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Die Saat - Ray, F: Saat

Die Saat - Ray, F: Saat

Titel: Die Saat - Ray, F: Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Ray
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Hause, heute Abend, um fünf.«
    Er will nicht noch einmal so etwas erleben wie in Parma … »Professor, es gab zwei Mordanschläge auf Menschen, die ich befragen wollte.«
    Hirsch gibt ein kurzes, trockenes Lachen von sich, es hört sich an wie ein Husten, der unvermittelt erstirbt. »Ich habe keine Angst. Ich bin schon oft bedroht worden.«
    »Sollen wir nicht lieber im Institut …?«, versucht es Ethan noch einmal.
    »Nein, ich habe hier keine Sekunde Zeit. Bei mir zu Hause fühle ich mich sicher.«

    Vier Stunden. Er muss die Zeit totschlagen, macht einen längeren Spaziergang. Das Wasser des Fjords ist spiegelglatt, für kurze Zeit kommt sogar die Sonne hinter den Wolken hervor, und ihre Strahlen blitzen auf der langen Brücke, die die Insel mit dem Festland verbindet. Er isst in einem kleinen, einfachen Lokal ein Fischbrötchen, trinkt Wasser dazu und rätselt, was Sylvie wohl von Hirsch wollte. Ihm hatte sie von einer Tagung erzählt, er erinnert sich. Einer Tagung in Norwegen. Zur selben Zeit musste er nach Zürich. Sie hatten später nicht mehr darüber gesprochen.
    Zurück im Hotel, bleibt er in der Lobby sitzen, blättert durch den Observer .
8  
Bali
    Der Abendwind lässt die Palmen rascheln und sorgt hier im ersten Stock, auf der strohgedeckten Dachterrasse, für eine angenehme Temperatur. Vor Nicolas breiten sich hinter einem Zaun sattgrüne Reisfelder aus, während die anderen Seiten des Hauses von rot blühendem Hibiskus und süß duftenden Frangipani umgeben sind, einer steht vor seiner Hütte, vor den anderen drei wachsen Gummibäume und Palmen. Papageien? Kreischen da nicht irgendwo Papageien?
    Den ganzen Flug über in der überfüllten Maschine hat Nicolas versucht, nur an das zu denken, was jetzt beginnen wird. Auch im Gedränge auf dem Flughafen in Denpassar hat er gespürt, jetzt ist er wirklich angekommen. Schon die Fahrt über die Insel ist wie ein langes, tiefes Aufatmen gewesen.
    »Machs dir bequem, Nicolas.«
    Pierre im Sarong drückt ihm noch ein dickes Kissen in den Rücken, dann lässt er sich selbst auf einem nieder. Das Asketische steht Pierre gut, muss Nicolas zugeben, er trinkt keinen Alkohol und isst kein Fleisch mehr.
    »Komm erst mal an.« Pierre lächelt wieder und zeigt auf Nicolas’ Schale. Indonesisches Curry mit Gemüse und Kokosmilch.
    Pierre. Ein Freund von Marc, von ihm, von Jean – einer aus der Szene. Bis vor vier Jahren. Als er nach Bali gereist ist und Kim kennengelernt hat. Er ist dem Inselzauber erlegen, frotzelten sie daheim in der Szene in Paris. Pierre hat geheiratet, und jetzt ist er Vater.
    Pierre gießt ihm einen nach Zitrone und anderen Blüten duftenden Tee ein. »Du hast dich ja ziemlich geheimnisvollausgedrückt. Wenn Kim den Kleinen ins Bett bringt, musst du mir alles erzählen. Und lass ja nicht das Beste aus!«
    Nicolas nickt. Wie würde Pierre wohl reagieren, wenn er ihm Marcs Gesicht beschreiben würde? Ohne Nase und ohne Ohren und ohne Augen? Oder Professor Frost? Würde er sich dann immer noch so nett zu ihm auf die Terrasse hocken, ihm das Abendessen servieren, das seine Frau gekocht hat? Würde er ihn immer noch in einer der Gästehütten schlafen und sein Kind von ihm streicheln lassen?
    »Später, ja.« Nicolas winkt ab. »Ihr habt es schön hier.« Er ist neidisch. Auf ihr Glück. Auf ihre Zufriedenheit. Man sieht es ihm und ihr an. Und das Kind hat auch gleich gelacht. Sein eigenes Leben ist falsch gelaufen. Irgendwie hat er an den entscheidenden Stellen immer den falschen Weg eingeschlagen. Er beobachtet, wie Pierre seinen Blick über die sanft im Wind fächelnden Palmen streifen lässt. Immer dieses Lächeln. Das ist nicht normal.
    »Und mit Kim, wie läuft es?«, fragt Nicolas und steckt sich mit den Stäbchen Reis in den Mund.
    Jetzt, da, auf Pierres Stirn bilden sich lange Falten. Also doch nicht alles so rosig. Irgendwie tröstlich.
    »Sie war noch nie von hier weg«, sagt Pierre und schnippt eine Zigarette aus der Schachtel, die sich in seiner Brusttasche abgedrückt hat. Hier darf man noch rauchen! Und sogar wenn andere essen! Nicolas lächelt fast. Er wird hier wieder anfangen zu rauchen.
    »Hier ist ja auch das Paradies«, sagt er wieder besser gelaunt und trinkt einen Schluck Tee.
    Der süß-würzige Duft der Zigarette mischt sich mit den Gerüchen des Essens, der Blüten, der Luft. Warum sollte man von hier weg wollen?
    »Na ja, sie will mal was von der Welt sehen.«
    »Habt ihr keinen Fernseher?«
    »Komm schon, Nicolas, du

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