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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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lebte, gefangen in ihrem gläsernen Grab.
    Â» Sie lebt! «
    Â» Halt den Mund, Noan « , sagte Tahan, doch der Fluch bestrafte ihn sofort und warf ihn auf die Knie. Das schöne junge Mädchen schien ihn direkt anzusehen, nicht vorwurfsvoll, nur überrascht.
    Â» Kalamey « , flüsterte Jalimey, dann schrie sie es. » Kalamey! «
    Mit wunden Fingerspitzen versuchte sie das Glas aufzubrechen, unter dem ihre Schwester lag, nur eine hauchdünne Schicht, wie es schien. » Helft mir gefälligst! Wir müssen sie da rausholen! «
    Â» Kalamey? « , fragte Noan verwirrt. » Das ist deine Schwester? «
    Â» Wir können ihr nicht helfen « , sagte Tahan. » Sie liegt ganz unten, wir kommen nicht an sie heran. «
    Sie schien ihn nicht zu hören. » Hilf mir, verdammt, wozu ist ein Held denn gut? Brich das Glas auf! « Ohne Vorwarnung fasste sie nach dem Schwertgriff, der aus der Halterung an Tahans Rücken ragte, und zog Brand heraus. Sie versuchte, damit auf das Glas einzuhacken, doch in ihren Händen leuchtete es nicht, und nur ein winziger Splitter löste sich.
    Â» Das ist nicht dein Ernst « , sagte Tahan. Er kämpfte sich hoch, aber sofort hielt sie ihm sein eigenes Schwert an die Brust. Es war ihr zu schwer, sie taumelte, rutschte bereits zur Seite. Der flammende Hass in ihren Augen erschreckte ihn mehr als die Gefahr, in der sie sich befanden.
    Â» Ich töte dich, wenn du mir nicht hilfst. Ich schwöre es. «
    Â» Jalimey « , warnte Noan.
    Sie beachtete ihn nicht einmal. Ihre dunklen Augen hielten Tahans Blick fest. » Rette sie. Bitte. «
    Â» Das ist unmöglich. Es tut mir leid. «
    Â» Ich hasse dich! « Sie wollte das Schwert heben, um zuzustechen, gleichzeitig fasste Noan nach ihrem Arm, um ihr die Waffe abzunehmen. Brand glitt ihr aus den Händen, landete klirrend auf dem Glas und rutschte die schiefe Platte hinunter, auf der sie standen. Tahan warf sich nach vorne, um das Schwert zu fassen zu bekommen, da segelte es auch schon einen Absatz hinunter, fiel, fiel klingend wie eine Glocke, in einen Schacht und durch eine weitere Öffnung. Durch die zahlreichen Schichten an durchsichtigen Mauerbruchstücken konnte er zusehen, wie es weiter hinabpolterte, bis es schließlich verschwand, gefangen in einem Berg aus Glas.
    Er blickte auf– und begegnete dem Blick des Wächters, der sie ins Verlies geführt hatte. Immer noch stand der Mann am Durchbruch zum vierten Turm und hatte die ganze Szene beobachtet. Bevor Tahan recht begriff, was geschehen war, hatte der Wächter die Lage erfasst.
    Â» Er hat das Schwert verloren! « , schrie er. » Auf ihn! «
    Wie Ameisen begannen die Soldaten den Hügel zu erklimmen.
    Â» Schnell! « , rief Noan.
    Er griff nach Jalimeys Hand, doch sie schüttelte sie ab.
    Â» Geht nur. Geht! Ich muss Kalamey da rausholen! «
    Â» Nein, du kommst mit. Tahan! «
    Sie hatten keine Zeit zum Streiten. Tahan legte Jalimey den Arm um die Taille und schleifte sie mit sich. Halb glitten sie aus, halb kletterten sie. Die Verfolger wurden von den messerscharfen Kanten des Glases, den eiszapfenförmigen Auswüchsen, tödlich in ihrer schroffen Schönheit, den Schächten und Öffnungen, in die man mit einem einzigen falschen Schritt hineinrutschen konnte, ebenso behindert wie die drei Flüchtlinge. Etwas war in Jalimey erloschen. Sie wehrte sich nicht mehr gegen Tahans Griff, protestierte nicht, wenn er sie hochhob, um sie über ein besonders scharfkantiges Glasfeld zu tragen, das ihm die Schuhe und die Fußsohlen zerschnitt. Der Schmerz und der Blutverlust ließen ihn schwindeln, trotzdem eilte er weiter.
    Die Glaslawine hatte die Palastmauer eingerissen; über Trümmer und Glassteine gelangten sie in die Stadt. Zahllose Schaulustige drängten sich in den schmalen Gassen, doch der Ruf » Die Soldaten kommen! « breitete sich rasend schnell aus. Im Strom der Fliehenden stolperten Tahan, Noan und Jalimey vorwärts.
    Kurz hatte Tahan die Hoffnung, dass sie in der Menge untertauchen konnten, aber die Wächter waren ihnen zu dicht auf den Fersen.
    Â» Wir müssen unsere Pferde holen « , keuchte Noan.
    Â» Vergesst es, Herr. « Der Umweg war zu groß, sie hatten keine Zeit dafür. Wenn sie irgendwie in die Nähe des Stadttores gelangten, war das schon ein Wunder. Tahan merkte, wie seine Kräfte ihn verließen. Sein Körper, immer noch

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