Die Säulen der Schöpfung - 13
einfach nur fest, sie beschützten sie. Jennsen schloß die Augen und gab sich seinem Kuß völlig hin. Sein Körper fühlte sich so fest an. Er ergriff ihr Haar im Nacken, zog sie stöhnend an sich und küßte sie, bis sie unerwartet seine warme Zunge spürte. Jennsen wurde schwindelig vor lauter Wonne.
Plötzlich spürte sie den Druck des Bettzeugs auf ihrem Körper. Der Schock, auf dem Rücken zu liegen, unter seinem schweren Körper, verwirrte sie dermaßen, daß sie nicht wußte, was sie tun sollte. Sie wollte, daß er aufhörte, bevor er zu weit ging. Gleichzeitig hatte sie Angst, etwas zu tun, das ihn am Weitermachen hinderte, schließlich sollte er nicht glauben, daß sie ihn verschmähte.
Und plötzlich wurde ihr auch bewußt, wie überaus allein sie waren. Dieses Gefühl der Einsamkeit war ihr nicht geheuer, und doch hatte es gleichzeitig etwas Erregendes. Jetzt, da sie beide so völlig auf sich gestellt waren, konnte nur sie allein ihn aufhalten. Was immer sie jetzt tat, würde nicht nur über ihren weiteren Lebensweg entscheiden, sondern auch über Sebastians Empfindungen für sie. Es gab ihr ein angenehmes Gefühl von Macht.
Dabei war es nur ein Kuß, ein gewagterer als im Palast, ja, aber trotzdem nur ein Kuß. Ein Kuß, der ihr den Kopf verdrehte und ihr Herz schneller schlagen ließ.
Sie gab sich seiner Umarmung völlig hin, wagte sogar, seinen Kuß zu erwidern, und war begeistert über das glühende Verlangen, das sie damit in ihm weckte. Zum ersten Mal fühlte sie sich als Frau – als begehrenswerte Frau. Sie strich mit den Händen über die geschmeidige Haut auf seinem Rücken, ertastete seinen Körper und spürte seine Geschmeidigkeit, als er sich an sie schmiegte.
»Jenn«, hauchte er ihr atemlos ins Ohr, »ich liebe dich.«
Jennsen war so überwältigt, daß es ihr die Sprache verschlug. Alles erschien ihr unwirklich. Es kam ihr vor, als müßte sie dies alles träumen oder als steckte sie im Körper einer anderen. Ihr war bewußt, daß sie ihn die Worte hatte sprechen hören, und doch erschien es ihr nicht wirklich. Sie hatte Angst, ihm zu glauben, sich der Gewißheit hinzugeben, daß dies tatsächlich geschah, daß es ihr passierte – oder sie es sich vielleicht doch nur einbildete.
»Aber … das kannst du unmöglich ernst meinen.« Ihre Worte waren wie ein Schutzwall, trotz der ungewohnten Vertraulichkeit.
»Doch«, keuchte er. »Bestimmt. Ich bin machtlos dagegen, Jennsen. Ich liebe dich.«
Sein warmer Atem kitzelte ihr Ohr, bis ein wohliger Schauer ihren Körper durchflutete.
Aus irgendeinem Grund schoß ihr die Erinnerung an Tom durch den Kopf. Sie sah ihn gewissermaßen vor sich, wie er sie anlächelte. Tom würde sich niemals so verhalten. Sie wußte nicht, woher sie diese Gewißheit nahm, und doch war es so. Tom hätte sich ihr niemals auf diese Weise genähert, um ihr seine Liebe zu zeigen.
Aus irgendeinem Grund versetzte ihr der Gedanke an Tom einen schmerzhaften Stich.
»Sebastian …«
»Morgen werden wir aufbrechen, um unsere Bestimmung zu erfüllen…«
Jennsen nickte an seiner Schulter, verwundert, daß diese Worte irgendwie leidenschaftlich klangen. Ihre Bestimmung. Sie klammerte sich an ihn, spürte seinen schweißnassen, erhitzten Rücken, spürte, wie er seinen Körper gegen ihr Bein preßte, sie spürte seinen Arm quer über ihrem Bauch, seine Hand, die über ihre Hüfte strich, und merkte, wie sie darauf hoffte, daß er etwas zu ihr sagte, etwas, das sie erregte und ihr Angst machte, und gleichzeitig inständig darum bat, er möge es nicht tun.
»Aber diese Nacht gehört uns, Jenn, du mußt nur wollen.«
Jennsen.
»Sebastian …«
Jennsen.
»Ich liebe dich, Jennsen. Ich liebe dich.«
Jennsen.
Sie wünschte sich, Toms Bild würde aus ihren Gedanken verschwinden.
»Sebastian, ich weiß nicht, was …«
»Ich hab das nie gewollt, hatte nie die Absicht, mich zu diesen Gefühlen hinreißen zu lassen, aber jetzt ist es passiert. Ich liebe dich, Jenn. Gütiger Schöpfer, ich bin völlig machtlos dagegen.«
Sie schloß die Augen, als er sie auf den Hals küßte. Es tat so gut, sein zärtliches Geflüster an ihrem Ohr zu hören, ein Geflüster, das ein wenig an ein gequältes, von Reue und Wut triefendes Geständnis erinnerte, und zur selben Zeit erfüllt war von verzweifelter Hoffnung.
»Ich liebe dich«, flüsterte er wieder.
Jennsen.
Früher hatte sie sich nie für sonderlich anziehend gehalten, in diesem Moment aber fühlte sie sich mehr als schön
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