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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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sagen oder Königliche Hoheit und Herr! «
    Â» Warum nicht? « , fragte er. » Weil es nicht dem entspricht, was du für mich empfindest? Weil du Tahan sagen möchtest und Du? Weil dein Herz für mich schlägt? «
    Sie fuhr zurück. Am Fußende der Pritsche kauerte sie an der Wand und umschlang ihre Knie. Ihre Haltung war verkrampft und schutzbedürftig. Immerhin hatte sie sich so weit im Griff, dass sie ihn wieder anfauchen konnte.
    Â» Das ist nicht wahr, was bildet Ihr Euch ein! Ich liebe einen anderen, wie Ihr sehr wohl wisst. Und was Euch betrifft, Königliche Hoheit, ich habe überhaupt kein Problem, Euch wie auch immer zu betiteln, ganz so, wie Ihr es wünscht! «
    Sie brach in Tränen aus, und sofort war er bei ihr und schlang die Arme um sie. Jalimey wehrte sich nicht, sondern barg den Kopf an seiner Brust. Wilde Schluchzer schüttelten sie.
    Tahan wartete, bis sie sich beruhigt hatte. Wartete lange, während er ihr feines, kurzes Haar streichelte, ihre nassen Wangen. Er küsste ihre Stirn, ihre flatternden Augenlider, ihren Hals.
    Â» Du bist nicht in Noan verliebt « , sagte er leise. » Du verehrst ihn. Du magst ihn. Er ist ein guter Freund, der beste, den man sich wünschen kann, aber du liebst ihn nicht, wie du mich liebst. Obwohl er, wie ich neidvoll zugeben muss, der hübscheste Junge weit und breit ist, bin ich es, den du wirklich willst. «
    Sie wand sich aus seiner Umarmung, blieb jedoch dicht bei ihm sitzen. » Du bist ein Idiot, Tahan. Du glaubst auch nur das, was du glauben willst. «
    Â» Mag sein « , gab er zu. » Hast du ihn je geküsst? So, wie du mich küsst? «
    Â» Dich habe ich auch noch nie… « , fing sie an, da verschloss er ihren Mund mit seinen Lippen.
    Er hatte gehofft, dass sie den Kuss erwidern würde. Ganz sicher war er sich nicht gewesen. Umso mehr freute es ihn, dass sie in seinen Armen dahinschmolz und sich eng an ihn schmiegte. Ihr Herz schlug rasend schnell an seiner Brust, als wollte es davonfliegen. Schließlich lösten sie sich voneinander. Ihr Gesicht glühte, wenigstens weinte sie nicht mehr.
    Â» Keine Ohrfeige diesmal? « , fragte er mit einem Lächeln.
    Â» Ich weiß, dass es dir gar nicht um mich geht « , sagte sie leise. » Du willst nur, dass der Schmerz verschwindet. Ich weiß, wie das ist. «
    Â» Ah « , sagte er unsicher. » Wieso glaubst du das? «
    Â» Du hast gerade deine Familie verloren. Unsere Welten mögen einander so fern sein wie der Himmel der Erde, aber das verstehe ich. Dein Vater war ein grausamer Mann, doch er war dein Vater, und du hast ihn geliebt. «
    Tahan dachte an Ilan, den ungeduldigen Tyrannen, der ihn nach Burg Ameer verbannt und dann vergessen hatte. Für den er immer nur eine Schande der Familie gewesen war. Ihn zu reizen war für den jungen Prinzen die erste Übung darin gewesen, die Götter herauszufordern. Vor Kurzem noch hatte er in Erwägung gezogen, Widian bei seiner Ermordung zu helfen. Sollte Tahan tatsächlich um seine Mutter trauern, die ihren Sklaven gerne glühende Nadeln ins Fleisch bohrte? Die heimlich in ihren Gemächern unglaubliche Mengen an Banoa verschlang und ihren Sohn bestrafte, wenn er mit einem einzigen Becher erwischt wurde? Er dachte an Hartet und Gurija, die in ihrem zarten Alter wie Schlangen gewesen waren und darin gewetteifert hatten, ihn mit ihrem Wissen zu erpressen. Prinzessinnen, denen nie irgendetwas gut genug gewesen war und die alle in ihrer Umgebung tyrannisierten. Es war unmöglich gewesen, ihnen ein Geschenk zu machen, das sie freute. Sein Bruder war ihm noch am nächsten gewesen, doch nicht einmal Widian hatte sich für Tahan eingesetzt, als er verbannt wurde, ihn weder besucht noch ihm geschrieben.
    Widian zu beseitigen, um selbst an Hamyjanes Seite herrschen zu können, hätte den Prinzen kaum mehr als ein schwaches Bedauern gekostet. Für Widians angeblichen Brief hatte er die Fesseln des Fluchs zerbrochen, – um die Ehre seines Namens zu retten, um zu verhindern, dass die Nachricht den Falschen in die Hände fiel. Nein, Tahan war nicht am Boden zerstört vor Kummer. Wütend, das ja. Erschrocken, betroffen. Er war außer sich, weil Dasnaree sein Heim und seine Zuflucht vernichtet und sein Eigentum an sich gerissen hatte, aber um ihm das Herz zu brechen, bedurfte es anderer Maßnahmen.
    Du hast kein Herz, hatte Dasnaree zu ihm gesagt.

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