum, das Bett ungemacht. Er geht wieder hinunter, hört das Aufheulen eines Motors. Im nächsten Moment ist er an der Tür und sieht gerade noch einen schwarzen oder dunkelblauen Kleinwagen davonrasen.
    Einen Augenblick lang will er zum Lancia hasten und das Auto verfolgen. Doch dann wird ihm klar, dass es längst zu spät ist. Wenn er jetzt die Polizei anruft, wird er erklären müssen, warum er hier ist. Wenn er nicht anruft und jemand ihn oder sein Auto sieht, wird die Sache wahrscheinlich noch unangenehmer für ihn. Trotzdem steigt er ein, fährt die Straßehinunter, zurück durch die Ortschaften und dann wieder auf die Autobahn. An der nächsten Raststätte hält er an und geht zu einem der Münzfernsprecher im Gang vor den Toiletten. Was soll er sagen? Dass in Bohins Wohnzimmer ein Toter im Sessel sitzt?
    Er hat den Hörer schon in der Hand, dann hängt er ihn auf die Gabel zurück und geht wieder zum Auto. Er will gerade den Motor starten, als sich sein Handy meldet.
    »Hier ist Sarah.« Er sieht sie vor sich, verschlafen, mit Ringen unter den Augen und einer Schale Kaffee in der Hand.
    »Ich wollte nur hören, wie es dir geht.« Ihre Stimme klingt müde. Vielleicht will sie nur einfühlsam klingen, aber das hilft ihm nicht.
    »Es geht.«
    »Was machst du?«
    »Ich? Warum?«
    »Ich wollte dich einladen, ich meine, in so einer Situation ist es nicht gut, allein …«
    »Sarah, ich brauche Zeit für mich.« Die Vorstellung, bei ihr in der Küche zu sitzen, während sie ihn anteilnehmend mit Getränken und Essen versorgt und ihn der Kater dabei beobachtet, ist geradezu unerträglich. Dabei sollte er ihr dankbar sein.
    »Schon gut, verstehe. Nur falls du es dir anders überlegst, ich bin … ich bin da.«
    Savanne und Mangroven, unberührte Natur. Nein, keine Menschen. Er wundert sich, dass Sarah ihn angerufen hat.
    Wieder auf der Autobahn, schaltet er das Radio ein und dreht die Lautstärke hoch. Die Werbeblöcke beruhigen ihn, und je weniger die Musik mit ihm und Sylvie zu tun hat, desto besser.
3  
Paris
    »Ihren Reisepass, Monsieur.«
    Die Angestellte am Flugschalter lächelt gerade eben noch sorglos und freundlich, dann verwandelt sich ihr Gesicht in das von Marc. Wie soll er das aushalten? Dieselbe Situation wie im Labor. Er bleibt verschont, während ein anderer umgebracht wird. Erst als er Marc dort im Sessel entdeckt hat, ist ihm klargeworden, dass man es auf ihn abgesehen hat. Nur weil er nicht schlafen konnte und in der Morgendämmerung draußen herumspaziert ist, war er nicht im Haus, als der Mörder gekommen sein muss. Er hätte Lorraine nicht vertrauen sollen. Sie war die Einzige, die wusste, dass er bei Marc in Méautis war. Wie hat der Mörder das rausgekriegt?
    Seine Hände zittern, als er seinen Pass aufblättert.
    Wieder diese Bilder … Er öffnet die Tür, geht ins Wohnzimmer mit dem Kamin und den bequemen Sesseln. Er hört ein seltsames Geräusch. Es klingt wie ein Röcheln. Und dann sieht er Marc, grausam hingerichtet. Er ist steif vor Angst, und dann, dann rennt er einfach hinaus, in den Stall, zwischen die Kühe, und macht sich ganz klein, kauert sich zusammen, in einer Ecke im Stroh. Er kann noch nicht mal die Polizei verständigen, sein Handy ist oben im Zimmer.
    Wie lange er da kauert, weiß er nicht, irgendwann schleicht er von hinten ins Haus, holt seine Sachen und läuft in den Ort, dieses Kaff, wo er endlich ein Taxi rufen kann und sich zum Bahnhof fahren lässt. Unendlich lang ist er unterwegs nach Paris, wechselt ständig den Platz, das Abteil, und in Paris, am Bahnhof, entscheidet er sich, weiter zum Flughafen zu fahren. Er muss viel, viel weiter weg.
    »Nach Denpassar?«
    »Ja.« Er vermeidet es, die Angestellte anzusehen.
    Keine Spuren hinterlassen. Wer weiß, über welcheInformationsquellen dieser Typ verfügt. Den Akku hat er aus dem Handy entfernt, an drei verschiedenen Automaten hat er mit seinen zwei Kreditkarten Geld abgehoben, jeweils bis zum Limit. Jetzt hat er dreitausendzweihundert Euro in bar, sein gesamtes Vermögen. Das Ticket, das er gerade am

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