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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht
Autoren: Maja Winter
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früher, malten Muster auf ihre zarten Wangen. Tahans Mund war plötzlich trocken.
    Sie sah ihn eine Weile an und legte sich dann auf die hintere Pritsche, aber sie schlief nicht. Er fühlte sich so jung wie vor zehn Jahren, als ein einziges hübsches Mädchen dafür sorgen konnte, dass ihm die Knie zitterten und er kein Wort herausbrachte.
    Vor dem zerbrochenen Fenster wanderte Noan über das knirschende Glas, das den Boden bedeckte. Hin und her, hin und her.
    Â» Ich habe Euch gesehen « , sagte er plötzlich.
    Â» Jemand wie ich kann sich schlecht unsichtbar machen. « Ralnirs tiefe Stimme, gedämpft. Unter seinen Schritten schien das Glas zu singen.
    Â» Was wollt Ihr? «
    Â» Frieden. Glück für alle. Ein neues Zeitalter, in dem das Recht herrscht. Dinge, die jeder will, aber ich will sie ein bisschen mehr als alle anderen. «
    Noan räusperte sich nervös. » Ihr solltet bei Eurem Lagerfeuer unten am Fluss bleiben, Meister. «
    Â» Schläft der Prinz nicht? Er mag von Feuer und Krieg träumen, doch das wird mir kaum schaden. «
    Â» Er schläft, aber ich bin hellwach « , sagte Noan. » Und ich bin bewaffnet. «
    Â» Zweifellos seid Ihr das, Fürst Garlawin. Trotzdem würdet Ihr mich nicht einfach angreifen, nicht bevor Ihr herausgefunden habt, was ich im Schilde führe. Ihr seid aus anderem Holz geschnitzt als die meisten Männer, denen ich bisher begegnet bin. Wir haben Euch beobachtet, schon lange. Nicht zufällig seid Ihr als Siljalinion in der Vierten gelandet. Es gibt keine Zufälle, wenn meine Bruderschaft die Hand im Spiel hat. Wir waren immer in der Nähe. Ich frage mich schon länger, ob es ein Geheimnis gibt, das die Angehörigen der Familie Garlawin teilen. Ihr seid unserer Zeit zweifellos voraus. Habt Ihr Euren Vater nicht sogar gebeten, eine Leibeigene heiraten zu dürfen, noch dazu die eines anderen Herrn? «
    Â» Woher wisst Ihr das? « , flüsterte Noan.
    Â» Noch erstaunlicher war die Reaktion Eures Vaters, als Ihr in jener Nacht zu ihm kamt. Jeder andere Adlige, bis hinunter zur untersten vierten Stufe, hätte Euch in den Karzer gesteckt, bis Ihr zur Besinnung gekommen wärt, und das Mädchen weggeschickt. «
    Â» Er hat sie weggeschickt. «
    Â» Um den Prinzen loszuwerden. Diese Maßnahme galt nicht Euch. Lange und mit wundem Herzen ging Fürst Garlawin in seinem Studierzimmer auf und ab und rang mit sich, ob er das tun sollte. Wo ein anderer nicht gezögert hätte, sah er die Notwendigkeit einer unbarmherzigen Tat, um etwas anderes zu verhindern. Nicht einmal ein Schwur galt ihm so viel wie das, wovon er überzeugt war. «
    Stille trat ein. Noan schwieg.
    Â» Er hätte niemals eine junge Frau einem bösartigen Adligen ausgeliefert, der sie grausam für ihre Flucht bestraft hätte– habt Ihr Euren eigenen Vater so schlecht gekannt? Er hat darauf gesetzt, dass Prinz Tahan sie retten würde. Leider hat er dabei vergessen, wie es in der Welt außerhalb Garlawins zugeht, dass kein anderer Adliger als er und Ihr sich um das Geschick einer noch so hübschen Leibeigenen scheren würde. «
    Tahan horchte in die Dunkelheit. Jalimeys Atem setzte für einen Moment aus.
    Â» Warum unterscheidet sich Eure Familie so sehr von allen anderen Hohen Häusern? « , fragte Ralnir. » Und zwar über mehrere Generationen hinweg? Es gab nie jemanden, der aus der Reihe getanzt ist. Alle waren so wie Ihr– edel, ein wenig aufmüpfig, bereit, die Gesetze des Königs zu unterwandern, wann immer sie den eigenen Überzeugungen widersprachen. Die Lage in den Bergen kann nicht der Grund sein. Auch andere Fürstentümer, wie etwa Ameer, leben weit weg vom Trubel der Königsstadt und sind dennoch begierig, sich an den Intrigen und Spielen bei Hofe zu beteiligen. Außer Eurer Familie lebt niemand mehr nach den überholten Sitten. Im alten Terajalas gab es keine Leibeigenschaft. In Terajalas gehörte der König dem Baum und dem Volk und das Volk dem Baum und dem König, und alle lebten miteinander in Eintracht. Sie trugen sein Zeichen, den Baum. Das allein hat sich weitervererbt, der Brauch, das Symbol im Nacken zu tragen. Aber die Wiramer haben daraus eine Fessel gemacht. Schon immer habt ihr dem Volk vorgelebt, dass die Gesetze der neuen Herrscher nicht dem Willen der Götter entsprechen. Das Hakalion sollte niemals dazu dienen, Mauern zwischen den
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