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Die Säulen der Schöpfung - 13

Die Säulen der Schöpfung - 13

Titel: Die Säulen der Schöpfung - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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gewöhnlich weiter oben verkauft.«
    Als der unterirdische Eingang sie immer tiefer in sich aufnahm, legte Sebastians Arm sich abermals um ihre Hüfte. Seine körperliche Nähe, sein hübsches Gesicht und sein gelegentliches Lächeln hatten eine beruhigende Wirkung auf sie. Dank seines weißen Stoppelhaars ragte er aus der Masse heraus – er war einzigartig, etwas ganz Besonderes. In seinen blauen Augen schienen die Antworten auf viele Rätsel der großen weiten Welt zu liegen, die sie nie gesehen hatte. Seine Gegenwart ließ sie fast ihren Kummer über den Verlust ihrer Mutter vergessen.
    Eine ganze Reihe offen stehender Türen aus massivem Eisen ließ die sich langsam vorwärts schiebende Menge ein. Es hatte etwas Einschüchterndes, durch diese Türen zu schreiten, vor allem, wenn man wußte, daß man in der Falle saß, falls sie sich jemals schlossen. Dahinter führten weiße Marmorstufen, heller als Stroh und durchzogen von weißlichen Adern, zu prunkvollen, mit wuchtigen Steingeländern eingefaßten Treppenabsätzen. Kontrastierend zu den mächtigen Eisentoren draußen vor dem Felsplateau, schlossen manche der Zimmer mit fein gearbeiteten Holztüren ab. Weiß getünchte und zusätzlich noch hell ausgeleuchtete Flure lenkten ab von dem Gefühl, sich im Innern des Plateaus zu befinden. Die mancherorts in verschiedene Richtungen abzweigenden Treppen schienen endlos, einige der Absätze führten – Ziel vieler Besucher – in geräumige Korridore. Die ganze Szenerie glich einer in ewige Dunkelheit getauchten Stadt, die von Wandlampen und Hunderten von Straßenlaternen beleuchtet wurde. Als ihre Beine vom anstrengenden Treppensteigen und Durchwandern der Korridore allmählich müde wurden, dämmerte ihr schließlich, warum viele lieber unten in der Ebene blieben, um ihre Geschäfte zu tätigen. Der Weg bis ganz nach oben war sowohl zeitlich als auch entfernungsmäßig nicht zu unterschätzen und obendrein eine ausgesprochene Schinderei.
    Als sie endlich wieder ins Tageslicht hinaustraten, wurden Jennsen und Sebastian für ihre Mühen belohnt. Drei Balkonreihen mit gedrehten Säulen an der Vorderseite, die überwölbte Maueröffnungen stützten, blickten hinunter in einen Marmorsaal. Verglaste Fenster oben ließen Licht herein, wodurch eine von Helligkeit durchflutete Galerie entstand, wie sie sie noch nie zuvor gesehen hatten.
    »Wie hat ein Volk nur einen Ort wie diesen erbauen können«, flüsterte Sebastian. »Was mag die Menschen dazu bewogen haben?«
    Jennsen wußte auf keine der beiden Fragen eine Antwort. Und doch, so sehr sie die Menschen, die über ihr Land herrschten, auch verabscheute – der Palast versetzte sie noch immer in ehrfürchtiges Staunen. Dieser Ort war von Menschen erbaut worden, deren Phantasie und visionäre Kraft ihr Vorstellungsvermögen bei weitem überstieg.
    »Ausgerechnet in einer Zeit, da so viel Not in der Welt herrscht«, murmelte er bei sich, »setzt sich das Haus Rahl ein solches marmornes Denkmal.«
    Eigentlich fand sie, daß außer Lord Rahl selbst ganz offenkundig noch zigtausend andere vom Palast des Volkes profitierten, all jene nämlich, denen der Palast mit seinen vielfältigen Möglichkeiten eine Gelegenheit bot, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, Menschen jeden Schlags bis hin zur Wurstverkäuferin Irma, doch gerade in diesem Augenblick mochte Jennsen den Zauber nicht zerstören, um ihm das zu erklären.
    Die sich in beide Richtungen erstreckende Galerie wurde von Werkstätten gesäumt. Manche, in denen jeweils nur ein einziger Kunsthandwerker arbeitete, waren nach vorne hin offen, viele dagegen, in denen eine ganze Reihe von Leuten arbeitete, hatten eine verglaste Frontpartie und wirkten mit ihren Türen und den draußen aufgehängten Schildern geradezu überladen. Die Vielfalt war überwältigend! Es gab Läden, in denen man sich die Haare schneiden, Zähne ziehen, ein Porträt anfertigen und Stoffe herstellen lassen sowie alles kaufen konnte, was das Herz begehrte, angefangen von ganz alltäglichen Erzeugnissen bis hin zu kostbaren Duftwässern und Schmuck. Die Wohlgerüche der ungeheuren Speisenvielfalt war betörend, der Anblick schwindelerregend.
    Während sie auf ihrer Suche nach dem Vergolder all diese Eindrücke in sich aufnahm, erspähte Jennsen zwei Frauen in braunen Lederuniformen, die ihr blondes Haar zu einem einzelnen Zopf geflochten trugen. Sie packte Sebastian beim Arm und zog ihn in einen Seitengang. Wortlos drängte sie ihn zur Eile, darauf

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