Die Sadir-Katastrophe
Er bereitete ein kurzes Hyperraummanöver vor, welches die ATHENE bis unmittelbar an den Planeten Topic heranbringen würde. Im Allgemeinen vermied man derartige Manöver, weil sie durchaus nicht ohne Risiko waren. Doch angesichts der herrschenden Umstände hielt der Commander dieses Risiko für vernachlässigbar.
Der Sprung dauerte nur Sekunden. Dicht beim Planeten fiel das Schiff wieder aus dem Hyperraum heraus und raste mit einem wahnwitzigen Tempo in die obersten Athmosphärenausläufer hinein. Carna zwang die ATHENE in einen steilen Eintauchwinkel und verzögerte den Flug mit Maximalwerten. Der Raumkreuzer war von einer lodernden, in verschiedenen Farbtönen leuchtenden Glutaureole umgeben, hervorgerufen vom Kontakt des schützenden Prallschirmes mit der Luft Topics. Es war zwar ein Gewaltmanöver, was die Technik des Schiffes bis an die Grenzen belastete, aber nur so konnten sie die Oberfläche des Planeten in kürzester Zeit erreichen. Carna steuerte den Raumhafen von Topic City an, denn er vermutete folgerichtig, dass sich dort die größten Ansammlungen von Menschen befinden würden. Bald darauf lieferten die Außenkammeras erste Bilder vom Raumhafenareal.
Erschüttert starrten die sieben Raumfahrer auf die Panik erfüllte Menschenmenge, die alles niedertrampelte, was sich ihr in den Weg stellte. Die Besatzungen und Roboter der gelandeten Schiffe konnten dem Ansturm nicht mehr Herr werden. Vereinzelt hatten Schiffe sich sogar in den Schutz ihrer Schirmfelder zurückgezogen, den Einschleusungsvorgang der eigenen Sicherheit wegen abgebrochen. Doch auch das konnte die Masse der Leiber nicht aufhalten. Sie schob, drückte und drängte nach vorne, in die Abwehrfelder hinein, wo bereits Menschen schreiend, in grellen Entladungen gehüllt, einen furchtbaren Tod starben.
„ Oh Gott, Nein!“, schrie Karin entsetzt auf.
Die junge Frau schlug schluchzend ihre Hände vor die Augen im Angesicht der grauenvollen Tragödie dort unten. Nomo hatte sich erhoben, war zu ihr gegangen und legte tröstend seinen Arm auf ihre Schulter.
„ Sie sind in Panik geraten“, sagte er leise, und es war ihm anzumerken, dass auch ihn dieses entsetzliche Schauspiel mitnahm.
„ Die Menschen versuchen nur noch, vom Planeten wegzukommen, ohne Rücksicht auf Verluste.“
„ Wenn wir dann landen, erleben wir den Abend nicht mehr“, sagte Glenn bedrückt. „Sobald wir die Schleuse öffnen, wird sich die Menschenmenge wie eine Horde wilder Tiere auf die ATHENE stürzen!“
Die Crewmitglieder sahen sich betroffen an. Lähmendes Schweigen herrschte in der Zentrale. Da erfasste die Kamera einen kleinen Bereich außerhalb des wütenden Mobs, durch mehrere Bodenfahrzeuge von diesem getrennt. Glenn Stark erspähte die kleine Gruppe und holte den Bildausschnitt mit der Zoomfunktion näher ran.
„ Seht mal“, sagte er zu den anderen, „Da sitzen auch noch welche!“
Auch die anderen sahen nun genau hin.
„ Ja, tatsächlich“, sagte nun auch Harriet. „Das sind vier Leute. Warum haben die sich wohl von den anderen so weit entfernt?“
„ Schau dir den tobenden Mob da draußen an, dann weißt du warum“, sagte Tom mit einer Geste zu der wogenden Menschenmenge hinüber.
„ Auf jeden Fall wird ihnen genau das ihr Leben retten“, fügte er dann mit entschlossenem Gesicht hinzu. „Wir werden runtergehen und genau diese vier Menschen retten!“
„ Tom!“
Der besorgte Ausruf Hannes ließ den Commander herumfahren.
„ Die Zeit!“, sagte sie eindringlich.
„ Wir haben nur noch eine knappe dreiviertel Stunde, bis bei Sadir die unumkehrbare Kettenreaktion einsetzen wird.“
„ Oh, Verdammt!“
Carna überlegte kurz.
„ Egal, wir werden es tun, und wir werden es schaffen!“
Er lächelte Hanne zu und versuchte, dabei möglichst viel Zuversicht auszustrahlen. Doch wenn er sie ausmalte, was ihnen allen möglicherweise bevorstand, dann fror er innerlich. Tom schüttelte die düsteren Gedanken energisch von sich und konzentrierte sich auf den punktuellen Landeanflug des Schiffes.
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Es war den Olsons nicht gelungen, auf das Landefeld für die Raumschiffe vorzudringen. Dort wütete eine Kopflose Menschenmasse. Janet war einmal gestürzt, und nur mit viel Glück und Mühe konnte sie ihr Bruder zusammen mit ihrem Vater wieder auf die Beine ziehen. Erika Lonwil hatte einen
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