Die Säulen der Schöpfung - 13
Händlern umsah, aber Jennsen bemerkte, daß sein Blick weiter ging, bis hinauf zu den gewaltigen Portalen zwischen den hohen steinernen Säulen.
»Was sollen wir mit den Pferden machen?«, fragte sie. »Und mit Betty?«
Sebastian deutete auf eines der Gehege, in dem angepflockte Pferde standen. »Wir werden sie irgendwo zurücklassen müssen.«
Mit dem Kinn wies sie auf die heruntergekommenen Kerle, die das Gehege für die Tiere bewachten; sie waren eifrig in eine Würfelpartie vertieft.
»Meint Ihr wirklich, wir können unsere Tiere solchen Burschen anvertrauen? Nach allem, was wir wissen, könnten es doch Diebe sein. Vielleicht wäre es besser, Ihr bleibt hier bei den Pferden, während ich mich auf die Suche nach Altheas Ehemann mache.«
Sebastian ließ von seiner Begutachtung der Soldaten am Eingangsportal ab und wandte sich zu ihr um. »Ich halte es für keine gute Idee, sich an einem solchen Ort zu trennen, Jennsen. Außerdem möchte ich nicht, daß Ihr allein in den Palast geht.«
Sie versuchte die Besorgnis in seinen Augen abzuschätzen. »Und wenn wir Schwierigkeiten bekommen? Glaubt Ihr wirklich, wir können uns unseren Weg freikämpfen?«
»Nein. Ihr werdet schon Euren Kopf gebrauchen müssen – haltet Eure Gedanken zusammen. Ich habe Euch bis hierher gebracht, ich werde Euch auch jetzt nicht im Stich lassen und Euch allein dort hineingehen lassen.«
»Und wenn sie uns mit Waffengewalt drohen?«
»Sollte es tatsächlich so weit kommen, werden wir uns an einem Ort wie diesem mit Kämpfen auch nicht retten können. Viel wichtiger ist, den Menschen Angst zu machen, sie dazu zu bringen, zweimal darüber nachzudenken, wie gefährlich man sein könnte, damit man erst gar nicht in die Verlegenheit kommt, kämpfen zu müssen. Man muß sie einschüchtern.«
»Ich bin in diesen Dingen nicht sonderlich bewandert.«
Er lachte kurz auf. »Ihr beherrscht es ziemlich gut. Bei mir habt Ihr es doch auch geschafft, am ersten Abend, als Ihr die Huldigung gezeichnet habt.«
»Aber das wart schließlich Ihr, außerdem war meine Mutter dabei. An einem Ort mit so vielen Menschen ist das etwas ganz anderes.«
»Im Gasthaus hat es ebenfalls funktioniert, als Ihr der Wirtin Euer rotes Haar gezeigt habt. Euer Auftritt hat ihr die Zunge gelöst. Des weiteren habt Ihr die Männer mit nichts als Eurem Auftreten und einem Blick in Schach gehalten. Ihr ganz allein habt den Männern eine solche Angst eingeflößt, daß sie Euch in Ruhe gelassen haben.«
So hatte sie das noch nie gesehen. In ihren Augen war es eher eine Verzweiflungstat gewesen denn ein bewußtes Täuschungsmanöver.
Als Betty ihren Kopf an Jennsens Bein rieb, strich sie der Ziege gedankenverloren übers Ohr. während sie beobachtete, wie die Männer ihre Würfelpartie unterbrachen, um einigen Reisenden die Pferde abzunehmen. Die Grobheit, mit der die Kerle die Pferde behandelten, gefiel ihr überhaupt nicht.
Jennsen ließ den Blick suchend über das dichte Gewühl schweifen, bis sie den roten Schal ausmachte. Sie wickelte sich das lose Ende von Bettys Strick um die Hand und machte sich, Rusty im Schlepptau, auf den Weg dorthin. Überrascht beschleunigte Sebastian seine Schritte, um sie wieder einzuholen.
Die Frau im roten Schal war damit beschäftigt, die Bottiche mit ihren Würsten aufzustellen, als Jennsen vor ihrem Wagen stehen blieb. »Madam?«
Sie blinzelte in die Sonne. »Ja, meine Liebe? Noch ein paar Würstchen?« Sie hob einen Deckel an. »Schmecken nicht schlecht, was?«
»Sie sind köstlich, aber eigentlich wollte ich Euch fragen, ob ihr – gegen Bezahlung – auf unsere Pferde und meine Ziege aufpassen könntet.«
Die Frau legte den Deckel wieder an seinen Platz zurück. »Eure Tiere? Ich bin keine Stallmeisterin, meine Liebe.«
Jennsen, Strick und Zügel in der einen Hand, legte ihren Unterarm auf die Seitenwand des Karrens, Betty ließ sich neben dem Rad nieder. »Ich dachte, vielleicht würde es Euch Freude machen, meine Ziege eine Weile als Gesellschaft zu haben. Betty ist ein wahres Prachtexemplar und wird Euch ganz gewiß keinen Ärger machen.«
Die Frau blickte lächelnd über die Seitenwand des Karrens. »Betty heißt sie also? Nun ja, ich denke, auf Eure Ziege könnte ich schon aufpassen.«
Sebastian gab der Frau eine Silbermünze. »Wenn wir unsere Pferde neben Eurem anbinden dürften, könnten wir ruhigen Gewissens davon ausgehen, daß sie in guten Händen sind und Ihr sie im Auge behaltet.«
Die Frau besah sich erst
Weitere Kostenlose Bücher