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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Treppenstufen zu bewältigen, benötigte Tahan Hilfe. Der Schmerz brannte in seinem ganzen Körper, es war, als rieselten glühende Kohlen über jeden Fingerbreit seiner Haut, innen wie außen. Im Regen, der mit unverminderter Kälte sogleich seine dünne Kleidung durchnässte, kam er einigermaßen zu Sinnen, und er schenkte dem Pferd, das auf ihn wartete, seine Aufmerksamkeit.
    Â» Nein « , brachte er heraus, auch dieses Wort eine stachelige Kastanie in seinem Mund. » Nein, nie im Leben steige ich auf diesen Ackergaul. «
    Der dicke Mönch musste ihm dieses Reittier aus purer Schadenfreude dagelassen haben, weil Tahan sich über seine Leibesfülle lustig gemacht hatte. Dieses Pferd war alles, was auch der Mönch war– nur in Tiergestalt. Es war riesig und unförmig. Seine klobigen Hufe ähnelten Eimern, die Beine waren krumm wie die eines Hasen, das rotbraune Fell lang und zottig. Es wandte den Kopf, wobei sein bodenlanger Ziegenbart wie eine Peitsche herumschwang, und starrte den Prinzen mit tückischen kleinen Fuchsaugen misstrauisch an.
    Tahan wich einen Schritt zurück. Allein der feste Griff von Lish und Dasnaree bewahrte ihn davor, in den Schlamm zu stürzen.
    Â» Bei allen Hohen Göttern! Was ist das für ein Ungeheuer? «
    Â» Ich glaube, das ist ein Moorpferd aus der Tiefebene von Ganashk, Königliche Hoheit « , sagte Lish ehrfürchtig. » Es wird ohne Sattel und Zaumzeug geritten. Man verhakt die Füße in den Zotteln an seinen Flanken und benutzt die langen Barthaare, um es zu lenken. «
    Tahan bemühte sich, aufrecht zu stehen. Ihm war, als hätte der Schmerz ein wenig nachgelassen, während das ungeschlachte Ross ihn verächtlich musterte.
    Â» Man kann kein Kriegsheld werden auf diesem Etwas da « , wandte er ein. » Nicht einmal mit dem Fluch oder dem Segen der Bettelmönche. Das ist völlig ausgeschlossen. Wenn ich damit auch nur in die Nähe der Truppen komme, werden sie vor Lachen auf dem Boden liegen. Ich glaube kaum, dass meine Heldentaten darin bestehen sollen, dass der Feind sich totlacht. «
    Â» Königliche Hoheit, Herr, niemand wird lachen « , versicherte ihm Lish. » Ganashker Moorpferde sind sehr selten und kostbar. «
    Dasnaree hustete verschämt; es klang, als wolle er ein höchst unpassendes Kichern unterdrücken.
    Â» Wo ist überhaupt mein Schwert? «
    Â» Ich glaube nicht, dass du dein eigenes mitnehmen kannst « , meinte sein Vetter. » Daran würde man sofort erkennen, wer du bist. «
    Tahan seufzte; selten war ihm der Junge so dämlich erschienen. » Man wird Lieder über mich singen, Ree. Natürlich soll man erkennen, wer ich bin. «
    Â» Die Mönche, die Götter oder wer auch immer hat dich mit einem Pferd ausgestattet. Da werden sie wohl auch für ein Schwert sorgen können, meinst du nicht? « Er beugte sich vor und betrachtete Tahans Gesicht. » Du wirkst blass. An deiner Stelle würde ich jetzt losreiten. Dein Schicksal wartet. Ich freue mich auf Nachrichten von der Front. «
    Das Pferd tänzelte unwillig zur Seite, doch als Lish es am Bart packte, ließ es zu, dass Tahan in das dichte Fell griff und sich mit Dasnarees Hilfe auf den fassförmigen Rücken schwang.
    Der Schmerz ließ weiter nach. Es war eine solche Erleichterung, dass er hätte weinen können. » Ich habe mich noch gar nicht verabschiedet « , sagte er. » Fürstin Wydria… «
    Â» Ich richte meiner Mutter deine besten Grüße aus « , versprach Dasnaree. » Reite nur los. Finde das Schwert und das Lied. «
    Er reichte ihm einen Reisesack hinauf. » Damit solltest du eine Weile auskommen. «
    Jemand– war es Lish?– versetzte dem Moorpferd einen Schlag aufs Hinterteil. Gerade rechtzeitig griff Tahan in die zottelige Mähne, da stürmte das Tier auch schon los. Das Tor stand offen.
    Erst als sie draußen auf der steinigen Straße waren, die Burg zu einem finsteren Schemen hinter ihnen verblasste und der Regen mit ganzer Wucht über sie herfiel, wurde Tahan bewusst, dass sein Sklave nicht mitkommen würde.
    Der Fluch war kaum mehr als ein Traum, ein seltsam unwirklicher Grund, sich in der Kälte auf eine beschwerliche Reise zu machen. Jedenfalls so lange, bis Tahan versuchte umzukehren. Abgesehen davon, dass sich das bärtige Ross standhaft weigerte, die Richtung zu wechseln, überfiel ihn jedes

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