Die Sache mit Callie und Kayden
»Dann spielst du besser.« Er wirft mir den Ball zu, und ich fange ihn, verziehe aber das Gesicht, als das Leder in meinen Handflächen scheuert.
»Das brennt!« Ich tue so, als würde es wehtun, und halte die Faust an die Brust.
Seine Arme fallen nach unten, und er kommt auf mich zu. »Callie, es tut mir …«
Ich hole mit dem Arm aus und werfe den Football so hart ich kann in seine Richtung. Er rennt rückwärts und springt gerade rechtzeitig hoch, um ihn zu fangen.
Als er wieder auf dem Rasen landet, schüttelt er den Kopf. »Du spielst fies.«
Ich zucke mit den Schultern und widerspreche nicht. »So habe ich es gelernt. Mein Dad nimmt das Spiel sehr ernst.«
»Ja, wem sagst du das? Weißt du, wie oft er mich rundgemacht hat, weil ich unaufmerksam war? Doch das war gut so.« Er wirft den Football auf meine Seite, und ich muss mich schnell bewegen, um ihn zu fangen. »Er hat mich angespornt, mich noch mehr anzustrengen. Ohne ihn hätte ich das Stipendium garantiert nicht bekommen.«
Ich halte den Football in den Händen. »Fass es bitte nicht falsch auf, aber könnte sich deine Familie die Studiengebühren nicht auch so leisten, ohne Stipendium?«
»Mein Dad würde sie nie bezahlen«, erklärt Kayden und schluckt. »Er hat uns immer gesagt, dass wir entweder selbst dafür sorgen, auf eigenen Beinen zu stehen, oder wir hängen eben zu Hause fest … Ich wollte unbedingt weg.« Ich mache schon den Mund auf, da klatscht er die Hände zusammen und streckt sie aus. »Los, wirf!«
Ich werfe den Ball. Kayden fängt ihn mühelos und grinst. »Na gut, diesmal werfe ich zu dir und versuche, ihn dir abzunehmen.«
Mir fällt der Kinnladen herunter und ich starre ihn an. »Ist das dein Ernst?«
Er wirft den Ball hoch in die Luft. »Über Football mache ich keine Witze. Also, auf geht’s. Du hast eine reelle Chance, vor mir wegzurennen.«
Ich laufe weiter nach hinten aufs Feld, bezweifle allerdings, dass er mich tatsächlich jagen und zu Boden werfen will. Als ich ziemlich nahe am Touchdown-Bereich bin, bleibe ich stehen und drehe mich zu ihm. »Willst du mich echt jagen? Oder versuchst du nur, mich aufzustacheln?«
Er ist weit weg, dennoch sehe ich ihm an, dass er etwas vorhat. »Glaub mir, ich scherze nicht. Offen gesagt freue ich mich schon darauf.«
Bei seinem Tonfall setzt mein Herzschlag kurz aus. »Okay, wirf, aber ich gewinne.«
Für einen Moment wirkt er verblüfft. Dann holt er aus, nimmt Anlauf und schwingt den Arm nach vorn, sodass der Ball auf mich zugeflogen kommt. Meine Füße bewegen sich schnell, als ich mit erhobenen Händen rückwärtssprinte. In letzter Sekunde springe ich und fange den Ball aus der Luft. Als ich wieder den Boden berühre, zögere ich kurz, weil ich nach wie vor nicht sicher bin, ob Kayden mich angreifen will.
Doch kaum stehe ich, rast er auf mich zu. Ich wirble herum und laufe zum Feldende. Zum Glück ist es nicht mehr weit, denn mit meinen viel kürzeren Beinen bin ich unmöglich schneller als er.
Lachend verfolgt er mich und kommt mit großen Schritten rasch näher. Ich fixiere die gelben Pfosten am Ende und die weiße Linie, über die ich es schaffen muss. Als ich sie überquert habe, drehe ich mich wieder um und reiße die Arme nach oben.
Kayden wird langsamer und schüttelt keuchend den Kopf. »Okay, ich habe dich wohl unterschätzt und dir zu viel Vorsprung gegeben.«
Grinsend werfe ich den Football auf den Rasen. »Was macht ihr immer, wenn ihr einen Touchdown schafft?« Ich tue, als würde ich scharf überlegen. »Ach ja!« Ich hüpfe rückwärts, schwenke meine Hände vor mir und führe einen albernen Tanz auf.
Kayden lacht, dass sich kleine Fältchen in seinen Augenwinkeln bilden. »Wow, du kannst ganz schön frech sein.«
Ich hebe den Football wieder auf, packe mit der freien Hand den Pfosten und wirble um ihn herum. Ich fühle mich lebendig und schwerelos. Für eine Sekunde schließe ich die Augen und genieße die kühle Brise an meinen Wangen. Dieser Moment gehört mir. Als ich die Augen wieder öffne, kommt Kayden lässig auf mich zu, die Hände in den Hosentaschen.
Ich werde langsamer, halte mich aber weiter am Pfosten fest und beobachte, wie er den Abstand zwischen uns verringert. Er sagt kein Wort, und seine smaragdgrünen Augen fixieren mich verwirrt und intensiv zugleich. Als er bei mir ist, lehne ich mich an den Pfosten und bemühe mich, ruhig gegen dieses Verlangen anzuatmen, das von Kayden ausgeht.
Er nimmt mir den Ball aus der Hand und wirft
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