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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Bett und drückte ihr einen letzten Kuss auf die bebenden Lippen. Sie stieß ein schwaches Wimmern aus.
    Sobald er zur Tür hinaus war, hörte er sie schreien. Kopfschüttelnd beschleunigte er seinen Schritt. Dies würde ein Blutbad werden, und er redete sich nicht ein, unsterblich zu sein. Ein einziger Pfeil, der traf, ein glücklich geschwungenes Schwert, und es war für ihn genauso zu Ende wie für jeden anderen. Wenigstens hatte ihm der Fluch erneut Kraft verliehen. Das Schwert war wieder so leicht wie früher, und er fand genug Stärke in seinen Beinen, um zu rennen.
    Von allen Seiten stürzten Soldaten herbei. Sklaven liefen aufschreiend davon. Sich in diesem Tumult seinen Weg zu bahnen war ein schwieriges Unterfangen. Die Gänge waren zu schmal, um große Scharen aufmarschieren zu lassen, und wenn er ein Grüppchen Wächter passieren wollte, musste er einen nach dem anderen niederstrecken.
    Â» Die Priester! « , gellte der Ruf, als er sich schließlich in den nächsten Turm hindurchgekämpft hatte. » Ruft die Priester! «
    Das verhieß nichts Gutes. Tahan nahm noch weniger Rücksicht auf seine Gegner, er gab sich dem Rausch hin, der seine Hand lenkte, der die Kraft seines Arms verstärkte. Da war schon die Brücke zum östlichen Turm. Hinter ihm schrien Soldaten, er solle stehen bleiben und sich ergeben.
    Â» Er geht zu den Priestern! « , rief jemand mit schriller Stimme. » Sollen die das regeln! «
    Im gläsernen Turm war es still. Keine Sklaven, keine Wächter. Niemand hielt ihn auf, als er durch die Gänge zu Indokas Räumen eilte. Die Priester hatten ihren Meister auf ein Sofa gelegt und sein Gesicht mit einem schwarzen Tuch bedeckt. Noan saß noch immer in der Glaszelle, den Kopf gegen die Wand gelehnt, die Augen geschlossen. Er wirkte erschöpft, die gekürzten dunklen Haare bedeckten seine Wangen wie Federn. Ein Sklave, der auf einen neuen Befehl wartete. Als hätte er Tahans Anwesenheit gespürt, öffnete er unvermittelt die Augen.
    Der Prinz pochte ans Glas. » Geh zur Seite. Duck dich! «
    Er wusste nicht, ob Noan ihn hören konnte, doch als er das Schwert hob, wich der Junge zurück.
    Â» Keine Bewegung! « Hinter ihm füllten die Priester den Türrahmen aus. Er drehte sich nicht um, bemerkte nur aus den Augenwinkeln die blaue Flut, die sich dort staute.
    Â» Leg unverzüglich das Schwert nieder, Frevler! Dies ist ein Ort der Göttin Findalia! «
    Da holte er mit Brand aus und rammte die Klinge in das dicke Glas. Ein Zittern lief durch die Wand.
    Â» Halt ein! « , schrie einer der Priester. Licht leuchtete rotglühend auf.
    Â» Nichts ist so mächtig wie der Morgen « , sagte ein anderer. » Niemand kann den neuen Tag aufhalten. Kein Bedauern, keine Sorgen, kein Flehen. Der neue Tag muss kommen, und er wird kommen. «
    Tahan holte erneut aus und schlug in die Kerbe. Mit einem ohrenbetäubenden Knirschen brach das Glas, die Risse liefen wie Blitze durch die Zellenwände, zuckten in rasender Geschwindigkeit höher hinauf. Ein unheilvolles Knacken ertönte über ihm. Dann gab es einen Knall, und unzählige Glassplitter stürzten wie in einem Wasserfall hinab. Noan schrie und hielt beide Arme über den Kopf, bis das Prasseln aufhörte.
    Mit einem Schritt war Tahan bei ihm, fasste ihn am Ellbogen und zog ihn hoch. » Kommt. Wir gehen, Herr. «
    Die blaugewandeten Priester bildeten eine undurchdringliche Mauer vor ihnen. Ein rosagoldener Lichtball in der Hand des vordersten glühte blendend hell. » Ganz gewiss wirst du nicht gehen « , sagte er. » Nichts ist so mächtig… «
    Â» Wie der Morgen, ja. « Tahan stieß ihn zur Seite. » Und morgen kommt ein neuer Tag. «
    Was war die Göttin des Morgens gegen die Vier, die Schöpfer von Tag und Nacht, Morgen und Abend? Nichts. Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass er keine Angst mehr hatte.
    Die Priester heulten empört auf. » Spotte nicht über Findalia! «
    Â» Vorsicht! « , rief Noan.
    Die glühende Kugel schwebte auf Tahan zu, wobei sie unerträgliche Hitze verströmte. Sie schien ihn zwingen zu wollen, die Augen zu schließen. Glühende Tentakel streckten sich nach ihm aus, tasteten nach seinem Gesicht. Noch bevor sie ihn erreicht hatte, wusste er, dass sie die Rachsucht einer gekränkten Göttin beherbergte, die Pest oder Schlimmeres. In einem

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