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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Vielleicht stimmte das sogar.
    Doch nichts davon sprach Tahan aus, denn Jalimey umarmte ihn, um ihn zu trösten.
    Â» Und dein Bruder? « , fragte sie vorsichtig. » Dein anderer Bruder? «
    Verdammt, er hatte ihr von dem Krüppel erzählt und es wieder verdrängt. Aber nun war auch das nicht mehr wichtig. Der König, der sie für dieses Wissen an die Zinnen gehängt hätte, war tot.
    Â» Dasnaree wird ihn in Ruhe lassen. Er weiß nicht, wer Jirun ist. Niemand weiß das. « Sein Vater hatte damals alle hinrichten lassen, die etwas mitbekommen hatten. Die Heilerinnen, die bei der Geburt geholfen hatten, die Ärzte, die er hinzugezogen hatte, um aus dem kränklichen Knaben mit den verdrehten Gliedern einen hübschen, kräftigen Prinzen zu machen– eine unmögliche Aufgabe für jemanden, der keine Wunder vollbringen konnte. Die Sklaven, die Dienst in den königlichen Gemächern getan hatten, und jene, denen sie davon hätten erzählen können, sie alle mussten sterben, um die Ehre des Königs zu wahren. Sogar vier Fürsten und elf niedrige Adlige, die bereits zur Geburt des neuen Prinzen gratuliert hatten, wurden an ihren Tischen im Speisesaal hingemetzelt. An jenem Tag waren im Palast mindestens sechzehn mal sechzehn Menschen gestorben, einschließlich des Arztes, der die Königin inständig darum gebeten hatte, in der Schwangerschaft kein Banoa zu sich zu nehmen.
    Â» Er ist in Sicherheit. «
    Â» Dann hast du nur noch ihn. Es tut mir schrecklich leid, Tahan. Alle auf einen Schlag zu verlieren, die ganze Familie, das ist unvorstellbar. « Sie strich über seinen Handrücken. » Ich weiß, wie es ist. Als meine Mutter starb. Und Kalamey und… und… und ich weiß, wie es ist. «
    Er schob das Haar in ihrem Nacken zur Seite und küsste sie auf das Efeublatt. Ein Schauer lief über ihre Haut.
    Â» Und das Kind, dessen Namen du nie aussprichst « , sagte er leise.
    Sie erstarrte in seinen Armen, hörte auf zu atmen.
    Â» Dein Neffe? Ich glaube nicht. Ich habe nachgedacht, lange, und ich denke, ich weiß, was passiert ist. Es gab einen Neffen, den Sohn deiner Schwester. War er derjenige, der nach der Tätowierung mit dem Birin-Zeichen gestorben ist? «
    Sie antwortete nicht.
    Â» Das wolltest du deinem eigenen Sohn nicht antun. Deshalb seid ihr geflohen, bevor er alt genug war, um das Lehnszeichen zu empfangen. Ich vermute, ihr wolltet nach Par, in ein Land, in dem es keine Leibeigenschaft gibt, aber ein Überfalltrupp der Helstener fing euch ein. Du bist irgendwie entkommen, aber sie nahmen deine Schwester mit und dein Kind. «
    Â» Ich war unterwegs « , flüsterte sie. » Wir brauchten etwas zu essen. Es waren nur ein paar Stunden, die ich weg war. «
    Â» Du wolltest ihnen nach. Notfalls auch als Sklavin. Aber es erwies sich als schwierig, heil über die Grenze zu kommen. War es so? Ich habe mich lange gefragt, wer für seine Schwester und seinen Neffen das eigene Leben, seine Freiheit, einfach alles riskieren würde. Nichtsdestotrotz habe ich dir deine Geschichte abgekauft. Bis Mai-Senn. Bis Kalamey zu mir kam und so offenkundig bemüht war, mich dir auf den Hals zu hetzen. Warum hätte sie dich des Verrats an mir beschuldigen sollen? Warum sollte jemand einen wütenden Krieger auf seine eigene Schwester hetzen? «
    Jalimey hatte ihm bisher reglos zugehört, jetzt setzte sie sich auf und suchte seinen Blick. » Und warum? «
    Â» Ich hätte es verstanden, wenn sie mich gebeten hätte, dich zu befreien. Nur wieso hat sie mir dann unter die Nase gerieben, dass du mich verkauft hast? Während sie dir gesagt hat, das Kind sei tot. «
    Jalimey begann zu zittern. » Sie hat gelogen? «
    Â» Ich glaube, dein Kind lebt noch, Jalimey. Kalamey hatte es bei sich im Palast, und sie wollte es für sich behalten. Deshalb die Lügen und der Verrat.– Und jetzt sag mir noch einmal, dass du mich nicht liebst. «
    Sie küsste ihn, bis er keine Luft mehr bekam. Ein besserer Mensch als er hätte nicht ausgenutzt, wie verletzlich Jalimey war in dieser schwachen Stunde, so voller Zorn und Hoffnung und Trauer. Ein besserer Mensch als er hätte sie mit der warmen Wolldecke zugedeckt und ihre Hand gehalten, bis sie eingeschlafen war.
    Aber er legte es nicht darauf an, ausgerechnet jetzt ein besserer Mensch zu werden.
    Der Morgen brachte Kälte und Zweifel. Jalimey kniete

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