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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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würde jemand wie Indoka sein Quartier beziehen? Wäre er nicht lieber in der Stadt als in diesem Kerker aller Hoffnungen?
    Dort, wo er die Sonne aufgehen sehen konnte. Natürlich. Der östliche Turm, der bizarrste von allen, den die Strahlen der Morgensonne als Erstes berührten, wenn sie über den Horizont kroch.
    Tahan wandte sich um und eilte den Gang hinunter.
    Er stieß einen Sklaven beiseite, der mit einem Tablett in der Hand gegen die Wand krachte, und besann sich im selben Moment, als der Mann den Mund zu einem erschrockenen Schrei öffnete.
    Â» Oh, wie ungeschickt von mir. « Rasch kniete er sich nieder, hob das Tablett auf, stellte Silberbecher und Karaffe wieder aufrecht hin, während die Flüssigkeit längst im Teppich versickerte.
    Der Sklave schaute ihm verdutzt zu, aber Hauptsache, er hielt Tahan für ein wenig verrückt und nicht für einen flüchtigen Gefangenen.
    Â» Ich bin unterwegs zu einer Unterredung mit Meister Indoka « , sagte der Prinz freundlich. » Dort geht es doch zum östlichen Turm? «
    Der Sklave, ein junger Mann mit großen, erschrockenen Augen, blinzelte verwirrt. » Ja, Herr. Ihr geht da entlang, über die Brücke, durchquert den vierten Turm und betretet den Turm der Morgenpriester durch das hohe Portal. «
    Tahan nickte ihm zu und schritt gemessen davon. Das war der Schlüssel– keine Eile zu zeigen, so zu tun, als hätte er jedes Recht, hier entlangzugehen.
    Sobald niemand in der Nähe schien, beschleunigte er seinen Schritt. Eine schmale Brücke mit einem gewölbten Dach führte auf halber Höhe von einem Turm zum anderen. Auf diese Weise gelangte er in den östlichen Turm, der von einem seltsamen dunkelvioletten Licht erfüllt war. Vier in blaue Roben gekleidete Priester schritten vorüber, in ein angeregtes Gespräch vertieft. Ihn in seinem schwarzen Gewand beachteten sie gar nicht erst. Den nächstbesten Sklaven nach dem Meister zu fragen war schon fast eine Selbstverständlichkeit. Tahans Gesicht blieb ruhig und freundlich, während er seinen Zorn und seine Angst gekonnt verbarg. Der Sklave erteilte ihm arglos Auskunft.
    Es ging eine gewundene Treppe hinauf, auch diese von Licht erfüllt, obwohl hier keine Fenster waren, nur die durchscheinenden Wände. Eine seltsame Ruhe überkam Tahan, als ihm bewusst wurde, woraus dieser Turm gebaut sein musste.
    Glas. Ein Turm aus gefärbtem Glas.
    Schon stand er vor Meister Indokas Tür, während sich in seinem Kopf die Gedanken überschlugen und er die Worte zusammenfügte, die Meister Ralnir über den Turm hatte fallenlassen. In mir ist die Macht des gläsernen Turms … Dies ist erst der Anfang.
    Wie alt mochte das schwarze Schloss sein? Konnte dieser Turm der Turm sein, eine der Säulen der Macht der Vier? Falls dem so war, erklärte das die Erfolge des Königreichs Helsten bei dem Versuch, die umliegenden Länder zu erobern.
    Der Turm, hatte der Novize neben ihm gesagt, stehe für den Eroberer und Handelnden, für den Wächter und Bewahrer.
    Wenn Hamyjane um diese Macht gewusst, sie genutzt hätte– wieso hatte sie Terajalas dann nicht längst überrannt? Blieb nur eine Antwort: Sie ahnte nicht, was dieser Turm darstellte.
    Der Hohepriester, der ihn entgeistert anstarrte, als Tahan die Tür eigenhändig aufstieß, da auf sein Klopfen niemand geantwortet hatte, wusste es auch nicht. Er diente Findalia, der Hohen Göttin des Morgens, und seine Macht war nicht die Macht der Vier. Meister Indoka hätte diese Macht gar nicht benutzen dürfen.
    Â» Oh, Herr Tan « , sagte er. » Was verschafft mir die Ehre? «
    Mit einem raschen Rundumblick vergewisserte sich Tahan, dass sie allein waren. Noan war nicht hier, ebenso wenig die Prinzessin. Auch keine Sklaven oder geringeren Ordensbrüder, keine Zeugen, weder seines Triumphs noch, was wahrscheinlicher war, seiner demütigenden Niederlage.
    Â» Es geht, wie Ihr Euch sicher denken könnt, um meinen Sklaven. «
    Â» Ach, um den hübschen Jungen? « Indoka lächelte unverbindlich. » Was ist mit ihm? Gibt es etwas Wichtiges, das Ihr mir als seinem neuen Besitzer mit auf den Weg geben wollt? «
    Â» Ich fürchte, ich war etwas voreilig. Mir sind da ein paar Gründe eingefallen, warum ich ihn lieber behalten möchte. «
    Indokas Mundwinkel hoben sich höher. Auf einmal fiel es Tahan leicht, ihn zu hassen.
    Â» Das

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