Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
Abgrund hervorholen zu müssen. »Ich war dagegen machtlos; es tut mir leid. Ich habe versucht, mich dagegen zu wehren. Es war verkehrt, das weiß ich, aber als wir so nah beieinander standen und ich in Eure wunderschönen Augen blickte und ihr mich festhieltet – und ich Euch … ich habe mir noch nie in meinem Leben etwas so sehr gewünscht… ich mußte es einfach tun.«
    Jennsen senkte den Blick und starrte auf die Fleischpastete. Sebastian zog sich, wie gewöhnlich, hinter seine Maske aus Gelassenheit zurück und setzte sich wieder auf seinen Sattel.
    »Es sollte Euch nicht leid tun«, sagte sie leise, ohne aufzusehen. »Der Kuß hat mir gefallen.«
    Er schnellte erwartungsvoll vor. »Wirklich?«
    Jennsen nickte. »Und es freut mich zu hören, daß es nicht Pflichtgefühl war, das Euch dazu bewegen hat.«
    Er mußte lächeln; seine Anspannung löste sich.
    »Es war noch nie ein schöneres Gefühl, seine Pflicht zu tun.« Dann lachten sie miteinander – es war ein gutes Gefühl.
    Als Jennsen später eine der Fleischpasteten verschlang und sich die scharfen Gewürze und die herzhaften Fleischstücke schmecken ließ, war ihr wieder etwas wohler zumute. Sie hoffte nur, daß sie Tom gegenüber nicht allzu hart gewesen war, weil er nicht an Betty gedacht hatte. Ihre ganze Enttäuschung, ihre Angst und ihre Wut hatte sie an ihm ausgelassen, dabei war er ein herzensguter Mann, schließlich hatte er ihr geholfen, als sie seine Hilfe am dringendsten benötigte.
    In Gedanken verweilte sie noch bei Tom und wie wohl sie sich in seiner Gegenwart gefühlt hatte. Er gab ihr das Gefühl, wichtig zu sein, auf ihre Fähigkeiten vertrauen zu können, während sie sich bei Sebastian oft klein und unbedeutend vorkam. Außerdem hatte Tom ein herzliches Lächeln. Sebastians Lächeln dagegen war unergründlich. Toms Lächeln gab ihr ein Gefühl von Geborgenheit und Stärke, aber wenn Sebastian lächelte, kam sie sich wehrlos vor und schwach.
    Nachdem sie die Fleischpasteten bis auf den letzten Krümel verspeist hatte, wickelte sich Jennsen trotz ihres Umhangs in eine zusätzliche Decke. Immer noch fröstelnd, wanderten ihre Gedanken zu Betty, die sie so oft nachts gewärmt hatte. Im Dunkeln fiel sie wieder in ihre gedrückte Stimmung zurück, aus der sie sich nicht mehr befreien konnte; und obwohl sie von den Ereignissen der letzten Tage völlig erschöpft war, wollte es ihr nicht mehr gelingen einzuschlafen.
    Es war nicht nur die Kälte, die sie frösteln ließ, sondern auch die überaus freudlose Aussicht auf ihre eigene Zukunft.
    Sebastian schob seinen Rücken ganz nah an sie heran, um sie vor dem Wind zu schützen. Der Gedanke, daß es für ihn mehr war als bloße Pflicht, hatte etwas Tröstliches. Sie stellte sich vor, wie er sich mit seinem Körper der Länge nach an sie schmiegte, und mußte an das berauschende Gefühl denken, als sie seine Lippen auf ihrem Mund gespürt hatte.
    Sein überraschendes Bekenntnis, er habe noch nie eine so schöne Frau gesehen wie sie, ging ihr noch immer durch den Kopf. Sie war unschlüssig, ob sie ihm glauben sollte; vielleicht hatte sie auch Angst davor.
    Gleich am ersten Tag ihrer Begegnung hatte er mehrere schmeichelhafte Bemerkungen gemacht, die erste darüber, daß die Leute glauben könnten, der tote Soldat habe eine junge Frau einherstolzieren sehen und sei deswegen gestrauchelt und in den Tod gestürzt, und schließlich »Sebastians Gesetz«, wie er es nannte, als er ihr das Messer des toten Soldaten mit den Worten überreichte, Schönheit gehöre zu Schönheit…
    Sie überlegte, wie es wohl wäre, wenn er sich herumdrehte, jetzt gleich, und sie noch einmal in die Arme nähme und küßte. Allein schon der Gedanke ließ ihr Herz schneller schlagen.
    »Das mit Eurer Ziege tut mir leid«, sagte er leise im Dunkeln, ihr noch immer den Rücken zukehrend.
    »Ich weiß.«
    »Aber solange dieser Zauberer Rahl uns verfolgt und uns so dicht auf den Fersen ist, würde uns die Ziege nur behindern.«
    Bei aller Liebe zu Betty wußte Jennsen, daß jetzt erst einmal andere Dinge Vorrang hatten. Trotzdem hätte sie beinahe alles dafür gegeben, Bettys unverwechselbares Meckern zu hören oder sie munter mit ihrem aufgerichteten Schwanz wedeln zu sehen, während sie vor Aufregung darüber, Jennsen zu begrüßen, am ganzen Körper zitterte. Unter ihrem Kopf spürte Jennsen die Karotten in ihrem Rucksack, den sie als Kissen benutzte.
    Jennsen spähte über ihre Schulter in die Dunkelheit. »Hat man Euch weh

Weitere Kostenlose Bücher