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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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gewähren die Götter mir die Gnade, dass es nie wieder geschieht. «
    Das war undankbar, fand Tahan, und die Götter waren wohl derselben Meinung, denn Singendes Schwert führte das Heer auch beim nächsten Mal in wilder Raserei und Blutrausch zum Sieg. Eine unendlich große Zahl von Helstenern rückte nach– es war, als wäre das Land, dessen Grenze sich ins Königreich Terajalas hineinfraß, wie ein gewaltiges Ungeheuer, das nicht sterben konnte. Für jede dahingemetzelte Schar Soldaten sandte Hamyjane, die Herrscherin der Feinde, eine neue, größere Anzahl von Kämpfern, die mit Äxten und Keulen anrückten, um für ihre Göttin Kyla zu sterben. Jede Schlacht schien blutiger und entsetzlicher als die vorige. Die ganze Welt war voller rauer, bärtiger Männer, die brüllend in den Tod rannten, als würden sie niemals genug davon bekommen. Nicht einmal ein Held wie Singendes Schwert konnte sie aufhalten.
    Am Ende dieses Sommers entschied Tahan, seine Taktik zu ändern. Es war unmöglich, Noan während eines Kampfgemenges zu beeindrucken, und in den unruhigen Zeiten dazwischen, wenn sie das Lager gegen die Glasbestien schützen mussten, war der Siljalinion mit seinen adligen Kameraden zusammen. Nie wieder bat er einen einfachen Söldner um Rat.
    Als Tahan erfuhr, dass Fürst Noan einen Erkundungsgang durch den Wald unternehmen wollte, holte er sich die Erlaubnis, auf die Jagd gehen zu dürfen. Da der Söldner selten ohne Beute wiederkam, gewährte Niefon sie ihm, zusammen mit dem Rat, vorsichtig zu sein. » Zurzeit wimmelt es hier von Glasbestien. Pass bloß auf, Ausländer. «
    Immerhin hatte der eine oder andere erkannt, dass er durchaus nützlich war. Mit einem grimmigen Lächeln auf den Lippen zog Tahan los.
    Der herbstliche Wald färbte sich golden. Spinnwebfäden spannen sich quer zwischen den Bäumen und fingen das Licht ein. Der Prinz hielt die Augen offen, versuchte jede Veränderung in der Luft, jedes leichte Flimmern wahrzunehmen. Die Tiere waren nicht immer sofort sichtbar, und es konnte tödlich ausgehen, wenn man sie zu spät erkannte. Mittlerweile hatte er genug Erfahrung darin, auch die kleinste Luftbewegung zu deuten und rechtzeitig auf huschende Schatten zu reagieren. Im flirrenden Abendlicht unter einem Baum, dessen Blätter sanft hinabregneten, ruhte eine gläserne Herde von rehähnlichen Tieren. An ihnen hatte Tahan kein Interesse. Sie stellten die Ohren auf, als er vorbeiging, doch da er sie nicht zu bemerken schien, griffen sie nicht an. Manchmal war es besser, sich blind zu stellen.
    Auch die Wildschweine, die mit ihren dolchlangen Krallen unter einer Baumwurzel gruben, ließ er in Frieden. Sie schienen zu spüren, dass er es nicht auf sie abgesehen hatte.
    Einen Moment lang blieb Tahan stehen und atmete die würzige Waldluft ein. Heute war alles so still, der Krieg schien so weit entfernt wie die Sterne. Nur wenn man genauer hinsah, entdeckte man, dass überall kleine Kriege stattfanden. Zwei große Glaskäfer rangen auf einem Ast miteinander und verhakten ihre Zangen ineinander, bis sie beide hinunterstürzten und an einem Stein zerschellten. Die Vögel sangen nicht, sie waren auf der Hut. Irgendetwas war in der Nähe, etwas Großes…
    Tahan tastete sich vorwärts, bis er an das Ufer eines kleinen Bachlaufs gelangte. Auf der Wasseroberfläche spiegelten sich die überhängenden Äste, ein Stück Himmel, von rosa Wolken gestreift. Das Wasser floss glucksend über ein Bett aus großen Kieseln und umspülte einige größere Brocken. Ein Mückenschwarm tanzte über das Schilf am Ufer.
    Der Instinkt des Jägers hatte Tahan hergeführt. Er verschmolz mit der Umgebung, während er beobachtete und wartete. Da, eine Bewegung im Rohr. Ein Vogel stob schimpfend auf und verstummte sofort wieder. Ein Schatten glitt über die sich kräuselnden Wellen. Umrisse wurden sichtbar im Spiel von Wasser und Licht– ein Tier, größer als ein Bär, größer, als ein Tier überhaupt sein durfte. Ein groteskes Monstrum mit einem Hirschgeweih, von dem Tropfen abperlten, einem mächtigen Schädel, einem zottigen Leib. Was war es– ein Bär, ein Hirsch, ein Stier? Krallen durchfurchten den Uferschlamm, Kiesel bewegten sich im Wasser, Sonnenstrahlen funkelten auf einem Rücken, der so ausladend war wie das Zelt eines Hauptmanns.
    Tahan

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