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Die Saat

Die Saat

Titel: Die Saat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillermo Del Toro
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Wachmanns drang. Er griff danach.
    »Hallo? Hier spricht Matt Sayles, Filialleiter von Sears.
    Einer von euch Jungs ist hier im Erdgeschoss - er ist verletzt. Er blutet am Hals, und er ist ganz grau.«
    »Ich bin sein Vorgesetzter«, sagte die Stimme am anderen Ende. »Was ist denn da los bei euch?«
    Der Wachmann versuchte verzweifelt, etwas zu sagen, doch mehr als ein Krächzen bekam er aus seinem böse zugerichteten Hals nicht heraus.
    »Offenbar wurde er angegriffen. Er hat Hämatome seitlich am Hals und eine offene Wunde. Er steht unter Schock. Sonst ist hier niemand zu sehen ... «
    »Ich komme durchs Treppenhaus runter«, sagte der Vorgesetzte. Matt hörte seine Schritte über das Funkgerät. »Was sagten Sie nochmal, wo Sie ... «
    Stille. Matt wartete, dass er weitersprach, drückte dann die Ruftaste. »Hallo?« Er nahm den Finger weg und lauschte. Nichts. Noch einmal: »Hallo?«
    In weniger als einer Sekunde wurde ein ganzer Schwall nicht identifizierbarer Geräusche übertragen. Danach ein gedämpfter Schrei.
    Der Wachmann neben ihm kippte vornüber von der Bank und kroch auf allen vieren auf die Sears-Filiale zu. Matt stand auf, das Funkgerät noch in der Hand, und sah zur Tür hinüber, die zum Treppenhaus führte.
    Er hörte Geräusche. Schritte auf der Treppe.
    Dann ein vertrautes Surren. Er drehte sich um und sah, wie sich das stählerne Sicherheitsgitter schloss. Er hatte die Schlüssel in der Steuerung stecken lassen.
    Der völlig verängstigte Wachmann schloss sich ein. »Hey -
hey!«
, brüllte Matt.
    Doch noch bevor er losrennen konnte, spürte er, dass hinter ihm etwas war. Er sah, wie der Wachmann mit weit aufgerissenen Augen zurückwich und dabei einen Kleiderständer umwarf. Matt wirbelte herum und erblickte zwei Jugendliche in ausgebeulten Jeans und übergroßen Kapuzenpullovern, die aus dem Treppenhaus kamen. Offensichtlich standen sie unter Drogen. Junkies. Schlagartig wurde Matt bewusst, dass sie den Wachmann mit einer verschmutzten Nadel verletzt haben könnten. Er zog sein Portemonnaie aus der Tasche und warf es einem der beiden zu, doch der Junge machte keine Anstalten, es aufzufangen. Die Geldbörse prallte gegen seinen Bauch und fiel zu Boden.
    Während die beiden immer näher kamen, wich Matt gegen das Ladengitter zurück.
     
    Vestry Street, Tribeca
     
    Eph hielt auf der gegenüberliegenden Straßenseite vor Gabriel Bolivars Residenz, zwei miteinander verbundenen Häusern, an die über drei Stockwerke hinweg ein Gerüst angebracht war. Sie liefen zur Tür. Sie war nicht nur verschlossen, sondern auch mit dicken, quer über den Rahmen genagelten Balken verbarrikadiert. Versiegelt.
    Eph sah an der Fassade hinauf in den Nachthimmel. »Was soll dieses ganze Versteckspiel?« Er setzte einen Fuß auf das Gerüst und wollte daran hochklettern, doch Setrakian hielt ihn zurück.
    Sie wurden vom Bürgersteig aus beobachtet. Mehrere Jugendliche standen dort im Dunkeln, blickten zu ihnen herüber.
    Eph ging auf sie zu. Er zog den rückseitig versilberten Spiegel aus seiner Jackentasche und schnappte sich einen der Jugendlichen. Das Bild im Spiegel war nicht verschwommen ... Das Mädchen - es war nicht älter als fünfzehn, aufgetakelt im Grufti-Stil mit dunklem Augen-Make-up und schwarzem Lippenstift - riss sich los.
    Dann kontrollierte Eph die anderen. Keiner von ihnen war infiziert.
    »Die Fans schieben Nachtschicht«, sagte Nora. »Schwirrt ab«, knurrte Eph. Aber es waren New Yorker Kids - niemand hatte ihnen etwas zu sagen.
    Setrakian betrachtete unterdessen Bolivars Haus. Die Frontfenster waren verdunkelt, doch er konnte nicht erkennen, ob sie verbarrikadiert oder wegen der Renovierung verhängt worden waren.
    »Wir müssen das Gerüst raufklettern«, sagte Eph. »Und durch ein Fenster einsteigen.«
    Setrakian schüttelte den Kopf. »Das wird nicht möglich sein, ohne dass jemand die Polizei ruft und Sie verhaftet werden. Nach Ihnen wird gefahndet, haben Sie das schon vergessen?« Er stützte sich auf den Gehstock. »Nein, wir haben keine andere Wahl, als zu warten. Lassen Sie uns in der Zwischenzeit etwas mehr über dieses Gebäude und seinen Besitzer in Erfahrung bringen. Es könnte nützlich sein, im Voraus zu wissen, was uns dort erwartet.«
     

Tageslicht
     
    Bushwick, Brooklyn
     
    Vasiliy Fets erster Halt am nächsten Morgen war ein Haus in Bushwick, nicht weit von dort entfernt, wo er aufgewachsen war. Aus der ganzen Stadt trafen Anfragen nach Inspektionen ein. Die normale

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