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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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weiß nichts von dir. Ich muss sie allein treffen.«
    »Gut, wenn du meinst.« Sie sieht ihn noch einen Moment an, als suche sie nach etwas in seinem Gesicht, dann steht sie auf. »Ich gehe jetzt besser.«
    Er könnte sie fragen, ob sie beleidigt ist, aber er will sich nicht mit ihrer Psyche, ihren Problemen oder Empfindlichkeiten beschäftigen. Sie hat sich freiwillig entschieden, hier zusein. Außerdem hat er genug mit seinen eigenen Problemen zu tun. Also hält er sie nicht zurück, sondern begleitet sie zur Tür. »Warte, ich bestell dir ein Taxi.«
    »Nein, ich nehm die Métro.«
    »Kommt nicht infrage, ich geb dir das Geld.«
    »Ich will dein Geld nicht«, sagt sie ernst. »Und ich will kein Taxi fahren.«
    »Okay, war bloß ein Angebot.«
    »Ich mache das, was ich will.« Sie sieht ihm einen Moment in die Augen, dann drückt sie ihm rasch einen Kuss auf jede Wange, muss sich dabei auf die Zehenspitzen stellen. Bevor er etwas sagen kann, ist sie schon beim Aufzug und fährt hinunter, ohne sich noch einmal umzudrehen. Sie hat recht. Er sollte sich nicht in ihr Leben einmischen und auf keinen Fall anfangen, sich um sie zu kümmern.
    Als er zurück in die Wohnung kommt, erwischt er gerade noch das klingelnde Telefon.
    »Ich habe den Vaterschaftstest gemacht.« Pauline.
    Er wartet, atmet nicht.
    »Es ist von dir.«
    Sein Hals schnürt sich zu. Was wäre ihm lieber gewesen? Was hätte ihn weniger verletzt? Wenn es von einem anderen gewesen wäre? Von Professor Frost oder von Robert? Es ist von mir. Sylvie und ich hätten ein Kind bekommen.
    »Ich weiß, wie du dich fühlst.« Paulines Stimme ist mitfühlend, dennoch glaubt er nicht, dass sie es wirklich weiß.
    »Ethan?«
    »Ja?«
    »Es tut mir leid.«
    Er verabschiedet sich rasch, bevor ihm der Kloß im Hals die Stimme nimmt. Als das Telefon gleich wieder klingelt, lässt ihn ein Reflex auf die Annahme-Taste drücken. Es ist Sarah.
    »Hast du was Neues erfahren?«, fragt sie sofort.
    Er zögert, entscheidet sich dann für ein Nein.
    »Warum gehen wir morgen nicht zusammen was essen?«
    »Morgen?«
    »Ja.«
    »Ich kann nicht. Ich muss nach Parma.«
    »Was machst du denn in Parma?«
    »Frost hat für die EFSA gearbeitet, ich kann dort eine Kollegin von ihm treffen. Vielleicht finde ich raus, was Sylvie mit ihm zu tun hatte.«
    »EFSA?«
    »Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit. Hat Sylvie vielleicht mal eine Dr. Antonelli erwähnt?«
    »Antonelli? Nein, nicht dass ich wüsste.«
    Sie spricht nicht weiter, und ihm fehlen die Worte, das Gespräch zu beenden.
    »Wann kommst du zurück?«, fragt sie schließlich.
    »Ich muss erst noch den Flug buchen.«
    »Ruf mich an, wenn du zurück bist, ja? Niemand sollte in so einer Situation allein sein, Ethan.«

    Die nächste Dreiviertelstunde verbringt er damit, einen Flug zu finden. Am Nachmittag geht keine Maschine von Paris nach Parma. Er muss nach Mailand und von dort mit einem Mietwagen weiterfahren.
    Endlich hat er einen Flug mit Air One um 8 Uhr 40 entdeckt. Er wäre bereits um 10 Uhr 55 in Mailand und hätte genug Zeit, nach Parma zu fahren. Mit dem Rückflug würde es knapper werden.

    In dieser Nacht legt er sich zum ersten Mal wieder in ihr gemeinsames Bett. Eine Weile liegt er einfach nur da und erinnert sich an die Selbstverständlichkeit, mit der sie neben ihm gelegen hat. Er hat nie daran gedacht, wie es sein würde, wenn sie nicht mehr da wäre. Er streckt den Arm aus und stellt sich ihren Körper vor, ihre Wärme und ihren Duft nachOrangenblüten und nach Minze … und wie es war, ihre Lippen zu küssen und ihr Haar durch seine Hände gleiten zu lassen. Sie hätten ein Kind gehabt …
12 Freitag, 28. März
Rouen
    Leere Straßen, ohne Menschen, ohne Autos, und in den tristen Häusern scheint auch niemand mehr zu wohnen. Der Himmel ist dunkelgrau, auf die Scheibe prasseln Regentropfen. Eine schroffe Backsteinmauer zieht sich entlang einer Straße endlos hin, und Camille ahnt, dass sie gleich am Ziel sein werden.
    Zum ersten Mal in der Geschichte Frankreichs wurde der Staat dazu verurteilt, 3000 Euro an einen Gefangenen zu zahlen wegen der Bedingungen in der Haftanstalt. Zudem wurde die Verwaltung dazu verurteilt, die Haftbedingungen zu verbessern.
    Die ganze Zeit im TGV von Paris bis Rouen und auch auf der Fahrt im Taxi durch die regennasse Stadt hat diese Meldung sie mit einem unangenehmen Gefühl erfüllt, und mit jeder weiteren Minute wird ihr Drang größer, zu fliehen. Doch sie ist Journalistin,

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