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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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geschwächt von der Ermordung des Hohepriesters, blutete aus zahlreichen Schnitten. Er hatte sich darauf verlassen, dass sie heilen würden, doch der Schmerz ließ nicht nach, und Tahan wurde immer langsamer. Jalimey hielt ihn fest, als er gegen eine Hauswand taumelte, und ihm wurde schwarz vor Augen, als in seiner Schulter ein weiterer Schmerz aufflammte.
    Â» Mach jetzt nicht schlapp, Söldner! « , flehte Jalimey, dann, mit veränderter Stimme, fügte sie hinzu: » Oh nein. Oh nein, Tahan. «
    Â» Was hat er? « , fragte Noan. » Verflucht, du wurdest getroffen, der Bolzen… ich hatte es ganz vergessen. «
    Â» Schau hier, am Bein « , sagte Jalimey. » Die Wunde geht bis auf den Knochen. Oh ihr Götter, der Splitter steckt noch drin. «
    Tahan lehnte den Kopf gegen die harte Mauer hinter ihm. Es war so verlockend, die Augen zu schließen und sich der Dunkelheit zu überlassen, die nur eine Handbreit entfernt war. Sie hatten keine Chance ohne das Schwert, ohne den Fluch, der das Feuer über ihn brachte und ihm übermenschliche Kräfte verlieh. Immerhin hatte er den Turm gestürzt, und selbst wenn es ihn das Leben kostete, hatte es sich nicht gelohnt? Künftig würden die Helstener keine Glastiere mehr über die Grenze schicken können. Er lachte leise, in seinen eigenen Ohren klang es irre. Die Dunkelheit wartete sanft, er musste sich einfach nur fallenlassen. Sein Lachen verstummte, verwandelte sich in ein Stöhnen.
    Â» Tahan! « Jalimey legte ihm beide Hände auf die Schultern. Der Schmerz fuhr ihm durch und durch. Er spürte den Bolzen in seinem Fleisch, fühlte, wie die Metallspitze den Knochen berührte, fühlte, wie sein Herz schwächer wurde.
    Â» Tahan, bleib wach, oder wir sind verloren! «
    Â» Das sind wir « , sagte er.
    Â» Da kommen sie! « , schrie Noan. » Ich habe keine Waffe! «
    Als hätte er kämpfen können, dieser Junge, der in einer Glaszelle gehockt hatte und über dem ein Turm zusammengebrochen war. Ein feiner Blutfaden verzierte seine Wange.
    Â» Fürst Noan Dor Garlawin « , stammelte Tahan. » Es war mir eine Ehre. «
    Die Soldaten bogen in die Gasse ein.

23
    E s waren mindestens sechzehn, sicher mehr, vielleicht eine Zweierschaft, aber Tahan konnte sie nicht zählen, da vor seinen Augen alles verschwamm.
    Â» Jalimey « , sagte er. » Glas… ich brauche Glas. «
    Â» Was? «
    Â» Ein Stück nur. «
    Â» Hier, in deinen Haaren. « Sie zupfte eine Scherbe aus den verhedderten Strähnen. » Aber… «
    Mit beiden Händen packte er den Bolzen und zog daran. Er biss sich auf die Zunge, um nicht ohnmächtig zu werden, dann glitt der Stab mit einem Schwall Blut heraus. Er schwankte ein wenig und stützte sich wieder gegen die Mauer.
    Â» Jalimey! « , heulte Tahan.
    Sie begriff und presste ihm die scharfkantige Scherbe in die Wunde, so tief hinein, wie es nur ging. Sie weinte, während das Blut über ihre Hände floss.
    Er keuchte; Dunkelheit zog sich über ihm zusammen. Durch den Schleier sah er die Soldaten heranstürmen. Er konnte nichts hören über das Rauschen in seinen Ohren hinweg, doch ihre aufgerissenen Münder verrieten, dass sie sich Mut zuschrien. Noan schob Jalimey hinter sich, rief ihr zu, sie solle laufen, aber sie lief nicht. Ihre dunklen Augen waren voller Wissen und ohne Furcht.
    Sie hat aufgegeben, dachte Tahan verwundert. Was musste geschehen, damit jemand wie Jalimey aufgab?
    Seine blutnassen Finger schlossen sich um den Pfeil. Eine Waffe. Er lachte wieder und trat den Soldaten entgegen.
    Etwas mochte in ihm sein, ein Wahnsinn, eine Ahnung von Gefahr, die seine Angreifer zögern ließ. Sie waren hier, um ihn zu töten, dennoch hob der Anführer die Hand und rief: » Ergibst du dich? «
    Vielleicht wollte Hamyjane ihn lebend, trotz allem, für ihren hinterhältigen Plan.
    Den Pfeil fest umklammert, trat Tahan ihnen entgegen und grinste. Ihm war, als könnte er das Glühen der behelfsmäßigen Waffe spüren, die Brands Platz einnahm. Wie die Funken sprühten, wie das Lied aufbrauste und lauter wurde, über die Dächer hinweg. Gleich würden sämtliche Einwohner herbeistürzen, gefangen in einem Rausch, der sie zu Bestien machte, und alles begann von vorne– töten, töten, und dann Stille.
    Â» Kommt her, wenn ihr euch traut. «
    Sie hoben die Schwerter, und er

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