Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
Vom Netzwerk:
schwarzen Marmoraschenbecher auf seinem Schreibtisch aus. Drei Zigaretten am Tag, darauf haben sie sich alle vier geeinigt. Das war gerade die zweite, stellt Camille fest. Sie hält das Kerngehäuse des Apfels am Stiel fest und wirft es in den Mülleiner unter ihrem Schreibtisch. »Glaubst du nicht, Christian, dass wir Vorurteile haben? Dass wir uns auf die Seite der öffentlichen Meinung schlagen: Grüne sind grundsätzlich besser als Agrarkonzerne?«
    »Du vergisst, dass ein Feuerwehrmann bei der Aktion von dieser Regnard gestorben ist. Okay, das wollte sie wahrscheinlich nicht, aber so, wie die drauf ist, hat sie das überhaupt nicht berührt.« Er schüttelt den Kopf. »Für sie zählt ein sauberer Fluss mehr als ein Menschenleben. Was uns zu der interessanten Frage bringt: Wofür darf man jemanden töten?«
    »Höchstens aus Eifersucht. Und vielleicht noch aus Rache.«
    »Habgier?«
    »Nein.«
    »Und um die Welt zu retten?«, fragt er mit einem herausfordernden Unterton.
    »Man rettet nicht die Welt, indem man ein Menschenleben opfert.«
    »Vielleicht durch ein Attentat?« Er sieht sie herausfordernd an.
    »Okay – vielleicht. Ohne Hitler wären Millionen Menschen am Leben geblieben. Oder ohne Stalin …«
    »Ganz deiner Meinung. Also darf man Verantwortliche töten?«
    »Unter Umständen …«
    »Und wer nimmt sich heraus, die Verantwortlichen zu bestimmen?«
    »He, das ist meistens offensichtlich.«
    »Ja. Wir verschmutzen den Planeten. Also …« In einer schnellen Bewegung fährt er mit der Handkante quer über seinen Hals. »Todesurteil für, sagen wir, eine MillionMenschen? Eine Milliarde? Zwei Milliarden vielleicht? Oder drei? Oder …?«
    »Manchmal ist dein Zynismus nicht zu ertragen, Christian.« Sie steht auf, geht in die Küche und findet im Kühlschrank einen letzten Soja-Joghurt. Das Verfallsdatum ist auch noch nicht überschritten, stellt sie fest, als sie den Deckel aufreißt. Kurz zögert sie, dreht den Becher. Nichts. Kein Hinweis auf GVO, gentechnisch veränderte Organismen. Was nicht heißt, dass nicht doch Spuren von gentechnisch verändertem Soja drin sind, wie sie inzwischen weiß. 0,9 Prozent gentechnisch verändertes Material darf ohne besondere Kennzeichnung darin enthalten sein. Sie seufzt und wirft den Deckel in die Recycling-Mülltüte unter der Spüle.
    »Und wie geht es weiter?«, hört sie Christian vom Schreibtisch aus rufen. Er hat sich zurückgelehnt, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und sieht sie fragend an, als sie Joghurt löffelnd zurückgeht.
    »Was meinst du damit?«
    Er zwinkert. »Deine nächtliche Fahrt in der schwarzen Limo natürlich. Wer ist es?«
    »Vergiss es!«
    »Okay … He, was ist eigentlich mit uns?«
    »Nichts. Es ist vorbei. Du bist verheiratet und hast zwei Kinder.« Der Joghurt schmeckt ihr nicht, dabei hat sie ihn bisher immer gemocht. Sie steckt den Löffel in den noch halb vollen Becher und stellt ihn ganz an die Ecke des Schreibtischs. Sie wird ihn wegwerfen.
    »Die hatte ich letztes Mal auch schon«, erwidert er.
    »Das letzte Mal war ein Fehler.« Sie versucht, sich auf die Seite auf ihrem Monitor zu konzentrieren.
    Er klatscht in die Hände. »Okay. Vorbei.«
    Sie weiß, er meint es nicht ernst, für ihn ist das alles ein Spiel, ein Kokettieren mit der Gefahr und mit ihren Gefühlen. Sie könnte ihm ein Gespräch aufzwingen, aber sie seufzt nur,setzt die Finger auf die Tasten und gibt in die Suchmaschine Milward-Foundation ein.

    Zwei Stunden später hat sie alles Wichtige in einer Datei mit dem Namen The Project gespeichert. Zusammenfassend notiert sie:
    1919 rief John W. Milward, wohlhabender Bürger aus einer amerikanischen Familie, eine Stiftung ins Leben, die sich um Bildung, Kultur, Gesundheit und Ernährung der Bevölkerung kümmerte. 1926 entstand ein Sonderprogramm namens The Project, das insbesondere negative Erbanlagen in der amerikanischen Bevölkerung ausmerzen sollte. In dieser Zeit durchaus eine weltweite Bestrebung (siehe auch: Ureinwohner-Politik in Südafrika, Australien, Amerika, um nur einige wenige Länder zu nennen, Ariergedanke in Deutschland und skandinavischen Staaten, Rassegedanke).
    Erklärtes Ziel der Verfechter dieser Politik war die systematische Tötung und damit Ausrottung unerwünschter Blutlinien, zum Beispiel »Neger«, Juden, Minderintelligente, Homosexuelle, Indianer, Aborigines, Menschen mit Erbkrankheiten. 1946 wurde dieses Programm offiziell für abgeschafft erklärt und die Milward-Foundation nahm ein

Weitere Kostenlose Bücher