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Die Saeulen der Macht

Die Saeulen der Macht

Titel: Die Saeulen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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waren.
    Â» Nein, ich… ich brauche nur den Brief. «
    Ungläubig starrte er auf das Schreiben, das Noan ihm überreichte und das ihm freies Geleit zusicherte– falls er auf dem direkten Weg nach Ganashk reiste. » Was? Nein, ich muss nach Rajalan. «
    Â» Was willst du denn dort? «
    Der Fluch ließ nicht zu, dass er alles preisgab, daher antwortete er ausweichend. » Ich möchte mich dort mit jemandem treffen. «
    Noan runzelte die Stirn. » Aber wenn man dich anhält, wird niemand begreifen, warum ein ausländischer Söldner mitten durchs Königreich reitet. Sie werden glauben, dass du ein Spion bist. Dein Terjalisch ist perfekt, das fehlende Lehnszeichen jedoch wird dich überall als Ausländer enttarnen. Es geht mir gar nicht um deine Sicherheit – es wäre mir nur nicht lieb, wenn du eine Schneise der Verwüstung hinterlässt. «
    Â» Das werde ich gewiss nicht, Herr. «
    Noan krallte die Hand um das Entlassungsschreiben und zerriss es in tausend kleine Fetzen.
    Â» Aber, Herr! « , rief Tahan erschrocken.
    Â» Freies Geleit nach Ganashk nützt dir sowieso nichts, wenn du nach Rajalan willst. Du brauchst keinen Brief, denn ich werde mitkommen. «
    Tahan starrte ihn entsetzt an. » Was? «
    Â» Rajalan liegt auf dem Weg nach Ghi Naral. Ich werde beim König persönlich vorsprechen und ihm erläutern, wie die Dinge hier liegen und dass wir dringend ein Abkommen mit den Helstenern brauchen, bevor das Land vollständig ausgeblutet ist. «
    Â» König Ilan hat Euch an diesen Platz beordert. Ihr könnt nicht einfach fort, da wärt Ihr ja selbst ein Deserteur! «
    Â» Ich desertiere nicht. Ich habe nur eine Entscheidung getroffen, auf meine Weise dem Königreich zu dienen. «
    Â» Das geht nicht! « , protestierte Tahan. » Ganz gleich, welchen Rang Ihr habt, wo der König Euch hinstellt, da müsst Ihr bleiben. Wenn Ihr einfach zu ihm geht, ohne Einladung, wird er Euch einen Kopf kürzer machen! « Nicht einmal sein Sohn, hätte er am liebsten hinzugefügt, durfte sich widersetzen, als er nach Ameer geschickt wurde.
    Â» König Ilan ist für das Wohl von Terajalas verantwortlich, und aus diesem Grund wird er mich anhören. «
    Tahan starrte ihn zweifelnd an. » Ihr haltet Euch für einen Helden, wie? Aber über Euren Tod wird niemand singen, das versichere ich Euch. «
    Â» Vielleicht ist jetzt die Zeit für eine andere Art von Heldentum. Irgendjemand muss dem König sagen, dass wir verloren sind, wenn er nicht endlich verhandelt. Ich denke schon länger darüber nach, und endlich scheint der richtige Moment gekommen. «
    Dieser Junge war manchmal erschreckend dumm und manchmal beunruhigend klug, aber dass er verrückt war, stand außer Frage.

9
    S ie ritten im Morgengrauen los. Die Wachposten salutierten, sobald sie den Siljalinion erkannten, und stellten keine Fragen.
    Die Straße, die sich durch den Wald zunächst in Richtung Westen schlängelte, lag wie in einer tiefen, dunklen Schlucht, über die sich die Wipfel der Bäume breiteten. Während sie auf die aufgehende Sonne hofften, waberten weiße Nebelschwaden heran und überfluteten den Weg, sodass die beiden Deserteure kaum die Hand vor Augen erkennen konnten. Sie ritten langsam, die nervöse Bergstute dicht neben dem Moorpferd, das sich unerschütterlich den Weg durch die undurchdringliche Suppe bahnte.
    Â» Halt! Wer da? « Eine dunkle Gestalt versperrte ihnen den Weg.
    Â» Das ist der letzte Posten « , sagte Noan leise. » Lass mich reden. « Laut rief er: » Erkennst du deinen Hauptmann nicht, wenn du ihn vor dir hast, Soldat? «
    Â» Verzeiht, Herr. Darf ich fragen, wohin Ihr unterwegs seid, Fürst Garlawin? Die Gegend ist sehr unsicher. Ich könnte Euch Geleitschutz anbieten. «
    Â» Ich habe nur vor, der dritten Truppe einen Besuch abzustatten « , antwortete Noan. » Daher nein, danke. «
    Noch deutlicher hätte der Junge nicht sagen können, dass hier etwas nicht stimmte. Ein Siljalinion würde in keiner kleineren Schar als Sechzehn unterwegs sein, und selbst das war schon ungewöhnlich– im Wald neulich hätte es Noan beinahe das Leben gekostet.
    Tahan beschloss einzugreifen, obwohl er damit gegen einen direkten Befehl verstieß. » Natürlich freut mein Herr sich überaus über dieses Angebot « , warf er ein. » Vierzehn

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