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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Faust. » Ich werde eine Entscheidung treffen « , sagte er. » Jedoch nicht sofort. Noch wissen wir viel zu wenig über diese Stadt. Lässt Hamyjane Bittsteller vor? Wie sorgsam wird sie bewacht? Hält sie möglicherweise bereits Ausschau nach einer geheimen Nachricht? Wir werden nichts überstürzen. «
    Wir. Dabei, das fühlte Tahan deutlich, war ihre Gemeinschaft kurz davor auseinanderzubrechen. Jalimey war am Ziel. Was hielt sie noch hier, in dieser winzigen Stube, zusammen mit zwei Männern, von denen sie den einen verabscheute und den anderen niemals haben konnte? Sie wusste, dass keiner von beiden mit ihr kommen würde, wenn sie weiterzog, vielleicht in Richtung der Bergwerke oder in eine weit entfernte Ecke des Landes, wo sich verhasste terjalische Sklaven auf Äckern oder in Gärten zu Tode arbeiteten.
    Jalimey klopfte sich unsichtbaren Staub von den Knien. » Genau das hatte ich vor. Mich in der Stadt umsehen. Bis später, Herr. «
    Â» Jalimey! « , schrie Tahan, doch da schlüpfte sie schon aus der Tür. Oh verdammt, sie hatte den Ring, Widians Ring! Er hätte ihn ihr wegnehmen sollen, als noch Zeit war.
    Â» Reg dich nicht auf « , meinte Noan. » Sie wird bald zurückkommen und uns Bericht erstatten. «
    Â» Nein, das wird sie nicht. « Konnte Noan wirklich so dumm sein? » Sie ist weg, endgültig. «
    Â» Aber sie hat die Haartracht einer Sklavin! Sie kann nicht herumlaufen ohne ein Auftragsschreiben ihres Herrn oder dergleichen. Man wird sie fassen und… « Er verstummte voller Entsetzen.
    Â» Ja « , sagte Tahan. » Sie will ihre Familie unbedingt finden, selbst um den Preis, denselben Weg zu gehen wie sie. «
    Das schwarze Schloss war eine Beleidigung für die Augen. Schroff ragten die scharfkantigen Türme in den Himmel und zerrissen die grauen Wolken. Dunkle Vogelschwärme schwebten darüber.
    Â» Fünf « , sagte Noan ungläubig. » Wer baut denn fünf Türme? Das ist unheilig. «
    Jeder der Türme schien von einem anderen verrückten Baumeister errichtet worden zu sein. Der erste war schlank und gerade und trug ein Dach wie eine spitze Messerklinge. Der nächste ruhte auf einem breiten Fundament, wurde erst dünner und wuchs dann wieder auseinander. Er sah aus wie eine Frau ohne Kopf. Der dritte erinnerte an einen Ast, dessen Zweige grob abgebrochen waren, der vierte trug überlappende Schuppen und war vielleicht einem übergroßen Tannenzapfen nachempfunden. Der fünfte jedoch war ein filigranes Gebilde mit sich verzweigenden Ausläufern, von denen manche zum Stamm zurückkehrten, während andere sich nach mehreren Windungen in den Wolken verloren. Dieser fünfte Turm war nahezu durchscheinend.
    Tahan lenkte seine Augen vom Himmel zurück auf den Boden. Alle fünf Türme wuchsen aus einem mehrstöckigen Gebäude heraus, das ebenso schwarz und bizarr aussah wie sie. Die obere Brüstung, auf der dunkel gekleidete Wachen marschierten, wies Zacken auf wie eine Krone, die Fenster waren so schwarz wie die Mauern, nur hin und wieder blinkte ein goldener Fensterladen auf, obwohl kein Sonnenstrahl die Wolkendecke durchbrach.
    Â» Das stinkt förmlich nach dunkler Magie « , sagte Noan. » Dem Gott, dem diese Menschen dienen, will ich lieber nicht begegnen. «
    Â» Das Schloss ist uralt. « Tahan fühlte ein schmerzhaftes Ziehen in seiner Hand. » Die Erbauer sind lange fort. Es heißt, in einer dunklen, vergessenen Zeit hätten die Helstener Boas gehuldigt, dem wirren Gott des Traums. Ihr müsst nicht befürchten, seinen Mönchen zu begegnen. Heutzutage haben wir ganz andere Sorgen. «
    Â» Mit diesen Wachen ist sicher nicht gut Kirschen essen. « Noan seufzte leise, als sich das Tor öffnete und eine Dreierschaft schwarz gekleideter Soldaten entließ, die mit reglosen Gesichtern in die Stadt marschierten.
    Â» Ich glaube kaum, dass sie jeden Reisenden zu ihrer Prinzessin vorlassen. «
    Ohne Jalimey fühlte sich alles anders an. Stiller, kälter. Sie wanderten zu zweit durch die verwinkelten Gassen von Mai-Senn, dem Anschein nach Herr und Sklave, und beobachteten. Allmählich schälte sich eine Art Ordnung heraus. Die Tore öffneten sich zu festgesetzten Zeiten, um entweder eine weitere Schar Soldaten, Kutschen mit Würdenträgern oder den einen oder anderen Bediensteten auszuspucken. Ein langer, hagerer Kerl mit

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