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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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vor dem Kamin, legte Holz nach und versuchte, das Feuer wieder in Gang zu bekommen. Er betrachtete den Bogen ihres Rückens. Das schneeweiße Licht, das durch das zugeschneite Fenster fiel, verlieh ihrer Haut einen eigentümlichen Glanz.
    Â» Wir haben es ausgehen lassen « , sagte sie.
    Er sah, dass sie fror, und überlegte, ob es ihm wohl gelingen würde, sie erneut unter die Decke zu locken. » Ich hätte da eine Idee, wie wir uns vor dem Erfrieren schützen können. «
    Sie hätte auch ärgerlich werden können, doch sie schüttelte nur lachend den Kopf.
    Â» Bereust du es? « , fragte er und erschrak über seine plötzliche Angst.
    Â» Nein « , sagte sie leise und wandte sich zu ihm um. Sie war so schön, dass es wehtat. » Ich hätte nie erwartet, dass es… so sein kann. Dass ich Freude daran haben könnte. Es war das erste Mal, dass ich… «
    Â» Ja « , sagte er, ebenso leise. » Ich weiß. «
    Â» Wie kannst du das wissen? « , fuhr sie auf. » Ich habe ein Kind geboren. «
    Ihr Körper war so jung. Aber was sie bereits erlebt hatte, was sie gesehen und erduldet hatte… Auf einmal wünschte er sich, er könnte sie beschützen, vor allem und jedem, auch vor ihrer Vergangenheit.
    Â» Du hast keine guten Erfahrungen gemacht, das war überdeutlich. Damals musst du noch ein halbes Kind gewesen sein. Ich werde Graf Birin für dich töten. «
    Â» Graf Birin? « , wiederholte sie, ohne ihn anzusehen.
    Â» Männern von Adel gegenüber bist du besonders misstrauisch « , erklärte er. » Deshalb konntest du es ja auch nicht fassen, wie Noan sich dir gegenüber verhält. Es bedarf keiner Zauberkünste, um zu erraten, welcher Adlige dich so verletzt hat, als du Dienstmädchen im Herrenhaus warst. «
    Sie schwieg lange Zeit. Schwieg und atmete, und obwohl das Feuer bald höher brannte, kroch eine Gänsehaut über ihre Arme. Er hob die Decke, und sie kam zu ihm, Haut schmiegte sich an Haut. Jalimey barg den Kopf an seiner Brust, ihre kleine, kalte Nasenspitze blies warme Luft über seine Rippen.
    Â»Als ich Noan sah, habe ich mich sofort in ihn verliebt«, sagte sie. »In sein schönes Gesicht. In seine dunklen Augen. In seine Ritterlichkeit. Ich wollte mich dagegen wehren, aber ich war machtlos.« Jetzt sah sie ihn an. Fragend. Beinahe, als hätte sie Mitleid mit ihm.
    Â» Oh ihr Götter « , sagte er. » Alle Welt ist in Noan verliebt. Etwas muss mir entgangen sein. Was stimmt nicht mit mir? «
    Sie lachte leise und kniff ihn. » Kannst du nicht ein einziges Mal ernst sein? «
    In seinem Inneren war er so ernst, dass sie gewiss zufrieden gewesen wäre. Bittere Eifersucht nagte an ihm, ein gefräßiges Tier. Ein Fluch, für den es kein Heilmittel gab, keinen Ort der Erlösung. Doch er zwang seine Stimme, den lockeren Tonfall beizubehalten. » Vielleicht sollte ich ihm einen Antrag machen, bevor mir irgendjemand zuvorkommt. « Dann fügte er hinzu: » Ja. Ja, ich weiß, dass du Noan liebst. « Fast waren seine Lippen bei ihren angekommen, er hauchte einen zärtlichen Kuss über ihre Wangen, ihren Mund. » Ich weiß auch, dass du bald zerbrichst. Lass dich fallen, Jalimey. Du musst nicht immer stark sein. «
    Alles an ihr war so warm, so vertraut, so nah, die Grenzen verschwommen, bis wohin sie reichte und wo er begann.
    Â» Sag ihm nichts davon « , sagte sie, als es schon viel zu spät war, um es sich anders zu überlegen, als ihre Körper gar nicht mehr in der Lage waren, sich voneinander zu lösen, und wie geschmolzenes Glas ineinanderflossen. » Bitte, lass ihn das niemals wissen. «
    Â» Ich kann schweigen, glaub mir « , sagte er, atemlos zwischen zwei ewig währenden Küssen.
    Â» Halt mich fest. Bleib hier, bei mir. «
    Â» Ich hatte auch nichts anderes vor. «
    Und da gelang es ihnen tatsächlich, für eine ganze Weile nicht einmal an Noan zu denken.
    Der Fürstensohn kam nicht selbst. Ein kleiner, drahtiger Leibeigener in einer Pelzjacke holte sie ab. Die Bergpferde, die er bei sich führte, tänzelten wild und ungebärdig über den Schnee, doch sobald sie die Reiter im Sattel spürten, waren sie brav wie Lämmer. Ihr eigenes Pferd ließ der Mann einfach laufen; wenn es Glück hatte, fand es den Weg in eins der nahen Dörfer.
    Der Garlawiner ritt voraus, einen schneebedeckten

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