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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Rockschößen, die wie übergroße Schwalbenflügel den Boden fegten, wanderte jeden vierten Tag über die Märkte, ein Gefolge aus Sklaven und Leibeigenen im Schlepptau, die seine Einkäufe zurück ins Schloss trugen. Hin und wieder ging er auch über den Sklavenmarkt, besah sich das wechselnde Angebot und pickte entweder ein auffallend hübsches Mädchen, ein feingliedriges Kind oder einen älteren Mann heraus, der als Gelehrter angepriesen wurde. Tahan wusste, warum es Noan täglich zu diesen Märkten zog. Erwartete er wirklich, Jalimey dort anzutreffen, angetan mit einem neuen Kleid und demselben Blick wie die anderen armseligen Kreaturen, dumpf und schicksalsergeben?
    Jalimey blieb so unsichtbar wie die Prinzessin Hamyjane, die kein einziges Mal ihre schwarze Monstrosität verließ, um durch ihre Stadt zu schlendern. Wie fühlte sie sich wohl dort drinnen, eine Gefangene ihres königlichen Blutes und der Fürsten, die über sie wachten?
    Â» Eine Sängerin « , rief einer der Händler. » Herr, eine solch wunderbare Sängerin, wie Ihr sie noch nie gehört habt! «
    Der Schwalbenmann verharrte, betrachtete die unscheinbare Frau, die mit gefalteten Händen auf einem Schemel saß, und befahl eine Kostprobe.
    Die Sklavin– keine Terjalerin, wie Tahan mit Erleichterung bemerkte– setzte zu einem Lied an. Kaum hatte sie ein paar Takte vorgetragen, schüttelte der Schlossdiener den Kopf. » Schickt sie in eines der Bergwerke, dort gehört sie hin. «
    Die Frau brach in Tränen aus, während die Gruppe aus Einkäufer und Trägern ungerührt weiterging.
    Â» Sie war gut « , sagte Noan erschrocken. » Ich fand an ihrer Stimme nichts aussetzen. «
    Â» Eine hübsche Stimme, jedoch völlig nichtssagend, was der Prinzessin wohl nicht reicht. Warum sollte es auch? Sie kann sich das Beste leisten. «
    Abwesend betrachtete er in einem anderen Winkel des Marktes eine Auslage von Musikinstrumenten.
    Â» Nein, Tahan. «
    Â» Was meint Ihr, Herr? «
    Â» Ich werde in dieses Schloss gehen. Ich weiß noch nicht, wie, aber ich werde den Brief überbringen. Nicht du. «
    Tahan lächelte. Noans Wunsch, ihn zu beschützen, war rührend. Aber da war das Siegel über seiner Brust– der Hund von Wiram, eingeschmolzen in den dunkelroten Lack. Außerdem lief ihnen die Zeit davon.
    Â» Ich bin der beste Lautenspieler von Terajalas. «
    Â» Dafür bin ich entbehrlich für das Königreich. Überdies, selbst wenn die Gerüchte über dein Talent stimmen sollten– das ist lange her. Sehr lange. «
    Â» Ich kann es immer noch. « Seine Hände gierten nach den Lauten, die dort lagen. Er spürte die Kälte nicht mehr, die ihm über den Rücken strich, während er das glatte Holz berührte, die bauchige Wölbung des Klangkörpers. Die Saiten vibrierten verheißungsvoll.
    Â» Probiert sie ruhig aus, Herr « , bot der Händler an, der das begehrliche Funkeln in den Augen eines Kunden sofort bemerkt hatte. » Der Klang ist unvergleichlich. Sie stammt aus dem Nachlass eines Fürsten. «
    Noan schüttelte den Kopf und seufzte laut, doch da er nicht den Befehl zum Rückzug gab, gestattete Tahan sich, die Laute aufzuheben und in seinen Armen zu bergen wie eine lange verschollene Geliebte. Seine Finger fanden die richtigen Töne mit schlafwandlerischer Sicherheit. Auf einmal wurde es still um sie her. Die Umstehenden drehten sich zu ihm um, und der Händler stieß laut den Atem aus.
    Â» Wartet, Herr. Entscheidet Euch nicht zu schnell. Ein Virtuose wie Ihr… Wartet, ich habe noch etwas anderes. « Er verschwand in den hinteren Teil seines Ladens und kehrte gleich darauf mit einem unförmigen Beutel zurück, in dem sich ein größeres Instrument vermuten ließ. Mit einem triumphierenden Grinsen hob er eine Simbarine heraus. » Sie ist nicht gestimmt, und einer der Wirbel ist abgebrochen, aber ich versichere Euch, es gibt nichts Vergleichbares. «
    Tahan legte die Laute zurück. » Dies übersteigt meine Möglichkeiten « , sagte er. » Ich müsste meinen Sklaven verkaufen, wenn ich diese hier erwerben wollte. «
    Â» Spielt « , empfahl ihm der Händler. » Über den Preis reden wir später. «
    Wie lange war es her, dass er eine Simbarine in den Händen gehalten hatte? Wie viele Jahre, in denen das Schwert sein

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