Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
Vom Netzwerk:
Mal, dass Tante Wydria ihn zu sich zitierte.
    Jeden Tag hatte er Arinee eine Figur überbracht; manchmal, wenn die Anstandsdame gar zu streng herumschnüffelte, hatte er auch Lish geschickt. Mittlerweile kannte er die meisten ihrer Gewohnheiten, ihr schüchternes Lächeln, ihre Freude.
    Dann, eines Tages, war der richtige Moment gekommen, die Laute zu spielen.
    An diesem Abend wartete Tahan, bis die Mädchen in Träume versunken tanzten, bis die jungen Männer erhitzt waren von Gelächter und Wein. Dann nahm er seinem Vetter die Laute ab, legte sie über sein Knie, stimmte die Saiten. Einige Köpfe hoben sich; schon die Art, wie er die ersten Töne anschlug, klang anders als bei Dasnaree. Als der Prinz zu spielen begann, ging ein Ruck durch die Versammelten. Die Laute war aus gutem Holz, die Töne waren klar und scharf umrissen, und seine Finger tanzten mit einer solchen Geschwindigkeit über die Saiten, wie die jungen Leute es bestimmt noch nie gesehen hatten. Die Musik ging sofort in die Beine, und er sah, wie Arinee langsam von ihrer Bank in der Ecke aufstand. Er lächelte. Niemand konnte sitzen bleiben, wenn er spielte, das war in Ghi Naral so und hier nicht anders.
    Das Lied trieb die Tanzenden an, peitschte sie vorwärts. Der Reigen verlor die gemäßigte, vorsichtige Art, die Disziplin der Schritte, er wurde wilder, atemloser. Der Duft des erhitzten Banoa lag in der Luft, verwirrte die Sinne. Die Mädchen kamen näher, angelockt wie Motten von einer Lampe, um bewundernd an seinen Lippen zu hängen. Doch er sang nur für eine, suchte ihren Blick, spürte ihr Staunen und wie sich ihr Herz öffnete.
    Sie kam näher, wie eine Schlafwandlerin, während er ihren Blick gefangen hielt. Dasnaree sprang dazwischen und traute sich tatsächlich, mit ihr zu tanzen, aber Tahan wusste, dass sie den Jungen und seine glühenden Blicke gar nicht richtig wahrnahm. Dummerweise konnte er nicht zugleich spielen und tanzen, daher reichte er die Laute schließlich an Zandarian weiter, der in der Nähe herumsaß.
    Er trat Arinee entgegen. Wie hübsch sie heute war, erhitzt vom Tanz, das weiche dunkle Haar klebte an ihren Schläfen, ihr Mund rot und verlockend. Das Lächeln schüchtern, verwirrt. Dasnaree wich zur Seite, er wurde blass, als Tahan ihr die Hand entgegenstreckte.
    Â» Gräfin Arinee? Gewährt Ihr mir diesen Tanz? «
    Â» Ich? « , fragte Arinee erschrocken, aber sie ließ es zu, dass er ihre kleine Hand in seine nahm.
    Sie sträubte sich nicht, als er sie in den Saal führte und mit ihr tanzte und immer näher rückte. Ließ die Küsse zu, zuerst verschämt auf ihren Wangen, ihrer Stirn, dann zuversichtlicher an ihrem Hals und auf ihren Lippen. Hörte sich die Worte an, die er atemlos in ihr Haar flüsterte. Ihre Augen strahlten, während er sie umschmeichelte. In dieser Nacht war sie wertvoll, etwas Besonderes, ein Schmuckstück in den Händen eines Prinzen.
    Sie ließ alles zu.
    Tahan lächelte. Er hatte nun mal diese Wirkung auf Frauen.
    Seit der Prinz an jenem Abend mit Arinee verschwunden war, machte sein Vetter sich auffällig rar. Er lächelte kaum noch und gab nicht einmal mehr mit seinen Kenntnissen über die Glasbläserei an.
    Wenn er Glück hatte, war Tahans erster Gedanke an diesem Morgen, würde er auch heute eine herrliche Dasnaree-freie Zeit verbringen.
    Lish hatte ihn geweckt und sich sofort demütig zu Boden geworfen. Er war ein wenig nachlässig geworden mit seinen Kniefällen, seit sie hier am Ameer-Hof waren, daher bedachte Tahan ihn mit einem Tritt in die Rippen, nachdem er sich aus dem Bett gequält hatte.
    Â» Was ist denn jetzt schon wieder? Die Sonne ist noch nicht mal aufgegangen. «
    Â» Die Jagdgesellschaft, Königliche Hoheit. Ihr habt Euch mit den Grafensöhnen zur Jagd verabredet. «
    Der Sklave half ihm, die Jagdkleidung anzulegen: dunkle Beinkleider, eine ebensolche Tunika und eine lederne Weste, in deren zahlreichen Taschen Platz für die Waffen war. Außer dem Bogen trug er mehrere Dolche bei sich und eine Schleuder. Es war immer gut, etwas Unerwartetes zu tun, gerade dann, wenn die Leute dachten, sie könnten ihn einschätzen. Ein paar wohldosierte Überraschungen waren das Geheimnis jeden Erfolgs.
    Â» Der Bogen ist geölt? Die Pfeile sind vollzählig? «
    Â» Natürlich, Königliche Hoheit « , versicherte Lish. » Euer

Weitere Kostenlose Bücher