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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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ihrem Kopf wucherte, ihre Gedanken jedoch waren wirrer und chaotischer als all das verschlungene Geäst rings um sie her. So vieles, was sie geglaubt hatte, war letzten Endes falsch gewesen; was nicht nur bedeutete, daß sie viele ihrer Hoffnungen aufgeben, sondern auch ihre Lösungen verwerfen mußte.
    Vor lauter Tränen konnte sie kaum den Weg erkennen, auf dem sie ging; nahezu blind stapfte sie durch den Morast.
    Irgendwann blickte sie über ihre Schulter auf die endlose, dunkle Wasserfläche und überlegte, ob es nicht vielleicht besser wäre, wenn sie hinunterfiele, von der Tiefe verschlungen würde und es endlich hinter sich hätte. Der Gedanke erschien ihr verlockend, er verhieß ihr ebenjenen inneren Frieden, nach dem sie sich so sehnte. Endlich Frieden. Vielleicht könnte sie dann bei ihrer Mutter und den anderen Gütigen Seelen sein.
    Sie bezweifelte allerdings, ob die Gütigen Seelen eine Selbstmörderin aufnehmen würden. Es war falsch zu töten, es sei denn zur Verteidigung eines Menschenlebens. Wenn Jennsen aufgab, dann wären all die Mühen ihrer Mutter, ihr ganzes aufopferungsvolles Leben vergeblich gewesen.
    Auch Althea hatte bei dem Versuch, ihr zu helfen, nahezu alles verloren. Wie konnte Jennsen solche Tapferkeit ignorieren – und zwar nicht nur Altheas, sondern auch Friedrichs? So elend ihr wegen ihrer Schuldgefühle auch zumute sein mochte, das eine Leben, das sie besaß, durfte sie nicht einfach fortwerfen.
    Trotzdem fühlte sie sich, als hätte sie Althea der Chance auf ein eigenständiges Leben beraubt. Woher nahm Jennsen überhaupt das Recht, von anderen Hilfe zu erwarten? Warum sollten andere ihretwegen Leben und Freiheit verwirken? Jennsens Mutter war nicht die Einzige, die ihretwegen gelitten hatte. Althea und Friedrich waren an den Sumpf gebunden, Lathea hatte man ermordet und Sebastian wurde gefangen gehalten. Selbst Tom, der oben auf der Wiese auf sie wartete, hatte den Verdienst seines Lebensunterhalts hintangestellt, nur um ihr beistehen zu können.
    So viele Menschen hatten versucht, ihr zu helfen, und dafür einen hohen Preis zahlen müssen. Wie war sie nur auf die Idee gekommen, daß sie andere für ihre Ziele einspannen durfte? Andererseits – wie konnte sie ohne ihre Hilfe weiterexistieren?
    Nachdem sie das schmale Felsband und den Tümpel hinter sich gelassen hatte, schleppte sich Jennsen mühsam durch ein endloses Wurzelgewirr; zweimal fiel sie der Länge nach hin, doch beide Male stand sie wieder auf und ging weiter. Beim dritten Sturz schlug sie so fest mit dem Gesicht auf, daß sie vor Schmerz kurz das Bewußtsein verlor. Überzeugt, etwas müsse gebrochen sein, tastete Jennsen mit den Fingern Wangenknochen und Stirn ab, konnte aber weder Blut noch einen offenen Bruch entdecken. Als sie dort zwischen den schlangenartigen Wurzeln lag, überkam sie ein Gefühl von Scham wegen all des Ärgers, den sie in das Leben anderer getragen hatte.
    Und schließlich wurde sie wütend.
    Jennsen.
    Sie mußte an die Worte ihrer Mutter denken, »Verstecke dich niemals hinter Schuldgefühlen, nur weil andere Menschen böse sind.«
    Jennsen stützte sich auf ihre Arme. Wie viele andere mochten versucht haben, den Menschen, die wie Jennsen waren, den Nachkommen des Lord Rahl, zu helfen, und hatten dafür mit dem Leben büßen müssen? Wie viele würden es noch tun?
    Lord Rahl war es, der die Verantwortung für diese ruinierten Leben trug.
    Jennsen., gib dich hin.
    Hatte es denn nie ein Ende?
    Grushdeva du kalt misht.
    Sebastian war nur der Letzte in einer langen Reihe. Wurde er in
    diesem Moment ihretwegen gefoltert? Bezahlte auch er mit dem
    Leben dafür, daß er ihr half?
    Gib dich hin.
    Armer Sebastian. Plötzlich wurde sie sich der Sehnsucht nach ihm
    schmerzlich bewußt. Er war so freundlich gewesen, ihr zu helfen, so tapfer, so stark.
    Tu vasht misht. Tu vask misht. Grushdeva du kalt misht.
    Die Stimme, beharrlich, gebieterisch, hallte durch ihren Kopf, leise Worte flüsternd, die keinen Sinn ergaben. Sie erhob sich unsicher. Hatte sie denn überhaupt kein eigenes Leben – nicht einmal in ihren Gedanken? Mußte sie andauernd verfolgt werden, entweder von Lord Rahl oder von dieser Stimme?
    Jenn
    »Laß mich in Ruhe!«
    Sie mußte Sebastian helfen.
    Und schon eilte sie weiter, setzte einen Fuß vor den anderen, schob Schlingpflanzen und Zweige zur Seite und bahnte sich so einen Weg durch das Dickicht. Sie mußte endlich begreifen, daß es ganz allein bei ihr lag, das zu tun, was nötig

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