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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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ihn sich um die Schultern. Die Stiefel hatten es ihm ebenfalls angetan. Mit seinen weichen Stiefeln, die er in der Burg zurückgelassen hatte, waren sie zwar nicht zu vergleichen, aber auf jeden Fall besser als die klobigen Schuhe, die Dasnaree ihm gegeben hatte. Es war ein merkwürdiges Gefühl, einen Toten zu bestehlen, beinahe seltsamer noch, als ihn getötet zu haben. Bei den Übungskämpfen im Schloss hatten sie höchstens blaue Flecken und ein paar Schrammen davongetragen.
    Die Wirklichkeit fühlte sich kalt an, trotz der Nachwirkungen des Brennens in seinem Blut. Kalt und schal, und sie bereitete Tahan Übelkeit, auch wenn er wusste, dass er keine Wahl gehabt hatte. Kalt und dennoch… aufregend. Erhebend. Erregend.
    Das Pferd dampfte vor Hitze und schnaubte, es stampfte mit den Hufen und warf den Kopf hoch, stolz und zufrieden.
    Â» Du fühlst es auch, nicht wahr? « , fragte er leise. » Das war gute Arbeit. Du einer und ich einer. Sind alle Moorpferde so wie du, Ganashko? «
    Der Name war ihm einfach zugefallen. Das Schwert musste er nicht stehlen, das gehörte bereits ihm. Brand nannte er es ehrfürchtig. Jedes Schwert, das zu solchen Dingen fähig war, verdiente einen Namen. Alles in allem war es ein erfolgreicher Tag.
    Bevor sie ihre Reise fortsetzten, untersuchte Tahan noch seinen Reisebeutel, um nachzusehen, was er da eigentlich so vehement verteidigt hatte. Ein paar große Zwiebeln, einen zerdrückten Kuchen, der nur noch aus Krümeln, Nüssen und Trockenpflaumen bestand, einen leeren Becher, einige verschrumpelte Äpfel. Dazu ein winziges Beutelchen mit einem schwarzen Pulver. Zum ersten Mal seit langem lächelte Tahan. Als Letztes öffnete er ein zusammengebundenes Taschentuch, das nichts als Glassplitter enthielt.
    Der gute Junge. Hatte Ree ihm tatsächlich eines seiner grotesken kleinen Kunstwerke mit auf den Weg geben wollen. Die Absicht war rührend, doch die Begegnung mit dem harten Schädel des Straßenräubers hatte die zerbrechliche Figur natürlich nicht überstanden. Kopfschüttelnd verknotete Tahan das Taschentuch wieder.
    Der Rest des Weges hinunter in den Südosten war nicht weiter beschwerlich. Er fand Unterschlupf bei armen Leuten, denen er aber nicht verriet, wer er war. Es war einfacher, die Haare zu einem Zopf zusammenzubinden, als die fragenden Blicke zu ertragen, weil seine äußere Erscheinung nicht dem Rang eines Adligen entsprach. Wenn sie sich über das bärtige Pferd wunderten, behauptete er, ein Söldner aus Ganashk zu sein, auf dem Weg zur Grenze, um sich im Heer zu verdingen. Da sie seine Sprechweise wunderlich fanden– die gezierte Redeweise der Schlossbewohner war hier fremd–, glaubten sie ihm. Wer hatte je einen Mann aus den Moorlanden leibhaftig gesehen?
    Graf Petan, Siljalinion des vierten Heeresabschnitts, jedenfalls nicht. Misstrauisch musterte er den Fremden, der sich seiner Einheit anschließen wollte, um gegen die Helstener zu kämpfen. Ein Posten hatte Tahan aufgegriffen und mit verbundenen Augen zum Wachturm geführt– zur Sicherheit, falls er ein Spion wäre.
    Tahan wollte nicht darüber nachdenken, was sie mit ihm tun würden, wenn er sie nicht davon überzeugen konnte, dass er keiner war. Andererseits… was konnte ihm schon geschehen mit diesem Schwert und dem dazugehörigen Fluch?
    Â» Aus Ganashk? «
    Â» Ja « , sagte Tahan dreist. » Aus der Tiefebene. « Mehr als das, was Lish beim Anblick des Pferdes erzählt hatte, wusste er nicht über jenes ferne Land.
    Â» Sag gefälligst Herr! « , blaffte der Graf ihn an. » Vergiss deine Manieren nicht, Mann! «
    Er schlug so unvermittelt zu, dass Tahan verblüfft zurückstolperte. Ein weiterer heftiger Schlag von hinten warf ihn wieder nach vorne. » Wagt es nicht… « , begann er, aber im selben Augenblick zwang ihn der Schmerz in die Knie. Der glühende, verzehrende, nicht auszuhaltende Schmerz, der mit dem Fluch zusammenhing. » Herr « , stöhnte er, und sofort verschwanden die glühenden Kohlen wieder. » Aus der Tiefebene, Herr. «
    Â» Schon besser « , meinte der Hauptmann zufrieden. » Name? «
    Darüber hatte der Prinz sich zum Glück bereits Gedanken gemacht. » Mein Name ist für die Menschen in Terajalas kaum auszusprechen, Herr. Nennt mich Tan, das kommt dem recht nahe. Herr. « Die Anrede war wie Sand auf seinen

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