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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Mädchen? «
    Â» Welches Mädchen, Herr? « , fragte der Wächter furchtsam.
    Â» Die schöne Sklavin « , fügte Tahan erklärend hinzu. » Die Gefangene der Prinzessin. Wir wären dir sehr verbunden, wenn du uns hinführst. «
    Der Mann schien alles lieber tun zu wollen, als mit den beiden blutverschmierten Gestalten in den Keller zu den Verliesen hinabzusteigen, wagte aber keinen Widerspruch. Er geleitete sie hinunter.
    Zu Tahans Überraschung wimmelte es hier von Wachen. Sie mussten in die unterirdischen Gewölbe geflohen sein, als der Glasturm zusammenstürzte, und nun hockten hier unzählige Verletzte mit blutenden Köpfen und Splitterwunden. Um Hamyjanes Befehle scherte sich niemand mehr.
    Ein einziger Mann trat ihnen entgegen, bellte: » Zurück! « , doch der Wächter, der sie führte, schüttelte den Kopf.
    Â» Geh lieber zur Seite. Das ist Singendes Schwert. «
    Â» Aber… « Skeptisch glitt sein Blick über die beiden Fremden, die verletzt und abgekämpft waren und mit ihrer zerrissenen, glasübersäten Kleidung keinen großen Eindruck machen konnten. Einer scheinbar ein Sklave, der andere offensichtlich ein Krieger.
    Â» Zurück! Willst du, dass dieser Mann das ganze Schloss dem Erdboden gleichmacht? «
    Eine Art Eskorte bildete sich um sie, um sie vor Angriffen fehlgeleiteter Kameraden zu schützen. Schließlich erreichten sie eine verwitterte, mit einer Eisenkette gesicherte Tür, und der Wächter erschrak, als es ihm nicht gelang, sie zu öffnen.
    Â» Das Mädchen ist hier– aber ich habe keinen Schlüssel! «
    Noan nickte Tahan zu. » Das sollte kein Problem sein. «
    Ein einziger Hieb mit dem magischen Schwert, und die Kette zersprang. Die Tür schwang auf, und eine zerlumpte, verstörte Jalimey tastete sich blinzelnd ins Licht.
    Noan streckte schon die Arme nach ihr aus, besann sich jedoch und ließ sie wieder sinken. » Geht es dir gut? «
    Erschrocken wanderte ihr Blick von ihm zu Tahan. Der Prinz biss die Zähne zusammen, aber es bereitete ihm Genugtuung, dass sie, sofern überhaupt möglich, noch mehr erblasste.
    Â» Komm! « Da sie nur dastand und sich nicht rührte, packte Noan nun doch ihre Hand. » Wir verlassen dieses wenig gastfreundliche Schloss. «
    Bleich und wie eine Schlafwandlerin ging das Mädchen neben ihnen her, flankiert von den Bewaffneten, die jedes Raunen, jedes heftige Wort mit einem scharfen Befehl zum Verstummen brachten.
    Der Wächter verabschiedete sich mit einer knappen Verbeugung von dem gefährlichen Helden.
    Â» Soll ich dich tragen? « , bot Noan an, der selbst kaum aufrecht stehen konnte, denn Jalimey stützte sich an einem Trümmerteil ab, als der nackte Himmel in Sicht kam, der seine Wolken über dem Glashaufen sammelte.
    Â» Er ist tot « , sagte sie wie betäubt.
    Â» Wer? « , fragte Noan, aber sie antwortete nicht.
    Tahan steckte das Schwert fort, hob sie hoch und trug sie über das splitternde Glas, während sie an seiner Brust lautlos weinte.
    Unter dem Glas ruhten die Toten. Soldaten und Priester in inniger Umarmung, kleine, ausgemergelte Sklavenkörper, den zum Schrei aufgerissenen Mund erstarrt. Manch ein Gesicht, von der gläsernen Umhüllung vergrößert nach oben geworfen und zu einem grotesken Ungeheuer verzerrt, schien direkt unter ihren Füßen zu schweben. Die Hände, die sich gegen das unerbittliche Glas stemmten, schienen nur ein winziges Stück von der rettenden Oberfläche entfernt. Es war, als gingen sie über einen zugefrorenen Teich, unter dessen Eis die Toten trieben.
    Â» Oh nein « , sagte Noan. » Das ist unmöglich. «
    Â» Lass mich runter « , wisperte Jalimey, als Tahan keine Anstalten machte, sie auf die Füße zu stellen.
    Â» Du solltest nicht… «
    Schon wand sie sich aus seinen Armen, fiel auf die Knie, rutschte ein Stück ab, hielt sich an einer vorspringenden Kante fest. Blut quoll aus ihrer Hand, tropfte über den Glasberg, aber sie merkte es nicht.
    So weit entfernt unter ihnen, dass weder eine ausgestreckte Hand noch ein Schrei sie erreichen konnte, lag ein Mädchen, das glänzende braune Haar weich an ihren tränennassen Wangen. Ihr Körper wurde von der rauchschwarzen Farbe des Glases gnädig verborgen. Blut färbte ihre Mundwinkel rot. Erst als sie blinzelte, wurde Tahan mit Schrecken klar, dass sie noch

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