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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Adligen hatten in ihrer Gier zu viel verkauft und nicht bedacht, dass der einsetzende Frost alle Grabungen beenden würde. Die Glashütte qualmte ununterbrochen weiter. An Holz bestand kein Mangel, und die gewaltigen Berge an Quarzsand und Kalk würden noch für mindestens eine Jahreszeit reichen. Die Gruben dagegen ruhten, und die Freunde saßen auf dem Trockenen.
    Gereizt stolzierten die jungen Männer durch die Burg, auf der Suche nach Streit. Die Mädchen verkrochen sich in ihre Kammern und warfen Gegenstände an die Wände. Die Sklaven und Leibeigenen huschten mit blauen Flecken und dunklen Würgemalen gebeugt umher und hofften, dass niemand sie bemerkte.
    An Prinz Tahan ging diese Zeit ebenfalls nicht spurlos vorüber. Sein Stolz verbot ihm, dass er wie ein struppiger, hungriger Wolf umherschlich, doch er konnte nicht verhindern, dass sich schwarze Schatten unter seinen Augen zeigten. Das weißgoldene Herbstlicht schmerzte in seinen immer noch geweiteten Pupillen, und manchmal zitterten ihm die Hände. Ihm war wirklich nicht danach, Dasnarees spärliche Kampfkunst aufzupolieren, aber Fürstin Wydria hatte ihn eindringlich darum gebeten. Dabei war es einfach nur verschwendete Zeit.
    Dasnaree ließ einen gellenden Schlachtruf ertönen. » Harai, harai! « Er strotzte vor Kraft und Tatendrang. Banoa war nie eine Versuchung für ihn gewesen, daher traf ihn der Mangel daran am wenigsten. » Nimm das! «
    Leichtfüßig sprang Tahan zur Seite. Er hatte sich in seinen Mantel gehüllt und dicke, fingerlose Lederhandschuhe übergestreift, was gegen die Kälte half, ansonsten aber nicht nötig gewesen wäre. Er hätte sich auch einen Sack über den Kopf ziehen können, der Junge hätte ihn trotzdem nicht getroffen. Ree fuchtelte mit der Waffe herum, schwang sie so heftig, dass er beinahe das Gleichgewicht verlor, und stach einige der armseligen Strohpuppen, die sonst nur der Wind zerzauste, in den Bauch. Stolz trug er Tahans zweites Paar Handschuhe, obwohl es ihm zu groß war, aber offenbar fühlte er sich damit wie ein unbesiegbarer Krieger.
    Â» Ich denke, es reicht « , meinte Tahan.
    Die ersten Male waren noch recht amüsant gewesen, doch die andauernde Unfähigkeit seines jungen Vetters verdross den Prinzen mehr und mehr. Mit einem einzigen Hieb köpfte er die nächste Puppe und marschierte ins Innere des Hauses, wo die Adligen vor dem großen Kamin saßen und Geschichten sponnen. Sie waren so vernünftig, bei diesem Wetter auf Kampfübungen zu verzichten. Nicht einmal mehr die Jagd vermochte sie aus ihrer Lethargie zu reißen.
    Tahan setzte sich auf die Bank und griff nach einem Becher, der ein warmes Gebräu aus Sommerbeeren und Kräutern enthielt. Auch davon konnte man betrunken werden, wie die grinsenden Mienen der anderen bewiesen, aber es war nicht Banoa. Der Trank wärmte den Magen und stieg zu Kopf, aber er machte die Füße nicht leicht zum Tanz oder schuf wilde Bilder vor dem inneren Auge. Auch ließ er die Gedanken nicht leuchten wie Sterne, brillant und funkelnd.
    Dasnaree zwängte sich neben ihn. » Guten Abend, ehrwürdige Brüder « , sagte er.
    Fassungslos starrte Tahan auf die beiden Männer, die ihm schräg gegenübersaßen und die er bis jetzt gar nicht bemerkt hatte.
    Zwei Mönche. Der eine so groß und dick wie ein Ochse, der andere, jüngere, war schmächtig und mit einem dünnen, strohigen Bärtchen gesegnet. Listige blaue Augen schweiften herüber, ein feines Lächeln spielte um die Lippen des Bettelbruders. Ihre Kutten waren grau, verrieten aber nicht, welchem Gott sie huldigten. Die Anhänger der sechzehn Hohen Götter wusste der Prinz natürlich zu unterscheiden, sie trugen jeweils ein Merkmal, das sie eindeutig auszeichnete– eine Tätowierung oder Gesichtsbemalung, eine besondere Frisur oder Kleidung in einer auffälligen Farbe. Doch diese hier? Ein ähnlich schlichtes Felsgrau hatten sonst nur die Mäntel der tödlichen Kriegermönche Keiorons, des Eisgottes, aber normalerweise kamen sie nicht so weit von den Deaware-Bergen herunter. Außerdem waren die beiden Besucher nicht kahl geschoren, sondern hatten ihre dunklen Haare kurz geschnitten wie Sklaven. Wahrscheinlich bettelten sie für einen der Kleinen Götter, die weniger anspruchsvoll waren in der Auswahl ihrer Diener.
    Tahan hatte das starke Gefühl, dass er die

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