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Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth

Titel: Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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schien William beinahe greifbar. Dieser Jack Jackson hatte wahrhaftig etwas Furchterregendes an sich; wie sonst sollte er Mutter und dem Bischof einen solchen Schrecken einjagen können.
    »Doch, ich glaube, ich kann mich erinnern«, hörte er Waleran mit mühsamer Selbstbeherrschung sagen, und das kam ihm nun vollends geheimnisvoll vor.
    »Das will ich meinen«, versetzte Jack, nun wieder reichlich unverschämt. »Dieser Mann wurde damals auf das Zeugnis dreier Leute hin verurteilt. Zwei der Zeugen sind bereits tot. Ihr wart der dritte.«
    Waleran nickte. »Er hatte etwas aus der Priorei zu Kingsbridge gestohlen – einen juwelenbesetzten Kelch.«
    Jacks blaue Augen nahmen einen harten Ausdruck an. »Er hatte nichts dergleichen getan.«
    »Ich habe ihn selbst ertappt – er trug den Kelch bei sich.«
    »Ihr habt gelogen.«
    Schweigen herrschte. Dann ergriff Waleran wieder das Wort – mit nachsichtiger Stimme, aber eisenhartem Blick. »Dafür könnte ich Euch die Zunge ausreißen lassen.«
    »Ich möchte bloß erfahren, aus welchem Grund Ihr logt«, gab Jack zurück, als habe er die grausige Drohung nicht gehört. »Ihr könnt hier ganz offen sprechen. William ist keinerlei Gefahr für Euch, und seine Mutter scheint ohnehin Bescheid zu wissen.«
    Wahrlich, dachte William, das ist Mutter nur allzu deutlich anzusehen. Das wird ja immer geheimnisvoller! Ist es möglich, dass dieser Jack gar nichts von meinen Mordplänen weiß? Er wagte es kaum zu hoffen.
    »Ihr beschuldigt den Bischof des Meineids!«, protestierte Regan.
    »Eine Anklage, die ich nicht öffentlich zu wiederholen gedenke«, war Jacks kühle Antwort. »Dazu fehlen mir die Beweise. Auch ist mir nicht an Rache gelegen. Mir geht es nur um eines: Ich möchte wissen, warum Ihr einen Unschuldigen an den Galgen brachtet.«
    »Raus mit Euch!«, befahl Waleran frostig.
    Jack nickte, als hätte er genau das erwartet. Er hatte keine Antwort auf seine Fragen bekommen – dennoch setzte er eine zufriedene Miene auf. Sein Verdacht musste also bestätigt worden sein.
    Noch immer verblüfft von dem geheimnisvollen Wortwechsel, warf William rasch ein: »Wartet einen Moment!«
    Jack, bereits an der Tür, drehte sich um und warf ihm einen spöttischen Blick zu.
    »Was …« William musste schlucken, bevor er ruhig weitersprechen konnte. »Was liegt Euch an der Sache? Wieso kommt Ihr hierher und stellt solche Fragen?«
    »Weil der Unschuldige, den sie damals hängten, mein Vater war«, gab Jack zurück und ging hinaus.
    Eine ganze Weile lang sprach niemand ein Wort. Alienas Liebhaber ist also nicht nur Dombaumeister, dachte William, sondern auch der Sohn eines Diebs. Aber wieso macht das Mutter Angst und Bange – und Waleran nicht minder?
    Endlich schien Waleran seine Sprache wiedergefunden zu haben. »Dieses Weib«, sagte er voller Ingrimm, »dieses Weib verfolgt mich nun schon seit zwanzig Jahren!« William erlebte zum ersten Mal, dass der stets so beherrschte Bischof Gefühle zeigte.
    »Sie verschwand nach dem Einsturz der Kathedrale«, sagte Regan. »Ich dachte, damit wären wir sie los.«
    »Dafür haben wir nun ihren Sohn auf den Fersen.«
    So furchtsam hatte Waleran noch nie geklungen, und William schlug vor: »Lasst ihn doch einfach in Eisen legen, wenn er Euch des Meineids beschuldigt.«
    Waleran bedachte ihn mit einem strafenden Blick und sagte: »Regan, Euer Sohn ist ein Dummkopf.«
    Die Beschuldigung war also nicht aus der Luft gegriffen, stellte William bei sich fest. Und wenn ich mir das zusammenreimen kann, dann kann es dieser Jack auch … »Weiß sonst noch jemand von dieser Sache?«
    »Prior James«, erklärte Regan, »hat seinen Meineid auf dem Totenbett gebeichtet, und zwar seinem Subprior Remigius. Aber der hat uns stets gegen Philip zur Seite gestanden, er kann uns nicht gefährlich werden. Jacks Mutter weiß einiges, aber bestimmt nicht alles, sonst hätte sie ihr Wissen längst gegen uns verwendet. Nur dieser Jack macht mir Sorge – er ist weit herumgekommen und könnte mehr erfahren haben, als seine Mutter wusste.«
    Diese uralte Geschichte schien William direkt in die Hände zu spielen. Als wäre ihm der Gedanke eben erst gekommen, schlug er vor: »Am besten bringen wir also Jack Jackson um.«
    Waleran schüttelte verächtlich den Kopf.
    »Das könnte nur unnötige Aufmerksamkeit auf ihn und seine Beschuldigung lenken«, wandte Regan ein.
    »Nicht unbedingt«, erwiderte William.
    Die beiden sahen ihn skeptisch an.
    »Man könnte Jack

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