Die Säulen der Erde - The Pillars of the Earth
überschatten, und ich könnte es mir nie verzeihen.«
Jack sah traurig drein. »Dein Entschluss steht also fest, und ich streite mich nicht mit dir. Aber was sollen wir tun?«
»Noch einmal die Annullierung beantragen. Getrennt leben.«
Er zog eine Grimasse.
»Und uns jeden Sonntag hier treffen, um unser Versprechen zu brechen«, beendete sie die Aufzählung.
Er drückte sie an sich, und sie spürte seine neuerliche Erregung. »Jeden Sonntag?«
»Jeden.«
»Du könntest wieder schwanger werden.«
»Darauf müssen wir es ankommen lassen. Und ich werde mich wieder mit der Tuchmanufaktur befassen, wie früher. Ich habe bereits Philips unverkaufte Wolle übernommen und will wieder Dorfbewohner fürs Spinnen und Weben anstellen. Danach wird es in der Walkmühle behandelt.«
»Womit hast du Philip bezahlt?«, fragte Jack überrascht.
»Noch gar nicht. Ich werde ihn mit Tuch bezahlen, wenn es fertig ist.«
Jack nickte und sagte grimmig: »Damit war er nur deshalb einverstanden, weil du dann hierbleibst – und ich auch.«
»Und er kommt billig zu seinem Tuch«, bestätigte Aliena.
»Verdammter Philip! Immer bekommt er seinen Willen.«
Sie merkte, dass sie ihn überredet hatte. »Ich liebe dich«, sagte sie und küsste ihn.
Er erwiderte den Kuss und ließ seine hungrigen Hände über ihren Körper gleiten. Plötzlich jedoch hielt er inne und sagte: »Aber ich will dich jede Nacht bei mir haben und nicht nur am Sonntag.«
Sie liebkoste sein Ohr. »Eines Tages ist es so weit«, hauchte sie. »Das verspreche ich dir.«
Er trat hinter sie, im Wasser treibend, und zog sie an sich, sodass seine Beine unter ihr waren. Sie öffnete ihre Schenkel und ließ sich sanft in seinen Schoß hinabgleiten. Er strich mit den Händen über ihre vollen Brüste und spielte mit ihren geschwollenen Brustwarzen. Schließlich drang er in sie ein, und sie erschauerte vor Lust.
Sie liebten sich langsam und zärtlich in dem kühlen Teich, mit dem Rauschen des Wasserfalls in den Ohren. Jack legte seine Arme um ihren Leib, und seine kundigen Hände berührten sie zwischen den Beinen, drückten und streichelten sie, während er stoßweise in sie hineindrang. Nie zuvor hatten sie sich auf diese Weise geliebt, sodass er ihre empfindlichsten Stellen zur gleichen Zeit liebkosen konnte, und es war anders, sehr viel anders, ein intensiveres Gefühl, so wie ein stechender Schmerz anders ist als eine dumpfe Qual; aber vielleicht lag es daran, weil sie sich so traurig fühlte. Nach einer Weile gab sie sich dem Empfinden hin, dessen Intensität sich so schnell steigerte, dass der Höhepunkt sie überraschte, ja erschreckte, und sie wurde von so heftigen Krämpfen der Lust geschüttelt, dass sie schrie.
Er blieb in ihr, hart, unbefriedigt, während sie langsam wieder zu Atem kam. Er war still, bewegte sich nicht mehr in ihr, aber ihr wurde klar, dass er seinen Höhepunkt noch nicht erreicht hatte. Nach einer Weile begann sie sich wieder zu bewegen, um ihn zu ermutigen, doch er reagierte nicht. Sie wandte den Kopf und küsste ihn über ihre Schulter. Das Wasser auf seinem Gesicht war warm. Er weinte.
Buch V
1152-1155
Kapitel XIV
Sieben Jahre später hatte Jack das Querschiff – den Querbalken im Kreuz der Kirche – vollendet, und es entsprach genau seinen Erwartungen.
Er hatte die in Saint-Denis gesammelten Anregungen fortgeführt und verbessert. Noch höher und schmaler waren Fenster, Spitzbogen und sogar das Gewölbe; über der Empore liefen anmutige Bündelpfeiler in Kreuzrippen aus, die sich in der Mitte des Gewölbes trafen. Durch die hohen Spitzbogenfenster flutete helles Licht in den Innenraum. Die hübschen Gesimsbänder waren üppig mit gemeißeltem Blattwerk ausgestattet.
Aber im Lichtgaden zeigten sich Risse.
Jack stand im Laufgang des Obergadens, starrte über die Kluft des nördlichen Querschiffs hinweg und grübelte. In seinem Empfinden mischten sich Bestürzung und Scham. Das Mauerwerk hätte, allen Regeln der Baukunst zufolge, stabil genug sein müssen; Risse jedoch waren Zeichen der Schwäche. Das Deckengewölbe war zwar höher als alle anderen Gewölbe, die Jack bisher gesehen hatte, aber keineswegs zu hoch. Auch hatte er nicht den gleichen Fehler wie Alfred gemacht und ein Steingewölbe auf einen Bau gesetzt, der gar nicht imstande war, ein solches Gewicht zu tragen. Und trotzdem zeigten sich Risse im Lichtgaden – ungefähr an der gleichen Stelle, an der auch Alfreds Konstruktion damals aufgebrochen war. Alfred
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