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Die Sadir-Katastrophe

Die Sadir-Katastrophe

Titel: Die Sadir-Katastrophe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Berner
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konnte. Betrachtete man die Sonne durch einen Filter, waren schon jetzt gigantische Protuberanzen mit dem bloßen Auge auszumachen. In den Nachrichten wurden Wissenschaftler zitiert, die davon sprachen, dass sich Sadirs Umfang bereits um gut 15 % vergrößert hätte – und er wuchs weiter kontinuierlich an! All das trug nicht gerade zur Beruhigung des Familienvaters aus Halifax bei. Er hatte große Angst vor dem, was kommen mochte. Angst, seine Familie nicht beschützen zu können. Angst davor, dass sie der Urlaub im Paradies letztendlich das Leben kosten konnte. Angst, die schon fast panisch war, und die er dennoch nicht nach außen dringen lassen konnte, um seine Frau und seine beiden Kinder nicht noch mehr zu beunruhigen. Und so versuchte er, möglichst gefasst und ruhig aufzutreten. Doch mit jeder Stunde, die verstrich, fiel ihm dies immer schwerer.
    „ Dad?“  
    Janet Olson blickte ihren Vater fragend an. Sie hatte eine Frage an ihn gerichtet, doch keine Antwort bekommen.
    „ Was?“, schreckte Peter Olson aus seinen Grübeleien auf. „Entschuldige, Liebes, ich war mit meinen Gedanken woanders“, entschuldigte er sich bei seiner Tochter. „Die Hitze schafft mich noch total. Du wolltest etwas von mir wissen?“  
    „ Ich habe dich gefragt, wie lange wir noch in diesem Backofen ausharren müssen, bis endlich die versprochenen Raumschiffe eintreffen“, wiederholte Janet ihre Frage.  
    „ Bald, Janet, bald“, antwortete ihr Vater und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Wenn die Schiffe im Zeitplan liegen, müssten in knapp drei Stunden die ersten von ihnen auf dem Raumhafen von Topic City landen.“  
    „ Sollten wir uns denn dann nicht besser schon mal auf den Weg zum Raumhafen machen?“, fragte Erika, seine Frau, ihren Mann.  
    Peter nickte bedächtig.
    „ Es kann nicht schaden, wenn wir schon mal packen und dann dorthin fahren“, meinte er zustimmend.  
    „ Prima!“, rief sein Sohn George aus.  
    Er sprang auf und winkte seiner Schwester zu, dass sie ihm folgen sollte.
    „ Ich kann es nicht erwarten, von dieser Gluthölle wegzukommen“, sagte er. „Los, Janet, wir gehen auf unsere Zimmer und holen unseren Sachen.“  
    Etwa dreißig Minuten später standen sie mit ihrem Reisegepäck vor dem Hotel. Sie hatten sich dick mit einer Sonnenlotion eingecremt, die den höchstmöglichen Lichtschutzfaktor besaß. Außerdem trugen sie dunkle Brillen und breitkrempige Hüte. Denn der ungeschützte Aufenthalt in der Sonne führte schon nach nur wenigen Minuten zu starken Beeinträchtigungen der Haut, die ganz schnell in einen heftigen Sonnenbrand münden konnten. Vor dem Hotel hielten sie vergeblich nach einem Taxi Ausschau. Da aber nicht nur sie, sondern außer ihnen noch viele zehntausend Menschen den Planeten verlassen wollte, war dies ein vergebliches Unterfangen. Es blieb ihnen also nichts anderes übrige, als den Weg zum Raumhafen zu Fuß durch die glühende Hitze zurückzulegen. Nach einer knappen Stunde, die den vier Engländern jedoch wie eine Ewigkeit vorgekommen war, erreichten sie eine kleine Anhöhe. Diese gehörte dem Lärm- und Sichtschutzwall, der das Gebiet des Raumhafens weiträumig umschloss. Von dieser Anhöhe herab konnte man das Areal gut überblicken.
    „ Grundgütiger!“, entfuhr es Peter Olson entsetzt, als sie den Scheitelpunkt des Walls erreicht hatten, und auf die andere Seite hinunter schauen konnten.  
    Erika, Janet und George standen wie zu Salzsäulen erstarrt, während sie das unglaubliche, zugleich erschreckende und verstörende Schauspiel betrachteten, welches sich ihren Augen darbot.
    Das gesamte Gebiet des Raumhafens war ein einziges, wogendes Meer aus Menschleibern. Es mussten zehntausende, wenn nicht sogar hunderttausende Individuen sein, die dort unten auf die Ankunft der Raumschiffe warteten. Ein Brausen, hervorgebracht aus unzähligen Kehlen, lag in der Luft. Voller Verzweiflung ließ sich Erika Lonwil zu Boden sinken.
    „ Bis wir dort unten durchkommen, ist doch schon jeder freie Platz besetzt“, sagte sie mit kraftloser Stimme und ihre großen Augen füllten sich mit Tränen der Verzweiflung.  
    Wie die meisten anderen auf Topic wusste sie aus den Nachrichten, dass auf Topic noch etwa 145.000 Menschen auf ihre Evakuierung warteten. 23.800 davon konnten regulär mit ihren Chartermaschinen den Planeten verlassen. Dazu stopfte man noch jeden Winkel der Schiffe voll, was weiteren 3500 Personen zur Flucht aus der Gluthölle verhalf. Als gesichert

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