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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Eurem Zimmer ist die schönste in der ganzen Burg. Seht Ihr den Rauch? Dort hinten im Wald, am Fluss, das ist unsere Glashütte. «
    Tahan machte seinen Vetter nicht darauf aufmerksam, dass er schließlich nicht blind war.
    Der gewaltige steinerne Turm, der sich nach oben hin verjüngte, spie eine weitere schwarze Rauchwolke aus.
    Â» Ich kann Euch alles über die Glasherstellung erzählen « , sagte Dasnaree eifrig. » Unsere Familie ist seit vielen Generationen damit befasst. In dieser Gegend ist der Boden von Kalk durchsetzt, hier findet Ihr den besten Sand, und die Wälder an den Berghängen sind so dicht, dass wir jahrzehntelang Holz ernten können. Das ist günstig, weil man nicht von Weitem Holzkohle heranschaffen muss. Und man verbraucht sehr viel Kohle, das lasst Euch gesagt sein. Wenn das Feuer nicht heiß genug ist, wird das Glas klumpig und bleibt voller Sandkörner. Wäre mein Vater nicht Kriegsherr geworden, so hätte er seinen Traum wahrgemacht, farbiges Glas herzustellen. «
    Dasnarees nichtssagendes Gesicht hellte sich auf, die Augen leuchteten, die runden Wangen glühten. Sein dunkelblondes Haar, das ihm meist wirr vom Kopf abstand, hatte erstmals Gelegenheit, sich wieder zu legen, wenn Dasnaree es eine Weile versäumte, mit seinen schwitzigen Händen hindurchzufahren.
    Â» Wir haben hier die besten Glasbläser von ganz Terajalas. Möchtet Ihr, dass wir zum nächsten Königstag Glasgeschenke für Eure Familie herstellen? «
    Er plapperte immer noch, während er Tahan in den Speisesaal führte. Darin stand ein einziger langer Tisch, der für drei Personen gedeckt war. Bei der Aussicht, mit der griesgrämigen Fürstin die Abendmahlzeit einzunehmen, sank Tahans Laune noch weiter.
    Â» Lebt denn sonst niemand in dieser Burg? « , fragte er mitten in Dasnarees Redeschwall hinein. » Wohnt Ihr hier ganz allein? «
    Â» Oh, gewiss nicht « , versicherte Dasnaree. » Wir speisen als Familie zusammen, während die Gäste in den anderen Sälen sitzen. «
    Â» Eure Mutter wollte doch, dass ich so tue, als wäre ich von niederem Rang « , sagte Tahan. » Also sollte ich bei den anderen sitzen. «
    Â» Dann bringe ich Euch jetzt zu meinen Freunden. « Dasnaree klang enttäuscht, aber er protestierte nicht, sondern geleitete Tahan in den hallenden Bogengang zurück, von dem aus zwei schwere Türen in die angrenzenden Räume führten. Von dem, was der Prinz unter einem Saal verstand, konnte keine Rede sein. Zu seiner Rechten lag ein Gewölbe, in dem kaum viermal sechzehn Personen Platz hatten, doch diese schafften es immerhin, so viel Lärm zu machen, dass man kaum sein eigenes Wort verstehen konnte.
    Â» Das sind meine Freunde « , schrie Dasnaree ihm ins Ohr, was Tahan bezweifelte.
    Andererseits– warum hätten all diese Männer sonst auf Burg Ameer leben sollen? Sämtliche Räume waren so karg ausgestattet wie in einer Bauernhütte. Am liebsten hätte er schon an seinem ersten Tag die Flucht ergriffen. Wie konnte irgendjemand freiwillig hier wohnen?
    Â» Fürst Dasnaree! Zum Wohl! « Ein paar Arme hoben sich, Krüge wurden geschwenkt.
    Wie Fürstin Wydria vermutet hatte, kannte Tahan niemanden, obwohl es sich zumeist um junge Leute handelte. Sie waren alle adelig, wie ihr offenes Haar verriet, aber keiner von ihnen hatte ein Jahr am Königshof verbracht. Normalerweise gab sich der Prinz nicht mit dem niederen Adel ab, doch nach einem ganzen Tag an der Seite seines Vetters war er verzweifelt genug, um sich nach interessanterer Gesellschaft zu sehnen. Schnell hatte er den Mittelpunkt der Meute aus jüngeren Grafensöhnen und Lehnsherren ausgemacht– einen großgewachsenen Kerl mit struppigem dunklem Haar und einem feschen Schnauzbart. Er winkte Dasnaree zu, und sofort taten es die anderen ihm nach.
    Â» Guten Abend, Graf Zandarian « , sagte Dasnaree unsicher.
    Das war nicht richtig. Der Graf war von niedrigerem Rang, er hätte zuerst grüßen sollen.
    Â» Habt Ihr Besuch? « , fragte er stattdessen frech. Er war bestimmt zehn Sonnenläufe älter als Dasnaree, und seine funkelnden Augen verrieten, dass er sich nicht am Wein berauscht hatte, sondern an etwas ganz anderem.
    Â» Mein, äh, Ve…Verwandter « , stammelte Dasnaree und berücksichtigte gerade noch rechtzeitig den Wunsch seiner Mutter, Stillschweigen über den Prinzen zu

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