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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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« , rief ein anderer. » Sein Gestank vertreibt die Hasen, nichts weiter. «
    Sie lachten.
    Tahan wandte sich um. Da stand der Junge, mitten im Hof. Einsam, wie ein Wächter der Burg, den jemand vergessen hatte. Sein Blick war auf den Prinzen gerichtet, mit einem seltsamen, fassungslosen Staunen. Er musste jedes Wort gehört haben, doch er reagierte nicht auf die Beleidigungen. Wie ein Schlafwandler trat er auf seinen Vetter zu.
    Â» Ist etwas passiert, mein lieber Ree? «
    Â» Sie ist weg « , sagte der Junge. » Sie ist abgereist, zusammen mit ihrer Zofe. «
    Â» Wer? « Dabei wusste er es schon.
    Â» Gräfin Arinee. Sie ist fort. « Dasnaree biss die Kiefer aufeinander, ballte die Faust, öffnete sie. » Nach drei Jahren. «
    Tahan beobachtete ihn mit gelindem Erstaunen. » Deine Freunde wohnen nicht dauerhaft in der Burg « , erinnerte er seinen Vetter. » Das ist dir sicher bewusst. Sie brauchen nicht deine Erlaubnis, um nach Hause zu gehen, wenn das Heimweh sie überkommt. «
    Â» Arinee ist etwas Besonderes « , stieß der Junge hervor.
    Â» Ja, das ist sie zweifellos. Du könntest ihr einen Brief schreiben, wenn du sie vermisst. Ist das nicht ein guter Gedanke? Ich kann dir beim Schreiben helfen, Ree, falls du unsicher bist. «
    Â» Danke « , sagte Dasnaree dumpf.
    Das war schon das zweite Mal an diesem Tag, dass sich jemand bei ihm bedankte, das zweite Mal, dass jemand ihm unverfroren mitten ins Gesicht log.
    Â» Gib nicht mir die Schuld « , warnte Tahan. » Hattest du nicht reichlich Zeit, sie zu umwerben? Du kannst es immer noch tun, wenn du nur dein Selbstmitleid aufgibst und ein wenig Entschlusskraft zeigst. Und jetzt lass mich vorbei. Heute Abend sieht schon wieder alles anders aus. «
    Â» Das bezweifle ich « , murmelte Dasnaree, aber er ging gehorsam zur Seite.
    Auch er würde darüber hinwegkommen.
    An diesem Abend gab es keine Lautenmusik. Dasnaree spielte nicht, er saß nur am Tisch und starrte in den Becher Banoa, den der Prinz herumgehen ließ. Seine Miene war ebenso finster wie das Schwarze Wasser.
    Â» Was ist, mein Freund? « , fragte Tahan und legte ihm einen Arm um die Schultern. » Bläst du immer noch Trübsal wegen dieses Mädchens? Schau dich um. Hier sind genügend andere, die sich leichter erobern lassen. Möchtest du vielleicht deine Laute holen und uns ein Lied spielen? Das wird dich aufmuntern. «
    Â» Nein « , sagte der Junge verbissen.
    Tahan seufzte. » Na gut, dann hole ich sie eben. «
    Wenn es nicht um eine Laute gegangen wäre, hätte er Lish schicken können, doch kein Sklave durfte ein Musikinstrument berühren. Mit großen Schritten eilte der Prinz die Stufen zur Kammer des Fürstensohns hinauf. Er stieß die Tür auf.
    Die Laute lag auf dem Boden. Zerbrochen, in tausend Einzelteile zerschmettert, die Saiten wie die Innereien eines geschlachteten Tieres in einem wirren Knäuel.
    Ungläubig starrte Tahan auf das zerstörte Instrument. Bestimmt gab es noch andere Lauten in der Burg, aber diese zwar zweifellos die beste gewesen, eines Fürsten würdig. Wie hatte Dasnaree es wagen können, sie zu zerbrechen? Ohne ihn vorzuwarnen, ohne sich zu entschuldigen, ohne eine andere Laute zum Fest holen zu lassen? Er hatte gewollt, dass Tahan sie hier fand.
    Angewidert bückte er sich und hob den größten Rest aus Saiten, einem halben Hals und einer angeschlagenen Schnecke aus dem Trümmerfeld.
    Na gut, Freundchen, du hast es nicht anders gewollt.
    Mit einem Wutschrei schmetterte er die zerbrochene Laute gegen das nächste Regal.
    Es regnete Glastiere. Splitter rieselten über den polierten Bretterboden und verschwanden in den Dielenritzen. Ein winziger, filigran ausgearbeiteter Flügel landete vor Tahans Füßen.
    Als er in den Festsaal zurückkam, hatte einer der Grafensöhne mittlerweile ein neues Instrument geholt, dessen dünner Klang in den Ohren schmerzte. Dasnaree hob den Kopf, als Tahan sich wieder neben ihn setzte.
    Der Prinz schwieg.
    Dasnaree schwieg.
    Auch in den nächsten Tagen verlor keiner von beiden ein Wort über das, was geschehen war.

4
    D ie Bettelmönche kamen an einem dieser kühlen dunklen Nachmittage, während der Wind durch den Hof fauchte und die Blätter zu Haufen zusammentrieb. Nur Banoa wärmte die Knochen auf, doch es gab keines mehr, schon seit zwei Mondläufen nicht. Die jungen

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