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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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darüber nach, dass es ihr eigenes Blut war, seins, Noans, es spielte keine Rolle. Er dachte gar nichts. Mit offenen Augen, bereit, dem Ende nicht auszuweichen, dem Tod tapfer entgegenzutreten, wartete er.
    Es wurde nicht ganz still. Nicht wie nach einem Sturm, nicht wie nach der Schlacht, wenn das Lied des Schwerts verstummte und die Kämpfer sich zwischen zerhackten Gliedmaßen wiederfanden, stumm vor Entsetzen. Nach wie vor knirschte und rauschte es, über ihnen wisperte und knisterte das Glas. Tausend Stimmen flüsterten.
    Eine davon gehörte Noan. » Leben wir noch? «
    Â» Scheint so. « Tahan spuckte Scherben aus, die ihm die Lippen zerschnitten.
    Â» Du bist verrückt, hat dir das schon mal jemand gesagt? Wir hätten uns auch ergeben können. «
    Â» Um einen grausamen Tod durch Findalias Diener zu sterben? Ich konnte spüren, was in diesen Kugeln war. Nein, danke. «
    Â» Es war nicht gerade hilfreich, dass du ihren Hohepriester erwürgt hast. «
    Â» Nein, wohl nicht « , musste Tahan zugeben.
    Ein Splitter steckte in Noans Augenbraue, er blutete. Er hatte Glück, dieser Junge, wenn er sonst nichts davongetragen hatte. Ein Liebling der Götter, aber warum auch nicht? Noan hatte schließlich keinen Priester umgebracht.
    Mehrmals glitten sie aus, während sie versuchten, sich aufzurappeln, und Tahan griff in eine messerscharfe Kante, als er nach Halt suchte. Von irgendwoher ertönten Schreie. Erst als sie beide aufrecht standen und von dem Berg aus Scherben herunterstiegen, wurde ihm bewusst, dass das Kreischen von den anderen Türmen kommen musste. Hier war gewiss niemand mehr am Leben. Die Schlossmauer war von den Glasmassen fortgerissen worden. Fremd und verloren standen die übrigen vier Türme da, ein leichtes Beben ging durch die Erde.
    Â» Dort ist die Stadt « , sagte Tahan. » Wir können einfach davonspazieren und unsere Pferde holen, falls der Wirt sie nicht schon verkauft hat. Was ist? «
    Noan war stehen geblieben. Verwirrt starrte er auf seine blutigen Hände. » Jalimey ist im Kerker. Wir können nicht ohne sie gehen. «
    Â» Jalimey hat mich verraten. «
    Â» Das glaube ich nicht. « Noan klaubte eine rauchschwarze Scherbe aus seinen Haaren und betrachtete sie verwundert. » Sie ist nur eine weitere Gefangene aus Terajalas. Meister Indoka hat mir alles erzählt, was er wusste und was er vorhatte. Ich dachte, Terajalas wäre verloren. «
    Â» Danke, dass Ihr Euch um mich gesorgt habt, Herr. «
    Â» Verdammt, Tahan! Was, glaubst du, habe ich die letzten Tage gemacht, außer mich, dich und unsere Reise hierhin zu verfluchen! « Noan blinzelte die Tränen zurück, die in seinen Augen glänzten. » Prinz Tahan « , flüsterte er, » ich dachte… ich fürchtete… Ihr habt ja keine Ahnung! «
    Tahan wollte es nicht hören. » Lasst uns endlich hier verschwinden. Und hütet Eure Zunge. Noch jemand, der herausfindet, wer ich bin, wäre jetzt wirklich zu viel. «
    Â» Jalimey « , beharrte Noan. » Wir müssen sie holen. Das ist ein Befehl, Söldner Tahan. «
    Tahan seufzte. » Sie ist eine Verräterin. «
    Â» Was nicht erwiesen ist. Sie ist unsere Reisegefährtin, und wir gehen nicht ohne sie. «
    Â» Alle Liebenden sind wahnsinnig « , murmelte Tahan verbittert, während sie von dem Glasberg herunterkletterten. » Ausgerechnet Ihr haltet mich für verrückt? «
    Â» Es geht nicht um Liebe « , sagte Noan trotzig.
    Â» Ach, nein? Worum denn dann? «
    Â» Sei still! « , befahl der Junge. » Wir holen sie da raus, und fertig. «
    Vor ihnen gähnte eine Öffnung, die nicht nur den neuen Eingang in den vierten Turm bildete, sondern auch die Stufen in den Keller freigelegt hatte. Ein paar sichtlich angeschlagene Soldaten hockten an der Mauer und tasteten halbherzig nach ihren Waffen.
    Â» Das würde ich nicht tun an eurer Stelle « , sagte Noan und wies auf Tahan. » Wisst ihr nicht, wer das ist? «
    Unbehelligt schritten sie vorbei. Staunend beobachtete Tahan, mit welchem Selbstbewusstsein der Junge sein Ziel verfolgte. Auch die nächsten Soldaten scheuchte er mit ein paar harschen Worten fort. Vermutlich hätte ihnen ein einziger Blick auf Tahans wildes glasgekröntes Haupt gereicht, um den Rückzug anzutreten. Einen der Männer packte Noan jedoch am Schwertarm.
    Â» Wo sind die Gefangenen? Wo ist das

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