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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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mitten in seinem gläsernen Leib. Ein Regen aus Scherben ging auf ihn nieder. Der Prinz hielt sich nicht damit auf, den Splittern auszuweichen, sondern wandte sich den nächsten beiden Bestien zu, hieb auf sie ein, schnell und elegant wie ein Tänzer. Das Sastan-Schwert lag wunderbar in seiner Hand, leicht und griffig. Es schnitt durch das Glas wie Butter. Das zweite Tier zerbarst. Das dritte duckte sich und wich fauchend zurück. Die langen Reißzähne schimmerten golden im Licht. Wie Wasserpflanzen in einem Fluss wogte die Mähne des Hundes, und seine Krallen gruben sich in den aufgewühlten Boden.
    In diesem Moment schoben sich Wolken über die Sonne, und das Glastier verschwand auf der Stelle. Tahan umklammerte das Schwert fester, schwenkte es vor sich, um das Tier auf jeden Fall zu treffen. Dann spürte er einen Luftzug an seiner Seite, eine Bewegung, und im nächsten Augenblick zersplitterte die Bestie. Noan stand über dem Scherbenhaufen, in beiden Händen eine Grabschaufel.
    Mit einem erleichterten Aufatmen stieß er das Werkzeug in die Erde.
    Â» Danke, Sinor « , seufzte Tahan. » Das war knapp. «
    Â» Du hast mein Schwert. Wenn ich bitten dürfte? « Verlangend streckte Noan die Hand danach aus.
    Höchst ungern rückte Tahan die Waffe wieder heraus. Mit Brand, seinem Beidhänder, konnte man hauen und stechen und die Feinde niedermähen. Das Sastan-Schwert dagegen war zum Fechten geschaffen, für Kämpfe gegen ebenbürtige Gegner, für Schauduelle und komplizierte Finten.
    Â» Verzeiht, Herr. Dies war Eure erste Begegnung mit den magischen Bestien, und ich wollte… «
    Noan winkte ungeduldig ab. » Es ist mir noch nie passiert, dass mir jemand mein Schwert entreißt. Du bist ungemein schnell. «
    Tahan verbeugte sich steif. » Ich bin ein Söldner, Herr. Der Krieg ist mein Beruf. « Zu dumm, dass Noan das dritte Tier selbst erlegt hatte. Sie hatten den Angriff gemeinsam abgewehrt, also würde der Siljalinion ihm auch nicht dankbar sein.
    Â» Was hast du da an der Hand? Hast du dich geschnitten? «
    Â» Eine alte Verletzung. « Er wollte sich zurückziehen, doch Noan griff nach der Hand und besah sich die krallenförmige Narbe. Obwohl er seine Rechte so oft wie möglich schonte, brach die Wunde immer wieder auf und blutete. » Glas ist gefährlich « , sagte er leise. » Gebt stets Acht, Herr. Ich werde die Scherben aufsammeln, damit die Pferde sich nicht verletzen. «
    Der junge Oberbefehlshaber der Vierten nickte. Er wirkte immer noch etwas verwirrt. » Wogegen kämpfen wir hier eigentlich? Gegen unsichtbare Zauberei? Bei allen Göttern, wie konntet ihr das Tal nur so lange halten? «
    Tahan zuckte mit den Schultern.
    Â» Die Gerüchte über Singendes Schwert sind also ebenfalls wahr? Es gibt ihn wirklich? «
    Â» Ihr werdet sehen « , sagte der Prinz bescheiden.
    Die Kundschafter hatten berichtet, dass die Helstener einen neuen Angriff planten. Die Feinde sammelten sich am Hang auf der anderen Seite des Flussufers. Wo vorher nur vereinzelt Zelte gestanden hatten, war der Berg jetzt weiß, als hätte es geschneit. Vom Wachturm aus war das ganze Ausmaß der Bedrohung sichtbar.
    Unbehaglich lehnte Tahan sich über die Wehrbrüstung. Er gehörte dort unten hin, auf seinen Posten an der Wachstube. Warum der Siljalinion ihn nach hier oben bestellt hatte, entzog sich seiner Kenntnis. Der Prinz war kurz davor, ihn einfach zu fragen, doch er musste vorsichtig agieren und eine allzu große Vertraulichkeit vermeiden.
    Â» Sie sind in der Überzahl. « Noan beschattete seine Augen, während er in die Ferne blinzelte. » Das sind sie immer. Terajalas ist zu klein, um dauerhaft gegen Helsten bestehen zu können. «
    Tahan konnte sich nicht zurückhalten. » Was schlagt Ihr vor, die Kapitulation? Das ist nicht Euer Ernst. «
    Â» Wir schicken mehr und mehr Männer an die Grenze. Männer, die wir auf den Feldern und in den Städten entbehren müssen. Die Ernten fallen jedes Jahr geringer aus, weil die Arbeiter fehlen. Sie kommen her, angeblich für eine Weile, wie man ihnen sagt, und bleiben für immer. Wenn man vom Aware-Gebirge aus nach Süden reist, sieht man die vielen Massengräber, aufgereiht wie eine zweite Grenzlinie. Die Helstener müssen nicht einmal unser Land betreten, um uns Stück für Stück auszulöschen. Wusstest du, dass sie das

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