Die Säulen der Schöpfung - 13
– verführerisch schön.
Gib dich hin.
Sie küßte ihn auf den Hals, gab ihm einen Kuß aufs Ohr und liebkoste es, wie er es zuvor bei ihr getan hatte. Sein ganzer Körper schien in Flammen zu stehen.
Dann plötzlich erstarrte sie, als er seine Hand unter ihr Kleid schob. Seine Finger glitten über ihr nacktes Knie, über ihre entblößte Hüfte. Ihr Atem stockte; sie riß die Augen auf und starrte an die dunklen Dachbalken. Er preßte seinen Mund auf ihren, bevor sie das Wort aussprechen konnte, das ihr auf den Lippen lag. Mit der Faust schlug sie ihm gegen die Schulter, einmal, aus Verzweiflung, daß sie dieses eine so wichtige Wort nicht sagen durfte.
Doch dann verbannte sie auch das ungebetene Bild von Tom gewaltsam aus ihren Gedanken, indem sie sich ganz auf Sebastian und das, was er mit ihr anstellte, konzentrierte. Seine Berührungen schwächten sie auf eine Weise, die sie nach mehr verlangen ließ.
»Sebastian …«, stöhnte sie. »Oh, Sebastian …«
»Ich liebe dich so sehr, Jenn.« Er zwang ihre Knie weit auseinander und schob sich zwischen ihre zitternden Schenkel. »Ich brauche dich, Jenn. Ich brauche dich so sehr. Ich kann ohne dich nicht leben. Ich schwöre es.«
Angeblich war es allein ihre Entscheidung, das versuchte sie sich immer wieder einzureden.
»Sebastian …«
Gib dich hin.
»Ja«, hauchte sie. »Die Gütigen Seelen mögen mir verzeihen, ja.«
35. Kapitel
Oba lehnte eine Schulter gegen die rot angestrichene Seitenwand eines etwas abseits stehenden Wagens und ließ, die Hände in den Hosentaschen, den Blick gelangweilt über den geschäftigen Marktplatz schweifen. Die Menschen, die sich um die Stände unter freiem Himmel drängten, schienen bester Laune zu sein, vielleicht weil nach langer Zeit endlich der Frühling vor der Tür stand, auch wenn der Winter noch nicht bereit zu sein schien, seine strenge Herrschaft vollends aufzugeben. Trotz der klirrenden Kälte schwatzten und lachten, handelten und stritten die Menschen, kauften und prüften die Angebote.
Die Menschenmassen hatten keine Ahnung, daß sich mitten unter ihnen eine bedeutende Persönlichkeit befand. Oba feixte. Mitten unter ihnen stand ein Rahl, ein Mitglied der Herrscherfamilie.
Seit seinem Entschluß, unbesiegbar zu werden, sowie auch während seiner weiten Reise in den Norden des Landes war Oba zu einem anderen Mann geworden, zu einem Mann von Welt. Anfangs, unmittelbar nach dem Tod der lästigen Hexenmeisterin und seiner verrückten Mutter, hatte er seine neu gewonnene Freiheit noch in tiefen Zügen ausgekostet und keinen Gedanken an einen Besuch im Palast des Volkes verschwendet, aber je mehr er über die entscheidenden Ereignisse und all die neuen Dinge, die er gelernt hatte, nachdachte, desto mehr gelangte er zu der Überzeugung, daß die Reise für ihn unverzichtbar war. Es fehlten noch immer ein paar Kleinigkeiten, Kleinigkeiten, die leicht zum Problem werden konnten.
Diese Jennsen hatte davon gesprochen, sie werde von Quadronen verfolgt, allerdings machten Quadronen nur Jagd auf bedeutende Personen. Oba sorgte sich, sie könnten auf die Idee kommen, auch auf ihn Jagd zu machen, jetzt, da er ebenfalls eine bedeutende Persönlichkeit war. Er war, wie Jennsen auch, eine dieser Lücken in der Welt. Lathea hatte es versäumt, ihm zu erklären, was genau es damit auf sich hatte, auf jeden Fall aber machte es sowohl Oba als auch Jennsen zu etwas Besonderem. Und irgendwie verband es sie miteinander.
In Anbetracht all der Scherereien, die sich womöglich bereits zusammenbrauten, hielt Oba es für das Klügste, seine Interessen selbst in die Hand zu nehmen, indem er das Stammhaus seiner Ahnen aufsuchte und so viel wie möglich in Erfahrung brachte.
Auch schon vor seinem Entschluß, in den Norden zu reisen, hatte Oba sich mit verschiedenen Problemen herumschlagen müssen.
Trotzdem, er reiste gern an neue Orte, außerdem hatte er eine Menge neuer Dinge gelernt. In seinem Kopf hatte er eine Liste von ihnen angelegt, die Orte, Sehenswürdigkeiten und Menschen umfaßte. In stillen Momenten ging er diese Liste durch, prüfte, was zusammengehörte und welche Schlüsse sich daraus ziehen ließen. Immer geistig rege bleiben, lautete sein Motto. Er war jetzt ganz auf sich gestellt, traf seine eigenen Entscheidungen, wählte allein seinen Weg und tat, was ihm beliebte, trotzdem mußte er noch lernen und sich weiterentwikkeln.
Da ihm seine Mutter stets mit resoluter Härte verboten hatte, auch nur einen Pfennig für
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