Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
Vom Netzwerk:
zu wirken, streckte sich der Schmerz nach Tahan aus, um ihn in die Knie zu zwingen. Aber es hatte sich gelohnt, allein um diesen Ausdruck im Gesicht des Jungen zu sehen.
    Â» Ich werde den Befehl geben, dich hier festzuhalten, wenn wir aufbrechen « , kündigte Noan an. » Das Risiko, dass die Helstener von unserem Vorhaben erfahren, ist mir zu groß. «
    Tahan fühlte den vertrauten Zorn in sich aufflammen und packte den Jungen am Kragen. Sofort fällte ihn der Schmerz, und er ging auf die Knie. » Verzeiht, Herr « , sagte er gepresst. » Ich bin kein Spion. «
    Â» Ich war mir nicht sicher, ob ich mich recht an unsere erste Begegnung erinnere « , meinte Noan. » Doch du hast gerade eben denselben Fehler noch einmal gemacht. Woher um alles in der Welt weiß ein Kriegsmann aus Ganashk, wie mein richtiger Titel lautet? Hast du eine Vorstellung davon, wie oft mich die adligen Sinors Fürst Garlawin nennen statt Fürst Noan? Aber du musst nicht einmal darüber nachdenken. Wer auch immer dich hergeschickt hat, hat dir mehr Wissen eingetrichtert, als ein einfacher Ausländer je hätte. Lügst du, Söldner? Hast du die ganze Zeit über gelogen? «
    Tahan kniete noch immer, wenngleich der Schmerz nachgelassen hatte. Vorsichtig hob er den Kopf, seine Augen blitzten. » Und Ihr? Vielleicht lügt Ihr, Herr, wenn Ihr behauptet, aus Garlawin zu stammen? Denn mit jedem Wort, das Ihr von Euch gebt, verratet Ihr, dass Ihr jeden einfachen Mann und jeden Söldner für dumm haltet, während es Euch nicht in den Kopf will, dass die edlen Sinors, die Eure Truppen in den Kampf führen, zu dämlich sind, um einen einzigen eigenen Gedanken zu fassen. «
    Noan schnappte nach Luft. Einen Augenblick lang erwartete Tahan, dass er ihn schlagen würde. Doch der Junge hatte sich in der Gewalt, oder er war es einfach nicht gewöhnt, Untergebene zu züchtigen. Abrupt drehte er sich um und schritt die Wendeltreppe hinab. Nach einer Weile folgte Tahan ihm zögernd und nahm seine Wache an der Dienststube wieder auf. Niemand kam, um ihn einzusperren und bis zum Beginn der Schlacht außer Gefecht zu setzen, also hatte der junge Garlawin seine Drohung nicht umgesetzt. Zum Glück. Tahan musste schnell handeln, bevor er sich mit Noan zerstritt und selbst eine gewagte Rettungsaktion nichts mehr ändern würde.

8
    T ahan schaffte es tatsächlich, Noan zu retten. Nebenbei entschied er den Ausgang der Schlacht, indem er die Soldaten dazu anstachelte, wie die Besessenen die Schwerter zu schwingen und die Helstener in ihre Löcher zu treiben. Es gelang ihm alles, was er gehofft hatte, jedoch nur, weil der Fluch zuschlug und ihn in den flammenden Helden mit dem singenden Schwert verwandelte.
    Mitten im Getümmel entdeckte er den jungen Siljalinion, der von allen Seiten bedrängt wurde. Die kleine Rappstute verdrehte vor Entsetzen die Augen, während um sie herum Stahl auf Stahl krachte, doch der neue Oberbefehlshaber schlug sich wacker. Sein Kampfstil war elegant, nahezu musikalisch. Er war schnell und geschickt, allerdings schreckte er davor zurück, Männer anzugreifen, die ihm den Rücken zuwandten. Tahan wartete nach wie vor auf eine Gelegenheit, Noan beizustehen, aber als eine weitere Schar lassonischer Söldner mit Fackeln und Äxten den Hang herunterstürmte und wie eine brennende Lawine ins Kampfgeschehen rollte, erwachte sein Feuer, und er stürzte mit einem Schrei voran.
    Erst später, als sie ihre eigenen Toten einsammelten, sah er Noan wieder. Der Siljalinion beteiligte sich nicht an der unschönen Arbeit. Bleich und verschwitzt saß er auf seinem Pferd und starrte abwesend über das Schlachtfeld. Er wirkte nicht wie ein Mann, der sich über einen Sieg freute.
    Tahan, der mit den anderen die Gefallenen auf den Karren warf, konnte sich eine Bemerkung nicht verkneifen. » Habt Ihr es Euch so vorgestellt, Herr? «
    Â» Nein « , sagte Noan gepresst. Ihm schien übel zu sein.
    Â» Glanz und Glorie « , sagte Tahan. » Ein Lied und ein Feuer und ein Rausch. Es ist wie Banoa. «
    Müde fuhr sich Noan über die Augen. » Banoa? Ich habe das giftige Zeug nie angerührt. Und wenn es dem hier ähnelt, dann bin ich froh darüber. «
    Â» Wir haben gesiegt. Und Ihr habt die Legende gesehen, die unsere Vierte berühmt gemacht hat. «
    Â» Das habe ich. « Noan starrte seine blutigen Hände an. » Hoffentlich

Weitere Kostenlose Bücher