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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Augenblick flog ein dunkler Schatten genau auf ihr Gesicht zu. Jennsen stieß einen spitzen Schrei aus und wäre beinahe hingefallen, als der dunkle Schatten sich wieder entfernte. Fledermäuse. Sie legte eine Hand auf ihr klopfendes Herz, es flatterte genauso schnell wie deren Flügel. Die kleinen Tierchen waren aus ihren Höhlen hervorgekommen, um sich die winzigen Insekten zu schnappen, von denen es in der Luft nur so wimmelte.
    Plötzlich wurde ihr klar, daß sie in ihrem Schreck leicht hätte einen Schritt zurückweichen und abstürzen können. Die Vorstellung, daß ein kurzes Nachlassen der Aufmerksamkeit, ein Schreck, ein loser Stein, ein Ausrutscher sie in einen Abgrund stürzen lassen konnte, aus dem es keine Wiederkehr gab, war beängstigend. Außerdem war sie besorgt wegen der Tiere, die sie jetzt, da sie den Sumpf beinahe hinter sich glaubte, noch immer aus der Dunkelheit anfallen konnten.
    Doch dann stolperte Jennsen unvermittelt auf ebenen Boden. Irgendwo brannte ein Lagerfeuer. Sie starrte darauf, im ersten Augenblick unfähig, diese Szenerie zu begreifen.
    »Jennsen!« Tom sprang auf, kam herbeigeeilt und legte ihr seinen kräftigen Arm um die Schultern, um sie zu stützen. »Bei den Gütigen Seelen, seid Ihr wohlauf?«
    Sie nickte, zu erschöpft, um zu sprechen. Er bekam das Nicken gar nicht mehr mit, da er bereits zum Wagen hinüberlief. Jennsen ließ sich schwer auf den grasbewachsenen Boden fallen und verschnaufte, sie war überrascht, endlich am Ziel zu sein, und sprachlos vor Erleichterung, daß sie den Sumpf hinter sich hatte.
    Tom kam mit einer Decke in der Hand zurückgelaufen. »Ihr seid ja naß bis auf die Knochen«, sagte er, während er die Decke um sie legte. »Was ist bloß passiert?«
    »Ich habe ein Bad genommen.«
    Er unterbrach das Abtupfen ihres Gesichts mit dem Deckenzipfel und sah sie stirnrunzelnd an. »Ich will euch ja keine Vorschriften machen, was Ihr zu tun habt, trotzdem glaube ich. das war keine gute Idee.«
    »Die Schlange wäre mit Euch da sicherlich einer Meinung.«
    Seine Stirn furchte sich noch tiefer als er sein Gesicht ganz nah an ihres heranschob. »Die Schlange? Was ist da unten vorgefallen?«
    Immer noch nach Atem ringend, tat Jennsen seine Frage mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. Sie hatte solche Angst gehabt, dort unten von der Dunkelheit überrascht zu werden, daß sie sich völlig verausgabt hatte.
    Allmählich holte die Angst sie wieder ein. Ihre Schultern fingen an zu zittern, und plötzlich merkte sie, daß sie sich an Toms muskulösen Arm klammerte, als ginge es ums nackte Überleben. Er schien es gar nicht zu bemerken, und falls doch, enthielt er sich jeden Kommentars. Obwohl es gut tat, seine Kraft zu spüren, seinen festen, Verläßlichkeit ausstrahlenden Körper und seine aufrichtige Besorgnis, ließ sie wieder von ihm ab.
    »Seid Ihr bei Althea gewesen?«
    Sie nickte, und als er ihr einen Wasserschlauch reichte, trank sie gierig.
    »Ich schwöre, ich habe noch nie gehört, daß jemand es geschafft hätte, wieder aus dem Sumpf herauszukommen – es sei denn, er hat ihn, nachdem man ihn eingeladen hatte, von der anderen Seite her betreten. Habt Ihr irgendwelche Tiere gesehen?«
    »Eine Schlange, dicker als Euer Bein, hat sich um meinen Körper geschlungen; ich hatte ziemlich ausgiebig Gelegenheit, sie mir anzusehen – ausgiebiger als mir lieb war, wenn ich ehrlich sein soll.«
    Er stieß einen leisen Pfiff aus. »Dann hat die Hexenmeisterin Euch also geholfen? Ihr habt bekommen, was Ihr so unbedingt von ihr wolltet?« Er hielt unvermittelt inne und schien seine Neugier zu zügeln. »Verzeiht. Ihr friert und seid völlig durchnäßt. Ich sollte Euch nicht so mit Fragen überhäufen.«
    »Althea und ich hatten eine lange Unterhaltung miteinander. Ich kann nicht behaupten, daß ich bekommen hätte, was ich wollte, aber immerhin ist es besser, die Wahrheit zu kennen, als irgendwelchen Wunschvorstellungen nachzujagen.«
    Seine Augen, seine Art, dafür zu sorgen, daß die wärmende Decke sie ganz einhüllte, verriet, wie beunruhigt er war. »Wenn Ihr die dringend benötigte Hilfe nicht bekommen habt, was wollt Ihr dann jetzt tun?«
    Jennsen zog ihr Messer und atmete tief durch, um sich zu wappnen. Dann hielt sie es ihm vors Gesicht, so daß der Schein des Lagerfeuers auf das Heft fiel. Das ziselierte Metall, aus dem der prunkvoll verzierte Buchstabe »R« gebildet war, funkelte, als wäre es mit Edelsteinen besetzt. Sie hielt es vor sich wie einen

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