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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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wahrnehmen können. Ich habe weder behauptet, daß du nicht existierst, noch daß du nicht, wie wir anderen, Teil der Schöpfung bist. Eine Eule kann im Dunkeln sehen. Macht es dich etwa zu einem schlechten Menschen, daß die Menschen dich im Gegensatz zur Eule nicht sehen können? Die begrenzten Fähigkeiten eines Menschen machen einen anderen noch nicht schlecht. Bewiesen wird dadurch nur eins, daß unsere Fähigkeiten begrenzt sind.«
    »Könnte es sein, daß die Lücken in der Welt, so wie ich, in Wahrheit eher selten sind?«
    »Ja«, räumte Althea mit leiser Stimme ein.
    Jennsen glaubte eine unterschwellige Anspannung hinter der einsilbigen Antwort zu erkennen. »Wollt Ihr damit andeuten, daß noch mehr dahinter steckt als die schlichte Tatsache, daß wir für die mit der Gabe Gesegneten Lücken in der Welt sind?«
    »Ja. Das war einer der Gründe, weshalb ich die Schwestern des Lichts zu Studienzwecken aufsuchte. Ich wollte die Wechselwirkung zwischen der Gabe und dem Leben, wie wir es kennen – der Schöpfung –, besser verstehen lernen.«
    »Konnten die Schwestern des Lichts Euch denn helfen?«
    »Leider nein.« Althea schüttelte langsam den Kopf. »Das Ganze ist vielfältiger, Jennsen, als selbst ich es durchschaue. Ich habe den Verdacht, daß es dabei um etwas sehr viel Wichtigeres geht.«
    Jennsen konnte sich nicht vorstellen, was das sein sollte. »Wie viele Nachkommen werden denn ganz ohne die Gabe geboren?«
    »Soweit ich in Erfahrung bringen konnte, geschieht es überaus selten, daß mehr als ein Nachkomme eines jeden Lord Rahl mit der Gabe, so wie wir sie uns vorstellen, geboren wird – sein Samen vermag nur einen einzigen echten Erben zu zeugen.« Althea beugte sich mit erhobenem Zeigefinger vor. »Möglich wäre aber, daß viele dieser anderen, obschon nach herkömmlichem Verständnis nicht mit der Gabe gesegnet, diesen ansonsten unsichtbaren und unnützen Funken der Gabe besitzen, so daß sie aufgespürt und vernichtet werden können, bevor andere wie ich überhaupt von ihrer Existenz erfahren.«
    »Säulen der Schöpfung«, warf Jennsen voller Sarkasmus ein Althea lachte amüsiert. »Auf diese Weise klingt es vielleicht etwas freundlicher.«
    »Aber für die mit der Gabe Gesegneten sind wir Lücken in der Welt.«
    Altheas Lächeln erlosch. »So ist es. Wenn Adie hier wäre und du vor ihr stündest, sähe sie alles – nur dich nicht, in Bezug auf dich wäre sie blind. Für Adie, die allein mit Hilfe ihrer Gabe sehen kann, wärst du im wahrsten Sinne des Wortes eine Lücke in der Welt.« »Das hebt nicht gerade mein Selbstwertgefühl.«
    Altheas Lächeln kehrte zurück. »Verstehst du denn nicht, Kind? Es beweist lediglich die Beschränkung. Für einen Blinden ist jeder eine Lücke in der Welt.«
    Jennsen dachte darüber nach. »Dann ist es also nur eine Frage der Wahrnehmung; es gibt Menschen, denen einfach die Fähigkeit fehlt, mich auf eine sehr eingeschränkte Weise wahrzunehmen.«
    Althea bedachte sie mit einem einzigen knappen Nicken. »Genauso ist es. Aber weil die mit der Gabe Gesegneten ihr Talent oft ganz unbewußt benutzen, so wie du dein Sehvermögen, ist es für die mit der Gabe Gesegneten sehr verwirrend, jemandem wie dir zu begegnen.«
    »Verwirrend? Warum denn verwirrend?«
    »Weil es etwas Verstörendes hat, wenn die Sinneswahrnehmungen nicht übereinstimmen.«
    »Aber sie können mich doch trotzdem noch sehen, wieso wirke ich dann verstörend auf sie?«
    »Nun, stell dir vor, du hörst eine Stimme, könntest aber nicht feststellen, woher sie kommt.«
    Das brauchte Jennsen sich nicht vorzustellen; sie wußte nur zu gut, wie verstörend das sein konnte.
    »Oder stell dir vor«, fuhr die Hexenmeisterin fort, »du könntest mich zwar sehen, aber wenn du die Hand ausstrecktest, um mich zu berühren, griffe diese Hand durch mich hindurch, als wäre ich überhaupt nicht vorhanden. Würde dich das nicht verstören?«
    »Vermutlich schon«, mußte Jennsen zugeben. »Sind wir denn auch noch in anderer Hinsicht anders?«
    »Das weiß ich nicht. Es geschieht äußerst selten, daß man jemandem wie dir noch zu Lebzeiten über den Weg läuft. Zwar ist es durchaus möglich, daß noch andere existieren, und einmal ist mir ein Gerücht zu Ohren gekommen, wonach einer von ihnen bei den Raug’Moss genannten Heilern gelebt haben soll, aber mit Gewißheit weiß ich nur von dir.«
    Jennsen hatte die Heiler, die Raug’Moss, in sehr jungen Jahren zusammen mit ihrer Mutter aufgesucht. »Wißt Ihr

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