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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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auf dem er seinen neuen Vorgesetzten begleitete. Obwohl Niefon als Sinor ganz unten in der Hierarchie der Befehlshaber stand und zudem nicht der Schlaueste war, tat er, als wäre er der beste und klügste Krieger, den das Königreich je an diese Grenze entsandt hatte.
    Mit lautem Keckern stob ein Vogel davon.
    Wieder Stille.
    Â» Wir teilen uns auf « , sagte Niefon entschlossen. Falls er dasselbe Unbehagen verspürte, das sich in Tahans Knochen breitmachte, zeigte er es jedenfalls nicht. » Ihr geht nach rechts zum Fluss hinunter. Du, Ausländer, kommst mit mir. Wir überprüfen den Hang. «
    Â» Wäre es nicht… « Klüger, zusammenzubleiben, hatte er sagen wollen, doch rechtzeitig schluckte er den Widerspruch hinunter. Mittlerweile kannte er die Tücken des Fluchs.
    Â» Hast du etwa Angst, Ausländer? « , blaffte Niefon ihn an.
    Die anderen beiden stießen ein hämisches Gelächter aus. Sie machten sich nicht einmal die Mühe, ihre Schadenfreude zu verbergen.
    Es kribbelte in seinen Fingern; der Prinz konnte kaum an sich halten, die Fäuste an ihren Nasen zu reiben. Stattdessen senkte er nur den Kopf. » Verzeihung, Sinor. «
    Er folgte seinem Vorgesetzten weiter ins Dickicht hinein. Niefon ging vor ihm und ließ die Dornenranken, die er zurückbog, nach hinten peitschen, ohne Rücksicht zu nehmen. In Tahan wuchs der Groll, aber er machte nicht den Fehler, sich zu beschweren.
    Ihre Schritte knirschten auf den Zweigen. Ein paar große, dunkle Falter flatterten davon, weiche Flügel streiften seine Wangen.
    Â» Es ist zu still « , sagte er leise.
    Niefon drehte sich zu ihm um. » Habe ich dich nach deiner Meinung gefragt, Ausländer? «
    Â» Ihr habt mich mitgenommen, Sinor. «
    Â» Ja, damit du mir den Rücken freihältst. Nicht, damit du deine dämlichen Sprüche zum Besten gibst. Halte einfach die Augen offen und sag Bescheid, wenn dir etwas Verdächtiges auffällt. «
    Tahan schluckte die Widerworte hinunter. Der Fluch verhinderte, dass er sich wehrte, wenn die Männer ihn schlugen, selbst wenn es völlig grundlos geschah. Sie würden erst Ruhe geben, wenn er sein Leben zum Wohle des Königreichs geopfert hatte.
    Ein großer bunter Vogel mit glänzenden Schwanzfedern stieg steil in die Höhe, als sie den Hang weiter erklommen. Er stieß einen schnarrenden Warnruf aus. Wieder fiel die Stille herab, undurchdringlich wie Nebel.
    Tahan stellten sich die Nackenhaare auf. Ein Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Etwas flatterte an seinem Gesicht vorbei und verfing sich in seinen Haaren. Als er es endlich herausgezupft hatte– eine handtellergroße Motte–, stellte er fest, dass sein Vorgesetzter verschwunden war.
    Â» Sinor? « , fragte er halblaut.
    Im nächsten Augenblick taumelte ihm Niefon vor die Füße. Ein Pfeil steckte in seiner Schulter, dessen grellrote Federn selbst hier unten im Dämmerdunkel leuchteten.
    Â» Sie sind hier « , stammelte der Mann. » Müssen… warnen… «
    Im selben Moment begann es überall im Gebüsch zu rascheln und zu knistern. Gerade noch rechtzeitig zog Tahan den Verletzten unter einen Strauch, als auch schon die ersten Gestalten vorüberschlichen. Fremde Soldaten in dunklen Gewändern, kaum sichtbar zwischen den dunkelgrauen Baumstämmen. Er duckte sich tiefer in den Schutz des Gesträuchs. Immer mehr Helstener zogen vorbei. Flinke, schmale Waldmänner, Köcher über den Schultern. Zwischen ihnen andere Männer, Söldner aus Me Lasson– riesenhafte Kerle mit rötlich schimmernden Zöpfen. Ihre Waffen waren gröber– Äxte, mannshohe Lanzen, Schwerter, noch länger als Tahans schartige Waffe.
    Â» Warnen « , japste Niefon.
    Wie hatte der Feind nur so viele Männer über den Fluss bringen können, ohne dass die Kundschafter es gemerkt hatten? Tahan stöhnte innerlich über die Unfähigkeit der Heerleitung. Ein ganzer Trupp war hier im Wald verborgen und würde die Soldaten am Wachturm einfach überrennen. Selbst wenn es ihm und dem verletzten Sinor gelang, ungesehen ins Lager zurückzukehren, würden sie zu spät kommen.
    Â» Habt Ihr kein Horn? « , fragte er. » Ein Signalfeuer? Irgendetwas? «
    Was war nur mit den Hauptleuten los? Warum dachte niemand voraus? Kein Wunder, dass es mit dem Krieg so schlecht aussah und kein noch so hart errungener Sieg von Dauer

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