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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Glaubst du, dein Vater hätte Verständnis dafür, wenn ich berichte, dass du unbedingt persönlich mit der Prinzessin verhandeln wolltest? Nein, deine Familie würde mir ganz sicher nie verzeihen, wenn dir etwas zustieße. Also, mach es mir bitte nicht so schwer. «
    Noan sprach einen neuen Befehl aus: dass Tahan ihm nicht folgen durfte. Er verlangte den Brief. Dann legte er sich schlafen, gönnte sich eine Nacht Galgenfrist vor dem, was er am nächsten Tag tun wollte. Was immer es war, Tahan bekam es nicht aus ihm heraus.
    Also wartete er, bis Noan fest schlief, dann ging er hinunter in die Stadt und kaufte mit den letzten Münzen einen Bogen Papier und einen Umschlag, den er mit rotem Siegelwachs verschließen ließ. Er war nicht annähernd so geschickt wie Jalimey, trotzdem gelang es ihm, Dasnarees Botschaft aus Noans Mantel zu ziehen.
    Â» Hm? «
    Gerade als Noan die Augen aufschlug, ließ er den echten Brief fallen und stand ertappt da, den falschen Umschlag verlegen in den Händen. Mit einer eilig gemurmelten Entschuldigung überreichte er ihn, und Noan machte sich nicht die Mühe, das Siegel zu überprüfen, bevor er ihn einsteckte.
    Â» Du kannst dich meinem Befehl nicht widersetzen, Tahan. Warum versuchst du es überhaupt? «
    Â» Ich habe es schon einmal fertiggebracht, ich kann es auch ein zweites Mal. «
    Â» Tu dir das nicht an. « Dieser dumme, tapfere Junge. Finstere Blicke, bleiches Gesicht, geballte Fäuste. Er sah aus wie die alten Terjaler aus Tahans Träumen, jene würdevollen kurzhaarigen Gestalten, die unter dem blühenden Baum durch die Straßen der Stadt Rajalan wanderten. Noan Dor Garlawin, ein verrückter Sohn einer verrückten Familie, immer entschlossen, das Richtige zu tun, ganz gleich, was es ihn kostete. » Mein Entschluss steht fest. «
    Tahan schwieg dazu. Gegen seinen Willen empfand er Bewunderung.
    Der Schnee brachte den Lärm der Stadt zum Erliegen, dämpfte das Geschrei und legte dem Gedränge Hindernisse in Form von Schneewehen und spiegelglatt überfrorenen Stellen in den Weg. Die Sklaven auf dem Markt kauerten frierend in ihren überdachten Pferchen. Vereinzelte vermummte Gestalten stolperten durch die dicke Schneeschicht.
    Â» Heute kommt sowieso keiner « , sagte der Händler.
    Â» Noch nicht. « Tahan hatte sich in seinen Mantel gewickelt, die klammen Hände in den Taschen vergraben. Das Siegel war wie ein brennender Fleck an seiner Brust, eine geheime Glut– sein Name, sein Erbe, sein Auftrag. » Aber sie werden kommen. Hierher, zu dir. Außerdem hast du nichts zu verlieren. Wenn du kein Geschäft machst, erwarte ich auch keinen Lohn. «
    Â» Die Kälte kann den Instrumenten schaden. « Seit dem Händler klar geworden war, dass der blonde Ausländer knapp bei Kasse war, zeigte er kein Interesse mehr, seine wertvollen Waren herauszurücken.
    Â» Die Saiten werden sich höchstens verziehen. Das ist nicht weiter dramatisch. Trockene Hitze am Kaminfeuer schadet ihnen weit mehr. «
    Â» Na schön. « Nicht einmal ein geldgieriger Kaufmann konnte der Versuchung widerstehen, Tahan noch einmal spielen zu hören. Mit aufgesetzt mürrischem Gesichtsausdruck winkte er den mittellosen Musikanten zu sich hinter den Ladentisch.
    Â» Euren Sklaven habt Ihr wohl schon verkauft, wie? «
    Tahan zuckte nur mit den Achseln. Seine Finger taten weh, wenn er sie nur zu krümmen versuchte. Aber das Instrument war seine einzige Möglichkeit, Geld zu verdienen in dieser kalten Stadt, in der er ein Fremder war. Seit drei Tagen war Noan fort, ohne eine Spur zu hinterlassen, und die kommende war die letzte Nacht, in der Tahan noch ein Dach über dem Kopf hatte. Dann würde er die Pferde verkaufen müssen, doch wie sollte er dann jemals nach Terajalas zurückkehren? Zu Fuß?
    Er setzte sich auf dem Schemel zurecht, den der Kaufmann ihm hinschob, und zupfte die Saiten, bis ihm etwas wärmer wurde. Das Lied blühte auf, brachte eine Ahnung von Sonne und Wärme. Feuer im Kamin. Tänzer, denen die Füße zuckten. Die Worte, die er leise sang, erzählten eine Geschichte, erzählten von dunklen Mädchenaugen, verstohlenem Lachen, von wirbelnden Röcken und verschwitzten Händen, die sich zaghaft berührten.
    Als Tahan den Blick hob, sah er die Menschen dastehen und verzückt lauschen, und jemand begann um eine der Lauten zu feilschen. Ein

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