Die Saeulen der Macht
die Hand fort. » Also? Ãffne die Tür zu deiner Kammer und zeig mir deine Schätze, Ree. «
Der Knabe keuchte immer noch von der Anstrengung des Treppensteigens. Aus ihm würde nie ein Kämpfer werdenâ seine schlaffen Muskeln würden das wohl kaum zulassen.
» Es ist nichts Besonderes « , flüsterte er und öffnete die Tür.
Ein Funkeln. Blitzen. Tausendfach wurde das Licht, das durch das hohe, schmale Fenster fiel, gebrochen und zurückgeworfen.
Ein paar Figuren? Es mussten Hunderte sein. Sie standen auf schmalen Regalen, Seite an Seite, bevölkerten das Sims unter dem Fenster und die Vitrinen zu beiden Seiten des Bettes, sogar unter dem Bett lugten noch gläserne Pfoten, Krallen und FüÃchen hervor.
Dasnaree schluckte hart. » Komm rein « , wisperte er, als könnte ein zu lautes Wort seine Schätze zerbrechen.
Vorsichtig setzte Tahan einen Fuà vor den anderen. » Das ist⦠« Ihm fehlten die Worte, was selten genug vorkam.
Zuerst dachte er, er sähe Hunde. Adler. Tauben. Katzen. Eidechsen. Falter und Käfer und Schlangen. Was es mit diesen Figuren wirklich auf sich hatte, erkannte er erst, als er die Pferde betrachteteâ Figuren in allen Körperhaltungen, stehend, liegend, sich aufbäumend. Doch kein einziges davon war ein gewöhnliches Pferd. Da waren Pferde mit Flügeln, mit Hundetatzen, mit Heuschreckenfühlern. Nun widmete Tahan auch den übrigen Tieren einen genaueren Blick und stellte fest, dass keines davon nur einen einzigen Tierkörper besaÃ. Alle waren Mischwesen, teilweise so grotesk, dass er den Blick abwenden wollte. Katzen mit Hörnern, Hirsche mit Käferbeinen, Eidechsen mit Mädchenköpfen.
» Wie findest du sie? « , fragte Dasnaree ängstlich. » Welches soll ich Arinee schenken? «
» Die hast du gemacht? Ganz allein? «
» Die Glasbläser haben mir geholfen. Es ist schwer, das Glas zu formen, und ich habe tausend Versuche gebraucht, um die erste Figur richtig hinzubekommen. Du kannst dir kaum vorstellen, wie viel ich zerbrochen habe und wie viele Tiere als Klumpen geendet sind. «
» Du bist ein richtiger Künstler « , sagte Tahan, und der Junge wurde rot vor Glück. » Du hast eine groÃe Begabung und musst aufhören, sie zu verstecken, weiÃt du. Nimm dasjenige, das Arinees Wappen am nächsten kommt. Oder jenes, das ausdrückt, was du ihr mit Worten nicht sagen kannst. Ist sie eine Blume für dich? Dann schenk ihr eine Blume. «
» Sie ist die Sonne « , flüsterte er. » Sie ist der Morgen. Sie ist der Himmel. «
Wahllos griff Tahan eine der funkelnden Abscheulichkeiten heraus. » Ich überbringe ihr das hier, mit den herzlichsten GrüÃen. «
» Du bist mein bester Freund, Tahan « , sagte Dasnaree. » Mein allerbester Freund. «
Gut gelaunt trat der Prinz auf den Flur hinaus, wo ihn ein ängstlich dreinblickender Diener erwartete.
» Die Fürstin wünscht Euch zu sprechen, Hoheit. «
Na schön, das war eigentlich zu erwarten gewesen. Tahan folgte dem Mann, der geduckt vor ihm herhuschte und sicherheitshalber auÃerhalb seiner Reichweite blieb, zum Empfangssaal seiner Tante. Er hatte nicht vor, sich von ihr den Tag verderben zu lassen, deshalb blieb er ganz ruhig, während sie ihrem Ãrger über die Musik, den Wein, die Zügellosigkeit und die Verdorbenheit der Jugend Luft machte.
» Seid Ihr fertig? « , fragte er schlieÃlich gelassen.
» Sagt mir nicht, dass Dasnaree das Recht hat, in Abwesenheit seines Vaters über die Mittel des Hauses Ameer zu verfügen! Er war immer ein lieber Junge, vernünftig und besonnen. Ihr allein seid für diese bodenlose Verschwendung verantwortlich! Warum konntet Ihr nicht einfach meinen Rat befolgen und unauffällig bleiben? Ich werde unverzüglich Euren Vater informieren. «
» Tut das « , sagte er.
Fürstin Wydria blinzelte verwirrt. » Wie bitte? « Offenbar hatte sie damit gerechnet, dass er sie anflehen würde, seiner Familie nichts davon zu verraten. Dass er versprechen würde, in Zukunft brav und sparsam zu sein und sich gewiss keinen Ausschweifungen hinzugeben.
» Wenn Ihr König Ilan Dor Hojan mit schlechten Nachrichten belästigen wollt, nur zu. «
Sie starrte ihn eine Weile an, dann begriff sie endlich, und ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. » Oh. «
Das war das erste und letzte
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